Wataru Endo und Daichi Kamada (r.) im Nationaltrikot Japans

FIFA WM 2022 - Teamcheck Japan - geschlossen gegen die "Tragödie von Doha"

Stand: 10.11.2022 17:27 Uhr

Japan hat keine guten Erinnerungen an das WM-Gastgeberland. Mit mannschaftlicher Geschlossenheit als Trumpf sollen neue Geschichten geschrieben werden.

Der Trainer

Hajime Moriyasu hat nicht die besten Erinnerungen an das WM-Gastgeberland Katar. 1993 spielte der heutige Nationaltrainer und damalige Mittelfeldspieler Japans in der Hauptstadt Doha um die Teilnahme an der WM in den USA - und die Partie nahm für die "Blue Samurai" kein gutes Ende. Ein Sieg gegen den Irak hätte Japan zur ersten WM-Teilnahme überhaupt in der Geschichte des Verbandes gereicht. Doch ein später Gegentreffer besiegelte das 2:2-Remis und war zugleich die Geburtsstunde der "Tragödie von Doha", über die man in Japan heute noch spricht.

Knapp 30 Jahre später reist Moriyasu als Cheftrainer erneut nach Katar. Der 54-Jährige, sowohl als Spieler als auch als Trainer ausschließlich in Japan aktiv, setzt auf schnelles Umschaltspiel und taktische sowie personelle Flexibilität.

Der Star

Der in der Fußballwelt beliebte Satz "der Star ist die Mannschaft" trifft bei der japanischen Nationalmannschaft schon seit Jahren zu - und auch die Elf, die in Katar aufläuft, wird sich durch mannschaftliche Geschlossenheit auszeichnen. Daichi Kamada (Eintracht Frankfurt), Takumi Minamino (AS Monaco) oder Takehiro Tomiyasu (Arsenal London) haben außergewöhnliche Fähigkeiten und Champions-League-Erfahrung, doch keiner von ihnen sticht aus dem Ensemble eindeutig heraus. Die Ausgeglichenheit des Kaders muss aber kein Nachteil sein - und kann sich vielmehr sogar als Trumpf erweisen.

Player to watch

Er galt einst als "japanischer Messi", dann geriet seine Karriere etwas ins Stocken: Takefusa Kubo ist einer der spannendsten Spieler im Kader der Japaner. Mit zehn Jahren wechselte der Flügelspieler zur Jugendabteilung des FC Barcelona, mit 15 debütierte er als jüngster Spieler in der japanischen J-League und fünf Tage nach seinem 18. Geburtstag folgte das A-Länderspiel-Debüt.

Doch als Real Madrid den hochveranlagten Dribbler 2019 verpflichtete, begann für Kubo eine schwierige Zeit. Mehrere Leihstationen brachten nicht den gewünschten Erfolg, sodass der mittlerweile 21-Jährige die "Königlichen" zu Beginn der laufenden Saison gen San Sebastián verließ. Dort scheint Kubo die immer schon hohen Erwartungen an ihn mehr und mehr erfüllen zu können. Als unumstrittener Stammspieler steuert er Tore und Vorlagen bei - und fährt nun als einer der Hoffnungsträger der gut besetzten japanischen Offensive zur WM.

Nur schwer vom Ball zu trennen: Takefusa Kubo (r.) beim Testspiel gegen die USA

Nur schwer vom Ball zu trennen: Takefusa Kubo (r.) beim Testspiel gegen die USA

Besonderes

Dass einige Bundesliga-Legionäre in Katar im Einsatz sein werden, ist keine Überraschung. Dass Moiyasu aber gleich acht in Deutschland aktive Spieler in seinen Kader nominiert hat, dürfte den ein oder anderen Fan des deutschen Fußballs dann doch überraschen.

Japanische WM-Fahrer bei deutschen Vereinen
Name Verein Länderspiele (Tore)
Maya Yoshida Schalke 04 121 (12)
Wataru Endo VfB Stuttgart 43 (2)
Takuma Asano VfL Bochum 36 (7)
Ritsu Doan SC Freiburg 28 (3)
Daichi Kamada Eintracht Frankfurt 21 (6)
Ao Tanaka Fortuna Düsseldorf 14 (2)
Ko Itakura Borussia Mönchengladbach 12 (1)
Hiroki Ito VfB Stuttgart 5 (0)

Ein Spieler mit deutsch anmutendem Namen könnte bei der WM übrigens im Tor stehen: Daniel Schmidt (30), Sohn eines Deutschen und einer Japanerin, durfte sich zuletzt vermehrt über Startelfmandate bei der Moriyasu-Elf freuen. Der 1,97 Meter große Schlussmann ist in Belgiens erster Liga bei VV St. Truiden aktiv.

WM-Chancen

"Japan ist eine Mannschaft, die immer dabei ist. Sie haben viele Spieler, die in der Bundesliga spielen. Von daher haben sie eine hohe Qualität", sagte Bundestrainer Hansi Flick nach der WM-Auslosung über den Gruppengegner der DFB-Elf. In der Tat war Japan seit 1998 bei jeder WM mit dabei - mehr als drei Achtelfinal-Teilnahmen (2002, 2010 und 2018) kann man allerdings nicht vorweisen.

Die WM-Qualifikation verlief zudem holprig, in der Qualfikationsgruppe der asiatischen Fußballkonföderation wurde man hinter Saudi-Arabien nur Zweiter. Die jüngsten Testspiele ergaben ein gemischtes Bild - und so lässt sich diese japanische Mannschaft nur schwer greifen. Fest steht, dass im Kader einiges an Klasse steckt - die Japaner können für eine Überraschung sorgen. Eine solche braucht es aber auch, um allein in der schwierigen Gruppe mit Deutschland, Spanien und Costa Rica bestehen zu können.

Der Kader

Tor: Shuichi Gonda (Shimizu S-Pulse), Eiji Kawashima (Racing Straßburg), Daniel Schmidt (VV St. Truiden)

Abwehr: Yuto Nagatomo (FC Tokio), Maya Yoshida (Schalke 04), Takehiro Tomiyasu (FC Arsenal), Hiroki Sakai (Urawa Red Diamonds), Shuto Machino (Shonan Bellmare), Shogo Taniguchi (Kawasaki Frontale), Ko Itakura (Borussia Mönchengladbach), Miki Yamane (Kawasaki Frontale), Hiroki Ito (VfB Stuttgart)

Mittelfeld: Wataru Endo (VfB Stuttgart), Hidemasa Morita (Sporting Lissabon), Ao Tanaka (Fortuna Düsseldorf), Daichi Kamada (Eintracht Frankfurt), Junya Ito (Stade Reims), Kaoru Mitoma (Brighton & Hove Albion), Takumi Minamino (AS Monaco), Yuki Soma (Nagoya Grampus), Gaku Shibasaki (CD Leganes), Takefusa Kubo (Real Sociedad San Sebastian), Ritsu Doan (SC Freiburg)

Angriff: Daizen Maeda (Celtic Glasgow), Takuma Asano (VfL Bochum), Ayase Ueda (Cercle Brügge)