Spaniens Marcos Asensio jubelt

FIFA WM 2022 - Teamcheck Spanien will zurück in die Weltelite

Stand: 15.11.2022 12:37 Uhr

Spanien trifft auf Deutschland, Japan und Costa Rica. Für die in der Vergangenheit so erfolgsverwöhnten Iberer zählt – trotz starker Gegner - nur das Weiterkommen. Danach ist Träumen erlaubt.

Von Nicole Schmitt

Der Trainer

Luis Enrique hat als spanischer Nationaltrainer eine bewegte Zeit hinter sich. Nach der WM 2018 in Russland übernahm der heute 52-Jährige das Team, trat aber bereits nach wenigen Monaten zurück. Seine neunjährige Tochter war an Knochenkrebs erkrankt, im Sommer 2019 verlor sie den Kampf gegen die Krankheit.

Knapp drei Monate nach dem familiären Schicksalsschlag kehrte Enrique auf die Trainerbank der "Furia Roja" zurück und erlebte bei der EM 2021 sein erstes großes Turnier als Nationaltrainer. Nach einem holprigen Start (Unentschieden gegen Schweden und Polen) schaffte es Spanien bis ins Halbfinale. Dort schied die Mannschaft zwar im Elfmeterschießen gegen Italien aus, trotzdem war das Erreichen des Halbfinals der größte spanische Erfolg seit dem EM-Titel 2012.

Spaniens Trainer Luis Enrique

Spaniens Trainer Luis Enrique

Vor seiner Zeit als Nationalcoach hatte Enrique unter anderem sehr erfolgreich den FC Barcelona trainiert. 2015 holte er mit den Katalanen, für die er selbst acht Jahre lang kickte, das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions-League-Sieg.

Der Star

Seit mehr als einem Jahrzehnt hält Sergio Busquets die Fäden im defensiven Mittelfeld der Spanier zusammen. Der mittlerweile 34-Jährige zählt dabei zu den ganz Großen des spanischen Fußballs und ist der letzte verbliebene Spieler der glorreichen spanischen Ära: An der Seite von Xavi, Iniesta und Co. feierte Busquets 2010 den Welt- und 2012 den Europameistertitel.

Auf dem Weg nach Katar war Busquets in sechs der acht Qualifikationsspiele mit dabei und führte das spanische Team in Abwesenheit von Sergio Ramos fünfmal als Kapitän aufs Feld. Mit seiner Erfahrung aus 139 Länderspielen dürfte Busquets im stark besetzten Mittelfeld auf der Sechs gesetzt sein. Offensiv-Akzente sind vom Kapitän des FC Barcelona eher nicht zu erwarten. Sein Fokus liegt fast ausschließlich auf der defensiven Organisation. Seine Rolle wird umso wichtiger, weil Ramos nicht im Aufgebot steht.

Die "Players To Watch"

Zu den größten Talenten des Teams gehört der Youngster Pedri. Seit 2020 läuft der mittlerweile 19-Jährige für den FC Barcelona auf und avancierte dort zum Leistungsträger. Pedri ist technisch hochveranlagt, er besticht durch eine starke Übersicht und erinnert mit seiner kreativen Spielweise nicht nur viele Barca-Fans an den nach Paris abgewanderten Lionel Messi. Im März 2021 debütierte der Shootingstar in der "Seleccion" und eroberte sich bei der Europameisterschaft einen Stammplatz im offensiven Mittelfeld. Im Anschluss an die EM nahm Pedri mit der U21 an den Olympischen Spielen teil und gewann mit Spanien die Silbermedaille.

Danach zog sich das Toptalent allerdings mehrere Muskelverletzungen zu und fiel immer wieder aus. Ein Riss im Oberschenkelmuskel im Europa-League-Spiel gegen Frankfurt sorgte im April dann für das Saisonaus und eine längere Zwangspause. In den Nations-League-Partien Ende September konnte Pedri aber wieder mitmischen. Bei der WM in Katar könnte er der X-Faktor im spanischen Team sein.

Will bei der WM für Wirbel sorgen: Spaniens Pedri

Will bei der WM für Wirbel sorgen: Spaniens Pedri

Das Besondere

Wer beim Fußballabend mit (unnützem) Wissen punkten will, für den lohnt sich ein Blick in die WM-Statistik. Denn die spanische Nationalmannschaft hält für Zahlen-Interessierte einige Fun-Facts parat:

  • Spanien war 2010 das erste und bis heute einzige Team, das Weltmeister wurde, obwohl es mit einer Niederlage ins Turnier gestartet war (0:1 gegen die Schweiz)
  • Obwohl Spanien nur die siebtmeisten WM-Spiele bestritt, bekam es mit Abstand die meisten Strafstöße zugesprochen (17). 15 davon wurden verwandelt. Die einzigen beiden Fehlschüsse gab es ausgerechnet beim Turnier 2010, das Spanien mit dem Titelgewinn abschloss
  • Spanien musste bei WM-Endrunden siebenmal in eine Verlängerung. Nur einmal gelang dort ein Sieg: Im Endspiel 2010 gegen die Niederlande
  • Spanien erzielte bislang 99 WM-Tore. In Katar könnten die Iberer als sechste Nation nach Brasilien, Deutschland, Argentinien, Italien und Frankreich die 100er-Marke knacken

Die WM-Chancen

Bei ihrer 16. WM-Teilnahme will die spanische Nationalmannschaft das schlechte Abschneiden von 2014 in Brasilien (Aus in der Vorrunde) und 2018 in Russland (Aus im Achtelfinale) vergessen machen und endlich wieder zur Weltelite des Fußballs gehören. Zu den Top-Favoriten auf den Titelgewinn zählt die "Seleccion" bei den Buchmachern aber nicht. Die meisten Wettanbieter rechnen Brasilien, Frankreich und England die größten Chancen zu. Spanien liegt immerhin vor Deutschland auf Platz fünf.

In der WM-Qualifikation gewann Spanien seine Gruppe B vor Schweden, Griechenland, Georgien und dem Kosovo. Mit einem Sieg im ersten Gruppenspiel gegen Costa Rica will sich das Enrique-Team das nötige Selbstvertrauen für ein erfolgreiches Endrunden-Turnier holen. Aber selbst bei einer Niederlage, wie die WM 2010 gezeigt hat, wäre für Spanien alles möglich.

Der Kader

Tor: Robert Sanchez (Brighton & Hove Albion), David Raya (FC Brentford), Unai Simon (Athletic Bilbao)

Abwehr: Pau Torres (FC Villarreal), Hugo Guillamon (FC Valencia), Jose Gaya (FC Valencia), Jordi Alba (FC Barcelona), Dani Carvajal (Real Madrid), Cesar Azpilicueta (FC Chelsea), Eric Garcia (FC Barcelona), Aymeric Laporte (Manchester City)

Mittelfeld: Sergio Busquets (FC Barcelona), Marcos Llorente (Atletico Madrid), Koke (Atletico Madrid), Gavi (FC Barcelona), Rodri (Manchester City), Carlos Soler (Paris St. Germain), Pedri (FC Barcelona)

Angriff: Ferran Torres (FC Barcelona), Pablo Sarabia (Paris St. Germain), Nico Williams (Athletic Bilbao), Alvaro Morata (Atletico Madrid), Yeremy Pino (FC Villarreal), Dani Olmo (RB Leipzig), Ansu Fati (FC Barcelona), Marco Asensio (Real Madrid)