Will auch in Katar wieder jubeln: Uruguays Sturm-Juwel Darwin Nunez

FIFA WM 2022 - Teamcheck Uruguay - Dienstboten und hungrige Torjäger

Stand: 15.11.2022 13:04 Uhr

Uruguays Nationalmannschaft ist eine im Umbruch, man wird das bei dieser WM beobachten können. Manchmal trennen Gegenwart und Zukunft eben nur ein paar Meter.

Der Trainer

Seit einem Jahr ist Diego Alonso Nationaltrainer von Uruguay, er übernahm von Oscar Tabarez, der 15 Jahre im Amt war. Sie nannten Tabarez nur "Maestro", es war ein Kompliment. Kein einfacher Job also für Alonso, der seine Vorstellung von Fußball einmal recht einfach skizziert hat. Er sagte: "Fußball ist gewinnen. Und danach wieder gewinnen." Es scheint, als hätten die Spieler aufmerksam zugehört.

Seit neun Länderspielen ist Alonso verantwortlich, ein Spiel ging verloren, eins endete remis, siebenmal gewann Uruguay. Alonso hat auch gleich mal einen personellen Umbruch eingeleitet, er war überfällig. Zwar sind die ewigen Fernando Muslera, 36, Edinson Cavani, 35, und Luis Suárez, 35, noch im Kader. Doch gesetzt ist nur noch Suárez. Die Hoffnungsträger sind nun andere.

Der Star

Als Darwin Núñez, 23, noch kein Profi war, sondern ein Nachwuchsspieler, ist er manchmal hungrig ins Bett gegangen. Núñez wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, die Mutter sammelte Flaschen, der Vater war Bauarbeiter. Das Geld war knapp, Essen auch. Vom Fußball erhoffte sich Núñez ein anderes Leben, mit Geld und Essen. Er hat es geschafft.

In der vergangenen Saison waren die Champions-League-Auftritte von Núñez im Trikot von Benfica Lissabon eine Offenbarung. Sechsmal traf er in zehn Einsätzen, zweimal in zwei Spielen gegen Liverpool. Jürgen Klopp war begeistert. Nun spielt Núñez für die "Reds", noch fremdelt er. Englisch spricht er nicht. Und doch gibt es gerade kaum einen spannenderen Angreifer als ihn.

In Uruguays Nationalmannschaft hat Núñez Cavani vorerst auf die Bank verdrängt, er spielt jetzt an der Seite von Kapitän Suárez. Für Suárez wird es wohl die letzte WM, für Núñez die erste. Manchmal trennen Gegenwart und Zukunft eben nur ein paar Meter.

Players To Watch

Man muss nicht unbedingt Spiele von Real Madrid verfolgen, um über Federico Valverde zu staunen. Aber es lohnt sich. Manchmal lässt der Trainer Carlo Ancelotti Valverde, 24, im zentralen Mittelfeld spielen, meistens stellt er ihn als Rechtsaußen auf. Es gibt nur eine Regel: In wichtigen Spielen spielt Valverde immer. Valverde kann es überall, und nun schießt er auch noch Tore, sechs alleine in der Liga.

Zwischen all den Superstars bei den "Königlichen" wirkt Valverde trotzdem manchmal wie ein Dienstbote, aber der Eindruck täuscht. Er hat die körperliche Präsenz eines Bodybuilders, aber feine Füße. Valverde ist einer, der das Spiel versteht. Er hat ja auch bei Luka Modric und Toni Kroos gelernt.

Federico Valverde könnte auch bei der WM für artistische Kunststücke sorgen

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Besonderes

Trainer Diego Alonso hat einen personellen Umbruch eingeleitet, doch ganz ohne Erfahrung geht es in Uruguay nicht. Muslera und Cavani (beide 133 Länderspiele) sind nicht mehr unumstrittene Stammspieler, aber im Kader stehen sie trotzdem. Martin Caceres, 35, spielt zwar nicht mehr in einer Top-Liga, sondern in den USA, aber er könnte mit seinen 115 Länderspielen trotzdem der Abwehrchef werden.

Und dann ist da noch Suárez (134 Länderspiele), er spielt aktuell für Club Nacional de Football in Uruguay. Er sagt: "Manchmal ist der Kopf heute schneller als der Körper." Für Suárez ist das offenbar kein Problem, er trifft noch immer regelmäßig. In diesem Jahr steht er bei drei Toren in sechs Länderspielen.

WM-Chancen

Natürlich ist die WM 2022 die WM 2022 und nicht die von 2010, 2014 oder 2018 - aber Träumen ist ja noch erlaubt. In Südafrika war Uruguay am Ende Vierter, in Brasilien vier Jahre später immerhin im Achtelfinale und in Russland im Viertelfinale. Und diesmal? In einer Gruppe mit Portugal, Ghana und Südkorea ist für Uruguay zumindest das Weiterkommen möglich, ein Ausscheiden schon in der Vorrunde wäre eine Enttäuschung. Doch damit ist eher nicht zu rechnen.

Der Kader

Tor: Sergio Rochet (Nacional Montevideo), Fernando Muslera (Galatasaray Istanbul), Sebastian Sosa (Independiente Avellaneda)

Abwehr: Jose Luis Rodriguez (Nacional Montevideo), Guillermo Varela (Flamengo Rio de Janeiro), Ronald Araujo (FC Barcelona), Josema Gimenez (Atletico Madrid), Sebastian Coates (Sporting Lissabon), Diego Godin (Velez Sarsfield), Martin Caceres (Los Angeles Galaxy), Matias Vina (AS Rom), Mathias Olivera (SSC Neapel)

Mittelfeld: Matias Vecino (Lazio Rom), Rodrigo Bentancur (Tottenham), Federico Valverde (Real Madrid), Lucas Torreira (Galatasaray Istanbul), Manuel Ugarte (Sporting Lissabon), Facundo Pellistri (Manchester United), Nicolas De la Cruz (River Plate Buenos Aires), Giorgian de Arrascaeta (Flamengo Rio de Janeiro), Agustin Canobbio (Athletico Paranaense Curitiba), Facundo Torres (Orlando City)

Angriff: Darwin Nunez (Liverpool), Luis Suarez (Nacional Montevideo), Edinson Cavani (Valencia), Maximiliano Gomez (Trabzonspor).