Eine Baustelle vor der Skyline in Doha in Katar

WM in Katar Auch Hotelketten beuten Arbeiter aus

Stand: 28.07.2022 20:39 Uhr

Tausende von Arbeitern aus Afrika und Asien sollen auch beim Bau von Hotels für die Fußball-WM in Katar ausgebeutet worden sein.

Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die am Donnerstag (28.07.2022) von Equidem und dem Global Labor Justice-International Labour Rights Forum (GLJ-ILRF) veröffentlicht wurde. Equidem ist eine Wohltätigkeitsorganisation für Menschen- und Arbeitsrechte, das GLJ-ILRF ist eine Organisation, die sich ebenfalls weltweit für menschenwürdige Arbeit einsetzt.

Erhebliche Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen

80 Arbeiter wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren befragt. Sie beschreiben erhebliche Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen, die sie in den meisten Hotels festgestellt haben, die während der WM auch die Teams und Zuschauer beherbergen werden. Landesweit wurden 32 Hotels als Hospitality-Partner der WM nominiert.

"Neun Monate lang mussten wir mehr als zwölf Stunden am Tag arbeiten, ohne einen freien Tag. Um unsere Arbeitszeiten geheim zu halten, wurden wir am Ein- und Ausstempeln gehindert. Ich war kurz davor, verrückt zu werden", wird ein indischer Arbeiter in dem Bericht zitiert.

Kritisiert wurden sexuelle Belästigung, Diskriminierung aufgrund der Nationalität und des Geschlechts, Lohndiebstahl, Gesundheits- und Sicherheitsrisiken, plötzlicher Arbeitsplatzverlust. Katars Gesetze und Richtlinien fördern diese Rechtsverletzungen: Arbeitnehmer sind dort intensiver Überwachung und Arbeitgeberkontrolle ausgesetzt und fürchten Vergeltungsmaßnahmen – einschließlich einer vom Arbeitgeber veranlassten Abschiebung – wenn sie ihre Rechte und Interessen verteidigen. 

Bei Arbeit mit Corona-Positiven doppelte Löhne verspochen

So erklärten laut des Berichts Arbeiter, dass ihnen doppelte Löhne versprochen worden seien, wenn sie mit coronapositiven Menschen zusammenarbeiten. Doch diese Löhne hätten sie trotz dieses ernsthaften Gesundheitsrisikos nie gesehen.

GLJ-ILRF erklärte das Modell der Corporate Social Responsibility (CSR) für gescheitert. Dabei sind Unternehmen alleine dafür verantwortlich, verantwortbare Arbeitsnormen zu überwachen und durchzusetzen. Das wären in disem Falle die Hotelketten gewesen.

Der Bericht basiert auf Recherchen, die von Februar 2020 bis Juli 2022 durchgeführt wurden, und dokumentiert erhebliche Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen in 13 von 17 Partnerhotelgruppen der FIFA. Diese internationalen Marken beschäftigen Tausende von Wanderarbeitern aus Ländern wie Bangladesch, Ghana, Indien, Indonesien, Kenia, Marokko, Nepal, den Philippinen, Thailand und Uganda.

13 von 17 Partnerhotelgruppen der FIFA betroffen

"Trotz einer Zunahme von Initiativen zum Schutz von Rechten durch die FIFA und Katar in den vergangenen zwei Jahren haben Mitarbeiter in den meisten WM-Hotels ein beunruhigendes Muster von Missbrauch und Angst vor Repressalien gemeldet, wenn sie sich zu Wort melden", sagt Mustafa Qadri von Equidem: "Unsere Untersuchungen zeigen, dass Tausenden von Wanderarbeitern in WM-Hotels Entschädigung für unbezahlte Löhne und Überstunden sowie andere in Katar erlittene Schäden zustehen."

Auch bei der Immobilienfirma, der das DFB-Teamquartier für die WM in Katar gehört, gab es ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Trotz Beschwerden der Arbeiter änderte sich nichts.