Kinderfußball Kopfbälle im Kinderfußball - DFB setzt auf Schulung statt Verbot

Stand: 26.01.2022 20:41 Uhr

Weiche Bälle, kleine Felder, kleine Tore: Der DFB setzt in der Debatte um ein Kopfballverbot für Kinder und Jugendliche auf Schulung und neue Trainingsformen statt auf Verbote.

"Es geht nicht darum, nur durch Restriktionen die Anzahl und die Art und Weise der Kopfbälle zu limitieren, sondern sich auf der anderen Seite Gedanken zu machen, wie man das Kopfballspiel schonend beibringen kann", sagte am Mittwoch der Paderborner Neurologe Claus Reinsberger, der auch Mitglied in der medizinischen Kommission des DFB ist.

Bälle lieber flach halten

Der DFB will im Kinder- und Jugendfußball Empfehlungen aussprechen und unterscheidet dabei zwischen den verschiedenen Jugendklassen. In der G- und D-Jugend sollen Kopfbälle selten und mit leichten Bällen durchgeführt werden.

Dazu stellte der DFB Trainingsformen auf Kleinfeldern vor, zudem sollen Mini-Tore dazu beitragen, dass die Bälle flach gehalten werden. Diese Trainingsempfehlungen will der DFB auf seiner Homepage abrufbar machen, damit laut Vizepräsident Ronny Zimmermann "alle Betreuer und Trainer von Mecklenburg-Vorpommern bis Bayern erreicht werden."

Richtige Haltung, richtiger Treffpunkt

In den höheren Jugendklassen soll erst in der A- und B-Jugend "mit allen Formen des Kopfballspiels" trainiert werden. "Man ist gut beraten, wenn man die Kinder altersgerecht darauf vorbereitet", sagte Zimmermann.

Auf Nachfrage von sportschau.de stellte Zimmermann klar: "Wir setzen lieber auf Verstand statt auf Verbote. Kopfbälle im höheren Jugend- und Erwachsenenbereich wird es immer geben, aber da ist es wichtig, schon frühzeitig die richtige Haltung, Körperspannung und den richtigen Treffpunkt des Balles mit der Stirn zu schulen."

DFB-Talentförderer Hirte: "Man wird fast keine Kopfbälle mehr sehen"

Markus Hirte, der Sportliche Leiter Talentförderung im DFB, erklärt: "Wenn man sich an die Empfehlungen mit den kleineren Feldern, kleineren Trainingsruppen und kleinenen Toren hält, wird man im Kinderbereich fast gar keine Kopfbälle mehr sehen. Lange Bälle, Flanken und diese Dinge spielen dann erst im höheren Jugendbereich eine Rolle."

Weltweit hatten sich zuletzt Wissenschaftler für ein Kopfballverbot von Kindern ausgesprochen, da ein Zusammenhang zwischen verschiedenen wiederkehrenden Kopfverletzungen im Sport und neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz und Alzheimer vermutet wird.

Studie stellt Zusammenhang zu Alzheimer und Demenz her

Eine schottische Studie hatte 2019 ein erhöhtes Risiko einer Erkrankung an Demenz oder Alzheimer bei Fußballern festgestellt - signifikant höher war die Anzahl vor allem bei Innenverteidigern. In England, Schottland und Nordirland gibt es seit Anfang 2020 ein Verbot von Kopfbällen im Training von Kindern unter elf Jahren.