Esen hazard und Kevin De Bruyne

FIFA WM 2022 - Teamcheck Belgien - Jetzt oder nie

Stand: 10.11.2022 17:54 Uhr

Seit Jahren zählt Belgien bei großen Turnieren immer zum erweiterten Favoritenkreis. Zu einem Titelgewinn hat es seit den Olympischen Spielen 1920 aber nie gereicht. Das soll sich nun ändern.

Von Nicole Schmitt

Der Trainer

Roberto Martinez coacht die "Roten Teufel" seit August 2016. Der Spanier übernahm die belgische Nationalmannschaft damals nach der EM in Frankreich (Aus im Viertelfinale) von Marc Wilmots. In seinen bislang 77 Länderspielen musste Martinez nur neun Niederlagen einstecken. Die bitterste dürfte das verlorene Halbfinale gegen Frankreich (0:1) bei der WM 2018 gewesen sein. Platz drei am Ende war aber trotzdem der größte Erfolg der Verbandsgeschichte bei einem großen Turnier.

Vor seinem Engagement als Nationalcoach war der heute 49-Jährige Trainer bei Swansea City, Wigan Athletic und dem FC Everton. Auch in seiner aktiven Karriere war Martinez in Swansea und Wigan angestellt, die meisten Spiele bestritt er in den englischen Ligen unterhalb der Premier League.

Der Star

Im belgischen Team tummeln sich reihenweise Stars der großen europäischen Top-Teams. Unter Kevin De Bruyne, Eden Hazard und Co. einen hervorzuheben, fällt daher nicht leicht. Keeper Thibaut Courtois zählt aber in jeglicher Hinsicht zu den ganz Großen.

Der 30-Jährige ist mit seinen zwei Metern Körpergröße nicht nur einer der längsten Spieler der WM, sondern nun auch offiziell der beste Torhüter. Bei der diesjährigen Verleihung des Ballon d’Or wurde er zum "Welttorhüter des Jahres" gekürt. Dass Courtois diesen Titel verdient, bewies er unter anderem im Champions-League-Finale 2022, als er beim 1:0-Sieg von Real Madrid gegen den FC Liverpool mit zahlreichen Paraden glänzte und zu einem der Matchwinner wurde. 

Thibaut Courtois mit der Yashin Trophäe

Auf Vereinsebene hat Courtois ohnehin fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: Champions-League-Sieger, Europa-League-Sieger, Klub-Weltmeister, dreimal spanischer Meister, zweimal englischer und einmal belgischer Meister, je einmal spanischer und englischer Pokalsieger. Ein Titel mit der belgischen Nationalmannschaft wäre die Krönung.

"Players To Watch"

Bei der WM in Katar lohnt sich ein Blick auf die "goldene Generation" des belgischen Fußballs. Spieler wie Eden Hazard, Axel Witsel, Romelu Lukaku (seit Ende August verletzt), Jan Vertonghen und Kevin De Bruyne prägen die Nationalmannschaft seit rund einem Jahrzehnt und zählen zu den Top-10-Rekordspielern ihres Landes. Für einen Titel im Nationaltrikot hat es für die auf Vereinsebene so erfolgsverwöhnten Kicker aber nie gereicht. Die WM in Katar könnte für die Ü30er die letzte Chance dafür sein.

Beim Kapitän läuft es gerade aber alles andere als rund: Seit seinem Wechsel 2019 zu Real Madrid knickte Eden Hazards Leistung stark ein. Einst als Weltfußballer-Kandidat gehandelt, konnte er seit seinem Weggang vom FC Chelsea nicht mehr wie gewohnt überzeugen. Vielleicht gelingt ihm das nun wieder im Kreise der "Roten Teufel". Im bevorzugten 3-4-3-System setzt Coach Martinez jedenfalls nach wie vor auf seine Routiniers.

Eden Hazard, Belgien

Besonderes

Belgien nimmt zum 20. Mal an einem großen Turnier teil, hat aber noch nie einen Titel gewonnen. Keine andere europäische Nation war so oft bei einer Endrunde dabei, ohne einmal einen Pokal in den Händen gehalten zu haben. Trotz dieses Negativrekords zeichnet sich ein langfristig positiver Trend ab, denn seit der WM 2014 qualifizierte sich Belgien für alle fünf großen Turniere in Folge. Das gab es bei den "Diables Rouges" noch nie. Vor 2014 wurden alle fünf großen Turniere verpasst.

Die größte Titelchance hatten die Belgier bei der EM 1980 in Italien. Da schafften sie es bis ins Finale, verloren nach einem Doppelpack von Horst Hrubesch aber mit 1:2 gegen Deutschland.

WM-Chancen

Wie schon in den Jahren zuvor werden Belgien gute Titelchancen zugerechnet. Immerhin rangiert das Martinez-Team auf Platz zwei der Weltrangliste hinter Brasilien. In der Qualifikation ließ Belgien Wales, Tschechien, Estland und Belarus ohne eine einzige Niederlage (sechs Siege, zwei Remis) hinter sich. Dabei überzeugte das Team vor allem mit einer wuchtigen Offensive. In acht Qualifikationsspielen gelangen Lukaku und Co. 25 Treffer. Das sind mehr als drei pro Spiel!

Bei der Auslosung der WM-Gruppen hätte es den WM-Dritten von 2018 deutlich schlimmer erwischen können. Zwar trifft Belgien erstmals in einem großen Turnier auf Kroatien, den WM-Zweiten von 2018, aber Marokko (zwei Siege in 16 WM-Spielen) und Comebacker Kanada (erste WM-Teilnahme seit 1986) sollten keine Stolpersteine sein. Im Achtelfinale könnte das Team dann bereits auf Deutschland treffen.

Der Kader

Tor: Koen Casteels (VfL Wolfsburg), Thibaut Courtois (Real Madrid), Simon Mignolet (FC Brügge)

Abwehr: Toby Alderweireld (Royal Antwerpen), Yannick Carrasco (Atletico Madrid), Timothy Castagne (Leicester City), Zeno Debast (RSC Anderlecht), Leander Dendoncker (Aston Villa), Wout Faes (Leicester City), Thomas Meunier (Borussia Dortmund), Arthur Theate (Stade Rennes), Jan Vertonghen (RSC Anderlecht)

Mittelfeld: Kevin De Bruyne (Manchester City), Thorgan Hazard (Borussia Dortmund), Amadou Onana (FC Everton), Youri Tielemans (Leicester City), Hans Vanaken (FC Brügge), Axel Witsel (Atletico Madrid)

Angriff: Michy Batshuayi (Fenerbahce Istanbul), Charles De Ketelaere (AC Mailand), Jeremy Doku (Stade Rennes), Eden Hazard (Real Madrid), Romelu Lukaku (Inter Mailand), Dries Mertens (Galatasaray Istanbul), Lois Openda (RC Lens), Leandro Trossard (Brighton & Hove Albion)