Senegals Chef-Trainer Aliou Cisse

FIFA WM 2022 - Teamcheck Ohne Mané wird es der Senegal sehr schwer haben

Stand: 17.11.2022 20:56 Uhr

2018 war für den Senegal früh Schluss bei der WM. Und auch diesmal könnte es für die "Löwen von Teranga" sehr schwer werden: Sadio Mané ist verletzt.

Von Olaf Jansen

Der Trainer

Aliou Cissé hat sich im Februar 2022 tief in den Herzen der Senegalesen verewigt. Endlich hat das fußballbegeisterte Land den wichtigsten Titel auf dem afrikanischen Kontinent gewonnen: den Afrika-Cup. Und das auch noch mit einem Trainer aus ihren eigenen Reihen. Cissé ist im Senegal aufgewachsen, bevor er als junger Fußballprofi in die weite französische Fußballwelt zog. Er setzte sich als Spieler durch in Europa, spielte unter anderem in Lille und Paris St. Germain, um später auch noch vier Jahre in der englischen Profiliga aktiv zu sein.

Diese Erfahrungen brachte er ein, als er 2015 zum zweiten Mal Nationaltrainer der "Löwen von Teranga" wurde, nachdem er das Amt drei Jahre zuvor schon einmal interimsmäßig besetzt hatte. Nun aber - in seiner zweiten Amtszeit - nahm er die Dinge richtig in die Hand und schwor das hochtalentierte Team von Einzelkönnern auf die gemeinsame Aufgabe ein. Seine aus Europa mitgebrachte Disziplin-Ader ist bei der Mannschaft angekommen und er hat das Team zum derzeit besten in Afrika geformt.

Der verletzte Star

An ihm geht im Senegal kein Weg vorbei: Sadio Mané. Der 30-Jährige ist so etwas wie die Ikone des Fußballs im Land, nahezu sämtliche Hoffnungen sind eng verknüpft mit der Laune und den Fähigkeiten des aktuellen Bayern-Stürmers. Mané macht als Teamkapitän quasi alles in der Mannschaft: Er führt sie aufs Feld, er führt die Gespräche mit dem Trainer, er bestimmt das Tempo und die Mentalität auf dem Platz - und er schießt nach wie vor den Großteil aller Tore.

Sadio Mane im senegalesischen Nationaltrikot

Mehr als Fußballer: Sadio Mané

Das Sympathische an Mané, der mit Liverpool unter anderem englischer Meister wurde und die Champions League gewann: Er ist auf dem Boden geblieben. Volksnah. Fürsorglich. Er versorgt einen Großteil der Bevölkerung seines kleinen Heimatortes Bambali, der wegen Manés großzügiger Geldspenden mittlerweile sowohl über eine neue Schule für rund 300.000 Euro als auch ein modernes Krankenhaus für 500.000 Euro verfügt. Auch eine Tankstelle und eine neue Poststation finanzierte der gläubige Moslem.

Doch wenige Tage vor dem Start der Weltmeisterschaft wurde Manés WM-Aus bestätigt. Er verletzte sich im Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen in einem Zweikampf. Zuerst berichtete die französische Sportzeitung L'Équipe, Mané müsse wegen einer Sehnenverletzung mehrere Wochen pausieren und verpasse deshalb das Turnier. Am 17. November kam nun die ernüchternde Bestätigung.

Players to watch

Frank Lampard hätte sicher Luftsprünge vor Freude gemacht, wenn er vor der Saison seinen Wunschsspieler hätte verpflichten können. Ismaila Sarr stand auf der Liste des Trainers des FC Everton ganz oben, war für den Klub aber nicht zu finanzieren. Nun muss Lampard dabei zusehen, wie der flinke Flügelflitzer weiter für den FC Watford in der zweiten englischen Liga wirbelt. Der 24-Jährige ist nach einigen Blessuren endlich verletzungsfrei und dreht in diesem Jahr so richtig auf.

