Fußball | Ligue 1 Lyon gegen Marseille nach Flaschenwurf abgebrochen

Stand: 22.11.2021 13:30 Uhr

In Frankreich ist Dimitri Payet beim Spiel von Olympique Marseille bei Olympique Lyon mit einer gefüllten Wasserflasche beworfen worden. Das Spiel am Sonntag (21.11.2021) wurde zunächst unterbrochen, später kam es zum Abbruch. Der Ligaverband und die Behörden widersprachen sich bei der Frage, wer das Spiel zwischenzeitlich fortsetzen wollte.

Schon in der 2. Minute verzögerte sich die Ausführung eines Eckballs von Payet, weil aus einem Fanblock Lyons Gegenstände in seine Richtung geworfen wurden. Als Payet nach etwa drei Minuten Wartezeit erneut zur Ausführung der Ecke ansetzte, traf ihn eine gefüllte Wasserflasche am Kopf. Der Täter wurde bereits während der Unterbrechung ausgemacht und in Gewahrsam genommen.

Payet wurde mehrere Minuten lang auf dem Rasen behandelt, ehe er mit Eisbeuteln am Kopf in die Kabine geführt wurde.

Spiel sollte zunächst fortgesetzt werden, dann doch nicht

Schiedsrichter Ruddy Buquet führte die Mannschaften zunächst in die Kabine. Im Stadion wurde rund 80 Minuten nach der Unterbrechung angekündigt, dass das Spiel fortgesetzt werden soll. Lyons Spieler machten sich daraufhin auf dem Platz minutenlang erneut warm, allerdings kam zunächst niemand von Olympique Marseille aufs Spielfeld. Daraufhin gingen auch die Spieler Lyons zurück in die Kabinen.

Das Spiel wurde offiziell abgebrochen. "Unsere Spieler folgten den Anweisungen des Schiedsrichters und kehrten zum Aufwärmen zurück. Dann änderte der Schiedsrichter seine Meinung", sagte Lyons Präsident Jean-Michel Aulas.

Behörden und Liga im offenen Widerspruch

Zwischen dem französischen Ligaverband LFP und den Behörden kam es währenddessen zum offenen Widerspruch. "Die Liga bedauert die Entscheidung des Regionalpräfekten, das Spiel wieder aufzunehmen", teilte die LFP mit.

Die lokale Polizei veröffentlichte bei Twitter mehrere anderslautende Stellungnahmen: Nach der Spielunterbrechung seien die Behörden, die Vereine und der Schiedsrichter zusammengekommen. "Entgegen einigen Gerüchten liegt die Entscheidung, das Spiel wieder aufzunehmen, nicht beim Präfekten. Diese liegt allein dem Schiedsrichter."

Anschließend hieß es außerdem von der Präfektur: Der Schiedsrichter habe das Spiel nach besagter Krisensitzung fortsetzen wollen. Fälschlicherweise habe die LFP die Information verbreitet, dass die Behörden diese Entscheidung getroffen haben. Später habe sich der Schiedsrichter doch für einen Abbruch entschieden.

Montag Sitzungen im Ligaverband

Der Verband verurteilte die Vorkommnisse, kritisierte einen Imageverlust der Liga und kündigte Beratungen für Montag an. Dann geht es wohl um eine Neuansetzung des Spiel sowie um Konsequenzen für Lyon.

Auch Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu kritisierte die Vorfälle: "Das, was in Lyon passiert ist, ist nicht hinnehmbar", sagte die Ministerin am Montag. "Wir brauchen Sanktionen und eine allgemeine, sofortige und radikale Bewusstseinsbildung aller Akteure im Fußball."

Ähnlicher Vorfall in Nizza mit Payet führte zur Neuansetzung

Am 22. August hatte es in Nizza einen ähnlichen Vorfall gegeben. Auch dort wurde Payet von einer Flasche getroffen, damals am Rücken. Er sank zunächst zu Boden, dann warf er mit mehreren Plastikflaschen auf Nizza-Fans, andere Teamkollegen schlossen sich ihm an.

Daraufhin drängten Nizza-Anhänger aufs Spielfeld, woraufhin es zu heftigen Auseinandersetzungen auch zwischen Spielern und Klubverantwortlichen kam. Nach dem Platzsturm wurde die Partie unterbrochen und später auf neutralem Boden neu angesetzt.

Mehrfach Ausschreitungen seit Saisonbeginn

Der französische Fußball schrieb in dieser Saison schon häufig negative Schlagzeilen durch Ausschreitungen. Die Gründe sind mysteriös.

"Wir sind alle von der Explosion der Gewalt überrascht. Das hat niemand erwartet", sagt David Fioux, der für die renommierte französische Sportzeitung "L'Equipe" arbeitet, im Gespräch mit der Sportschau. Selbst Soziologen, die sich mit dem Phänomen beschäftigten, hätten keine schlüssige Erklärung.