Gareth Bale jubelt nach seinem Treffer

FIFA WM 2022 - Teamcheck Wales - Bales Erfahrung könnte den Unterschied machen

Stand: 10.11.2022 16:52 Uhr

Wales kehrt nach 64 Jahren auf die WM-Bühne zurück, doch zwei EM-Teilnahmen haben das Team gestärkt. Das und die Erfahrung von Gareth Bale könnten den Unterschied machen.

Von Frank van der Velden

Der Trainer

Eigentlich wäre Robert Page als Co-Trainer von Ryan Giggs zur WM gefahren. Doch nach Vorwürfen der häuslichen Gewalt wurde dessen Vertrag zunächst ausgesetzt und später dann ganz beendet. Page übernahm das Team im November 2020 interimsweise, seit Juni 2022 ist er offiziell Chefcoach.

In dieser Zeit machte der 48-Jährige seine Sache gut. Er führte "die Drachen" bei der EM 2021 bis ins Achtelfinale und unter seiner Leitung gelang die Qualifikation für die WM 2022. Als Vereinstrainer hatte Page, der während seiner aktiven Karriere als eisenharter Verteidiger gefürchtet war, nur mäßigen Erfolg. Einen Namen machte er sich aber bei der Arbeit mit jungen Talenten. Seit 2017 ist Page Jugendtrainer im walisischen Verband und kennt seine Jungspunde im Kader deshalb ganz genau.

Der Star

Ohne Gareth Bale hätte sich Wales wohl nicht für die WM qualifiziert. Der 33-Jährige machte in den Qualifikations-Playoffs gegen Österreich und die Ukraine alle drei Tore und führte seine Land damit praktisch im Alleingang nach Katar. Mit seiner Schnelligkeit und spektakulären Standards ist er er nach wie vor unerlässlich für das Team.

Als Kapitän und Rekord-Torschütze ist der alternde Star, der sein Geld inzwischen in Los Angeles verdient und dort zuletzt die Meisterschaft holte, zudem immer noch die unumstrittene Leitfigur bei den Walisern. Und während er in seinen letzten Jahren bei Real Madrid ab und an eher lustlos daherkam, gab der Mann aus Cardiff im Nationaltrikot stets Vollgas. Unvergessen ist sein Jubel mit einer Fahne auf der zu lesen stand: "Wales. Golf. Madrid. In dieser Reihenfolge". In Spanien kam das seinerzeit nicht gut an, in Wales schon. Schon jetzt gilt er neben seinem Ex-Trainer Giggs als der beste Spieler, den Wales jemals hatte.

Gareth Bale

Players to watch

Sein Trainer Page bezeichnet ihn als "Zukunft des walisischen Fußballs", und damit steht er wahrlich nicht alleine. Die Rede ist von Brennan Johnson. Der 21-Jährige läuft in der Premier League bei Nottingham Forest auf und glänzt dort mit seiner Technik, Ballsicherheit und Schnelligkeit. Der Jungstar kann in der Offensive variabel als Stürmer, Flügelflitzer oder hinter den Spitzen eingesetzt werden. Bei der WM dürfte er aber vor allem als Einwechselspieler zum Zug kommen.

Von Neco Williams hat auch Jürgen Klopp eine sehr hohe Meinung. Der Trainer des FC Liverpool ließ seinen Schützling zu Nottingham Forest ziehen. Begründung: Der 21-Jährige habe Besseres verdient als bei den "Reds" auf der Bank zu sitzen, nämlich: Einsatzzeiten und einen Platz im walisischen WM-Kader. Das "begabte und aufregende Talent" sei "einer der wichtigsten Spieler bei Wales", sagte Klopp. Das Besondere an Williams: Er kann überall spielen - Außenverteidiger, Flügelspieler, rechts wie links.

Siegtorschütze für Wales: Neco Williams (Nr. 3)

Besonderes

Nach 64 Jahren kehrt Wales auf die ganz große Fußballbühne zurück. 1958 war das Land zum bisher letzten Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei. Damals scheiterte Wales beim Turnier in Schweden im Viertelfinale am späteren Weltmeister Brasilien. 64 Jahre - so lange hat noch kein anderer Land auf seine zweite WM-Teilnahme warten müssen.

WM-Chancen

Dennoch ist mit Wales zumindest in der Vorrunde zu rechnen. Nach zwei EM-Teilnahmen in Serie gilt das Team durchaus als turniererfahren und kampferprobt. Bei der EM 2016 in Frankreich kam Wales sogar bis ins Halbfinale.

Bei der WM in Katar muss die Mannschaft in Gruppe B gegen England, die USA und den Iran ran. Vom Papier geht es um Platz zwei hinter England, dabei sind die Amerikaner ein Gegner auf Augenhöhe. Im direkten Duell könnten gerade Spieler wie Bale den Ausschlag geben. Der fünfmalige Champions-League-Sieger hat Erfahrung mit ganz großen und wichtigen Spielen. Solche Spieler haben die US-Boys nicht im Team. So darf Wales der Einzug ins Achtelfinale durchaus zugetraut werden.

Der Kader

Tor: Wayne Hennessey (Nottingham Forest), Danny Ward (Leicester City), Adam Davies (Sheffield United)

Abwehr: Ethan Ampadu (Spezia Calcio), Chris Mepham (AFC Bournemouth), Tom Lockyer (Luton Town), Ben Davies (Tottenham Hotspur), Chris Gunter (AFC Wimbledon), Connor Roberts (FC Burnley), Joe Rodon (Stade Rennes), Neco Williams (Nottingham Forest), Ben Cabango (Swansea City)

Mittelfeld/Sturm: Joe Allen (Swansea City), Aaron Ramsey (OGC Nizza), Harry Wilson (FC Fulham), Jonny Williams (Swindon Town), Joe Morrell (FC Portsmouth), Dylan Levitt (Dundee United), Rubin Colwill (Cardiff City), Sorba Thomas (Huddersfield Town), Matt Smith (MK Dons), Gareth Bale (Los Angeles FC), Daniel James (FC Fulham), Kieffer Moore (AFC Bournemouth), Brennan Johnson (Nottingham Forest), Mark Harris (Cardiff City)