Abdou Diallo ist wieder in der Bundesliga. Der mittlerweile 26-jährige Innenverteidiger wechselte im September von der Startruppe Paris St. Germain zu RB Leipzig, um in vertrauter Umgebung und als Stammspieler wertgeschätzt zu werden. Das könnte ihm, der mit Paris in drei Jahren neun französische Titel gewann und einst schon für Mainz und Dortmund in der Bundesliga spielte, so viel Auftrieb geben, dass er bei der WM zu einem der wichtigsten Spieler des Senegal avanciert.

Senegals Abdou Diallo beim Torjubel im Nationaltrikot

Wertschätzung in Leipzig: Abdou Diallo

Besonderes

Der Senegal ist erst zum dritten Mal bei einer WM-Endrunde dabei, hat aber bereits eine der beliebtesten Stories geschrieben: 2002 war es, da bezwang der damalige WM-Neuling im Eröffnungsspiel sensationell Titelverteidiger Frankreich mit 1:0. Es folgten zwei Unentschieden gegen Dänemark (1:1) und Uruguay (3:3), die das Team ins Achtelfinale führten. Dort wurde Schweden mit 2:1 bezwungen. Erst im Viertelfinale war mit einem 0:1 nach Verlängerung gegen die Türkei der Lauf vorbei.

"Einmal Löwe, immer Löwe" - so lautet heute die Whats-App-Gruppe der Spieler von einst, Taktgeber ist wie damals Stürmer El Hadji Diouf. Der Flügelstürmer spielte damals das Turnier seines Lebens, wie ein Komet stieg er in den Himmel auf. Der zuvor völlig unbekannte Flügelstürmer wurde in die Elf des Jahrhunderts von Pelé gewählt und lebt noch heute von seinem damaligen Triumph: Als Berater der Nationalmannschaft und speziell Trainer Cissé hat er ein gutes Auskommen.

WM-Chancen

Als der Senegal bei der WM 2018 in Russland sein erstes Gruppenspiel gegen Polen mit 2:1 gewonnen hatte, träumten alle im Land schon vom Achtelfinaleinzug. Daraus wurde nichts - bei gleicher Punkt- und Torbilanz musste man neben Kolumbien auch Japan den Vortritt lassen, weil die Asiaten mit vier gegenüber sechs der Senegalesen weniger gelbe Karten im Turnierverlauf erhalten hatten.

Mit den Niederlanden, Gastgeber Katar und Ecuador haben die Westafrikaner diesmal eine vergleichbar knifflige Gruppe erwischt. Das Team hat aber einen entscheidenden Vorteil gegenüber 2018: Es ist weitgehend zusammengeblieben und hat viel Erfahrung und Selbstvertrauen gesammelt. Der Einzug in die K.o.-Runde ist das ganz große Ziel - danach wird man weitersehen. Beim Senegal hängt viel vom Selbstvertrauen ab - und davon, wie die Mannschaft den Ausfall von Mané verkraftet. Mit Mané trauten die Experten dem westafrikanischen Land das Achtelfinale zu - ohne ihn ist die Prognose kaum noch aufrecht zu erhalten.

Der Kader

Torhüter: Edouard Mendy (FC Chelsea), Seny Dieng (Queens Park Rangers), Alfred Gomis (Stade Rennes)

Verteidiger: Yousouff Sabaly (Betis Sevilla), Kalidou Koulibaly (FC Chelsea), Abdou Diallo (RB Leipzig), Pape Abou Cisse (Olympiakos Piräus), Formose Mendy (SC Amiens), Ismail Jakobs (AS Monaco), Fode Ballo Toure (AC Mailand)

Mittelfeld: Nampalys Mendy (Leicester City), Cheikhou Kouyate (Nottingham Forest), Papa Matar-Sarre (Tottenham Hotspur), Idrissa Gueye (FC Everton), Moustapha Name (FC Paphos), Mamadou Loum (FC Reading), Papa Gueye (Olympique Marseille), Pathe Ciss (Real Valladolid)

Angreifer: Boulaye Dia (US Salernitana), Nicolas Jackson (FC Villarreal), Krepin Diatta (AS Monaco), Bamba Dieng (Olympique Marseille), Iliman Ndiaye (Sheffield United), Ismaila Sarr (FC Watford), Famara Diedhiou (Alanyasport)