Südkoreas Superstar Heung-Min Son im Zweikampf mit Gabriel Jesus

FIFA WM 2022 - Teamcheck Südkorea - große Last für schmale Schultern

Stand: 15.11.2022 13:01 Uhr

Heung-min Son ist Südkoreas bester Fußballer, bei der WM 2022 wird es auf ihn und seine Tore ankommen. Die Abhängigkeit von Son ist groß, vielleicht zu groß.

Der Trainer

Vor zwanzig Jahren, als Paulo Bento noch kein Trainer war, sondern ein Stratege im Mittelfeld, hatte er schon einmal mit Südkorea zu tun. Bei der WM 2002 verlor Bento in der Vorrunde mit Portugal 0:1 und schied aus. Südkorea kam weiter, bis ins Halbfinale, dann waren Michael Ballack und Deutschland ein Tor zu gut.

Vor viereinhalb Jahren kam es dann zum Wiedersehen, als Südkorea Bento als neuen Nationaltrainer vorstellte. In 55 Spielen holte die Nationalmannschaft im Schnitt 2,18 Punkte pro Spiel, unumstritten ist Bento deshalb aber nicht. Die Abhängigkeit von Heung-Min Son ist groß, der Ansatz des Trainers eher vorsichtig. Nicht allen gefällt das.

Der Star

Als Heung-min Son vor siebeneinhalb Jahren von Bayer Leverkusen zu Tottenham wechselte, war er natürlich ein talentierter Fußballer, die Schultern schmal, die Füße fein. Ein Star war er noch nicht. Heute ist Son, 30, einer der besten Angreifer in der Premier League, in der vergangenen Saison war er mit 23 Treffern Torschützenkönig. Seine Schüsse, oft mit Gefühl, manchmal mit Kraft, fürchten Torhüter in England.

In Südkoreas Nationalmannschaft ist Son nicht nur Kapitän, er ist auch der beste Spieler. Sechsmal war er Fußballer des Jahres, in 104 Länderspielen hat er 35 Tore erzielt, eins auch bei der WM 2014 und zwei bei der Endrunde vier Jahre später. Beim DFB erinnern sie sich ungerne. Nun, bei seiner dritten Teilnahme, soll Son Südkorea ins Achtelfinale schießen. Einfach wird das nicht. Er sagt: "Wir werden eindeutig der Außenseiter sein."

Vor einigen Wochen hat Son Südkorea im Testspiel gegen Costa Rica mit einem späten Tor ein Remis gerettet, wenige Tage später erzielte er den einzigen Treffer beim knappen Sieg gegen Kamerun. Für die schmalen Schultern des überaus begabten Fußballers Son ist die Last in diesen Tagen keine leichte.

Players To Watch

Südkorea hat viele gute Fußballer, nicht nur Son. Den Mainzer Jae-sung Lee kennt man aus der Bundesliga als guten Techniker, den Freiburger Woo-yeong Jeong auch. Auch der offensive Mittelfeldspieler Kang-in Lee hat mit seinen Dribblings im Trikot von RCD Mallorca schon für AUfsehen gesorgt.

Und in Italien staunen sie gerade über den Innenverteidiger Min-jae Kim von der SSC Neapel. Kim, 25, kam erst Ende Juli von Fenerbahce, aber in Neapel ist er jetzt schon Kult. Sie nennen ihn dort "das Monster", es ist ein Kompliment. Kim ist robust im Zweikampf und stark beim Kopfball, und er kann nicht nur verteidigen. Wenn Kim andribbelt, macht er selten Fehler, und seine Pässe kommen oft an.

Südkoreas Schlüsselspieler Min-Jae Kim (l.) möchte auch bei der WM wieder jubeln

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Besonderes

Südkorea war seit 1986 bei jeder Weltmeisterschaft dabei. Es ist eine Bilanz, von der England (1994 nicht qualifiziert), Frankreich (1990 und 1994 nicht dabei), die Niederlande (1986, 2002 und 2018 nicht qualifiziert) und nun auch Italien, das sich nicht für die Endrunde in Katar qualifiziert hat, mindestens eine Teilnahme entfernt sind.

WM-Chancen

Bei der WM trifft Südkorea auf Uruguay, Ghana und Portugal. Viel wird dann von Heung-min Son abhängen, auch die Rolle des Trainer Paulo Bento wird eine wichtige. Gelingt es ihm, die Abhängigkeit der Mannschaft von Son zu verringern? Bento bleibt zurückhaltend. Eine wirklich schwere Gruppe sei das, sagt er. Seine Mannschaft müsse sehr gut spielen, um die Gruppenphase zu überstehen. "Und vielleicht reicht auch das nicht aus."

Der Kader

Tor: Seung-Gyu Kim (Al-Shabab), Bum-Keun Song (Jeonbuk Motors), Hyeon-Woo Jo (Ulsan)

Abwehr: Kyung-Won Kwon (Gamba Osaka), Moon-Hwan Kim (Jeonbuk Motors), Min-Jae Kim (SSC Neapel), Young-Gwon Kim (Ulsan), Jin-Su Kim (Jeonbuk Motors), Tae-Hwan Kim (Ulsan), Jong-Gyu Yoon (FC Seoul), Yu-Min Cho (Daejeon Hana Citizen), Chul Hong (Daegu FC)

Mittelfeld: Chang-Hoon Kwon (Gimcheon Sangmu), Sang-Ho Na (FC Seoul), Seung-Ho Paik (Jeonbuk Motors), Kang-in Lee (Real Mallorca), Jae-Sung Lee (FSV Mainz 05), Woo-Yeong Jeong (SC Freiburg), In-Beom Hwang (Olympiakos Piräus), Hee-Chan Hwang (Wolverhampton Wanderers), Min-Kyu Song (Jeonbuk Motors), Jun-Ho Son (Shandong Taishan), Sang-Ho Na (FC Seoul)

Angriff: Heung-Min Son (Tottenham Hotspur), Gue-Sung Cho (Jeonbuk Motors), Ui-Jo Hwang (Olympiakos Piräus)