Cristiano Ronaldo schaut unzufrieden

FIFA WM 2022 - Teamcheck Portugal - wie Weihnachten im Herbst

Stand: 15.11.2022 12:58 Uhr

Der Weg nach Katar führte für Portugal über die Playoffs. Bei der WM muss Trainer Fernando Santos nun auch noch die Ronaldo-Frage beantworten.

Der Trainer

Bevor Fernando Santos, 68, ein erfolgreicher Trainer wurde, war er ein mittelmäßiger Fußballer, zwischen beiden Karrieren hat er als Ingenieur gearbeitet. Ein Tüftler ist er auch als Trainer, ein Dogmatiker eher nicht. Fußball muss bei ihm nicht immer schön anzusehen sein. Die Zeitung Publico hat einmal geschrieben: "Fernando Santos weiß nicht, was schön oder hässlich ist, aber er weiß, wie man gewinnt."

Tatsächlich war das mit Santos und Portugal lange eine Erfolgsgeschichte. Allein die Titel: Im Jahr 2016 gewann man die EM und drei Jahre später die Nations League. Die Qualifikation für die WM in Katar war dann eher nicht so erfolgreich, Portugal musste den Umweg über die Playoffs nehmen. Und nun muss Santos auch noch die Ronaldo-Frage klären.

Fernando Santos und Cristiano Ronaldo im Gespräch beim Training

Fernando Santos und Cristiano Ronaldo im Gespräch beim Training

Der Star

Portugal hat viele sehr gute Fußballer, in der Nationalmannschaft finden sich Fußballer wie Joao Cancelo, Bernardo Silva, Ruben Días (alle Manchester City) und Bruno Fernandes (Manchester United). Aber natürlich ist da auch noch Cristiano Ronaldo. Er ist der Superstar unter lauter Stars, immer noch. Und doch müssen es gerade irritierende Zeiten sein für Ronaldo.

Über Fußballer in seinem Alter heißt es manchmal, sie seien im Herbst ihrer Karriere. In der Karriere von Ronaldo, 37, diesen Eindruck hatte man zuletzt manchmal, ist es nicht mehr Herbst, es ist kurz vor Weihnachten. Zwar hat CR7 gerade das 700. Tor seiner Karriere erzielt, doch bei seinem Klub Manchester United ist nach einem "Enthüllungsinterview" Ronaldos bei TV-Talker Piers Morgan gerade Drama angesagt. Ob Ronaldo überhaupt zu seinem Klub zurückkehren wird, scheint offen.

Was das für Portugals Nationalmannschaft und die WM bedeutet, lässt sich noch nicht beurteilen. Es gibt sie, die Stimmen, die meinen, Portugal sei womöglich besser dran ohne den Besten. Aber der Trainer Santos hat Ronaldo zuletzt fast immer spielen lassen. Einmal, im Juni gegen Spanien, hat Santos eine Ausnahme gemacht. Es lief nicht so gut. Der Ausgleich fiel erst, also Ronaldo auf dem Feld stand.

Players To Watch

Wahrscheinlich hätte hier der Name von Diogo Jota gestanden. Jota, 25, spielt für den FC Liverpool, ein Unbekannter ist er sicher nicht mehr. Aber in der Nationalmannschaft drehte sich dann doch vieles um Ronaldo. Ausgerechnet nun, wo Ronaldo schwächelt, wird Diego Jota nicht mitspielen können, er hat sich verletzt. Die WM findet ohne ihn statt.

Profitieren könnte von Jotas Ausfall Rafael Leão, 23, von der AC Mailand. Leão vereint Wucht mit Spielwitz, es ist eine Kombination, die im Kader Portugals, in dem die Techniker mit den feinen Füßen dominieren, beinahe ein Alleinstellungsmerkmal ist. Für den Trainer Santos war Linksaußen Leão bislang nicht mehr als ein Joker - nicht unwahrscheinlich, dass sich das bei der WM ändert.

Auf ihn sollte man bei der WM achten: Portugals Rafael Leao

Auf ihn sollte man bei der WM achten: Portugals Rafael Leao

Besonderes

Ja, es geht schon wieder um Ronaldo. Er könnte bei dieser WM einen neuen Weltrekord aufstellen. Aktuell steht Ronaldo bei 191 Länderspielen (117 Tore), er ist schon jetzt der Europäer mit den meisten Länderspielen überhaupt. Weltweit hat nur Soh Chin Ann aus Malaysia mehr Länderspiel absolviert, die FIFA hat seine 195 Partien gerade offiziell bestätigt.

Um mit Ann gleichzuziehen, müsste Ronaldo im Testspiel gegen Nigeria kurz vor der WM zum Einsatz kommen und in jedem Vorrundenspiel. Überholen könnte er ihn erst ab dem Achtelfinale. Wenn das nicht Ansporn genug ist für einen wie Ronaldo.

WM-Chancen

Bei der WM wird man Portugal wieder zum erweiterten Favoritenkreis zählen, auch wenn Ronaldo diesmal als ein kriselnder Superstar anreist. Die Vorrunde wird Portugal in einer Gruppe mit Uruguay, Ghana und Südkorea überstehen, jede andere Platzierung als Rang eins wäre eine Überraschung.

Der Kader

Tor: Diogo Costa (FC Porto), Rui Patricio (AS Rom), Jose Sa (Wolverhampton Wanderers)

Abwehr: Diogo Dalot (Manchester United), Joao Cancelo (Manchester City), Danilo Pereira (Paris St. Germain), Pepe (FC Porto), Ruben Dias (Manchester City), Antonio Silva (Benfica Lissabon), Nuno Mendes (Paris St. Germain), Raphael Guerreiro (Borussia Dortmund)

Mittelfeld: Joao Palhinha (FC Fulham), Ruben Neves (Wolverhampton Wanderers), Bernardo Silva (Manchester City), Bruno Fernandes (Manchester United), Joao Mario (Benfica Lissabon), Matheus Nunes (Wolverhampton Wanderers), Otavio Monteiro (FC Porto), Vitinha (Paris St. Germain), William Carvalho (Betis Sevilla)

Angriff: Andre Silva (RB Leipzig), Cristiano Ronaldo (Manchester United), Goncalo Ramos (Benfica Lissabon), Joao Felix (Atletico Madrid), Rafael Leao (AC Mailand), Ricardo Horta (SC Braga)