Fußball | Bundesliga Mit Christian Heidel kam bei Mainz 05 wieder Ruhe rein

Stand: 28.12.2021 10:22 Uhr

Die Winterpause verläuft beim 1. FSV Mainz 05 deutlich ruhiger als vor genau einem Jahr. Damals stand der Club am Tabellenende. Doch dann kam Christian Heidel am 28. Dezember 2020 als Sportvorstand zurück an den Rhein und was dann folgte, ist ein kleines Fußball-Märchen.

Winterpause 2020 - Mainz 05 steht auf Platz 17. Genauso schlecht wie Schalke 04 waren die Mainzer damals. Zum Glück aus Mainzer Sicht, war mit den Königsblauen aus Gelsenkrichen ein deutlich größerer Club der Bundesliga-Historie noch schlechter als die Rheinhessen. Sonst hätten die 05er wohl noch mehr Häme von den Fans anderer Vereine abbekommen.

Schalke steigt am Ende aber auch sang- und klanglos ab. Mainz 05 hingegen schafft mit einer furiosen Rückrunde noch den Klassenerhalt. Und auch die aktuelle Saison läuft bestens für die 05er. Der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel analysiert das eher sachlich: "Das ist einfach das Resultat harter, aber auch sehr guter Arbeit. Es kann nie ein Zufall sein, wenn du in einem Kalenderjahr 57 Punkte holst."

Rückkehr auf den "Mainzer Weg"

Rückblende: Zur Weihnachtszeit 2020 war Mainz 05 von seinem Weg komplett abgekommen. Trainer erfolglos, Mannschaft zerstritten, ratlos stehen sie da am Mainzer Bruchweg. Die sportliche Misere ist das eine, schlimmer aber ist noch, dass die 05er in der Stadt keine große Rolle mehr spielen, viele Leute sich nicht mal mehr über den Verein aufregen. Der Club ist vielen einfach egal geworden.

Die Idee von Präsident Stefan Hofmann und dem damaligen Aufsichtsratchef Detlev Höhne: Christian Heidel zurückholen und so die Wende schaffen. Das Problem: Der ehemalige Manager (1992 bis 2016), unter anderem Entdecker der Welttrainer Jürgen Klopp und Thomas Tuchel, sitzt als Privatier auf Mallorca in der Sonne und ist zu Beginn gar nicht restlos davon überzeugt, zurück nach Mainz zu kommen. "Ich habe mir persönlich so ein bisschen die Frage gestellt, ist es richtig, wenn du zurückkommst? Der Verein hat sich anders entwickelt. Und ich glaube schon, dass am Anfang auch in bestimmten Kreisen ein bisschen Skepsis da war", sagt Heidel rückblickend.

Skepsis kippt in Euphorie

Christian Heidel kommt nicht allein zurück. Kurz nach Weihnachten, am Abend des 28. Dezember 2020, geben die Mainzer seine Rückkehr bekannt. Der neue Sportvorstand bringt gleich noch den nächsten "alten Bekannten" mit. Martin Schmidt. Der Der 53-Jährige Schweizer kennt den Verein in- und auswendig, arbeitete bereits von 2010 bis 2015 als Trainer der U23 und bis 2017 als Trainer der Bundesliga-Profis in Mainz. Sein neuer Job ist der des Sportdirektors.

Martin Schmidt hat eigentlich in der heimischen Schweiz gerade ganz andere Pläne: "Ich hatte mich gerade auf die Skisaison gefreut und mich eingedeckt mit Materialien und neuen Skiern. Und plötzlich, an Weihnachten, war dann der Winter schon durch, weil der Fußball, weil Christian Heidel sich gemeldet hat, mit einer stolzen Aufgabe, die wir dann auch heroisch gemeistert haben", sagt Schmidt im SWR-Interview, angesprochen auf die Situation vor einem Jahr.

YouTube-Video von SWR Sport: "Super Svensson trotz Niederlage. Mainz verliert in Frankfurt - DEIN FSV #15 | SWR Sport"

Der Dritte im Bunde: Bo Svensson

Christian Heidel und Martin Schmidt drehen nach eigener Aussage im Verein erst einmal jeden Stein um, analysieren die Schwachstellen. Die Folge: Der Kader wird umgebaut. Erfolgshungrige Spieler wie beispielsweise Danny da Costa und Dominik Kohr werden geholt, der exzentrische Stürmer Jean-Philippe Mateta abgegeben. Der größte Kniff aber ist, Bo Svensson für die Trainerbank zu verpflichten. Svensson komplettiert die neue sportliche Führungsebene. Der Däne spielte von 2007 bis 2014 für die Mainzer, von 2014 bis 2019 trainierte er im Mainzer Nachwuchsleistungszentrum unter anderem die U19 und die U17.

Der Däne bringt den Verein wieder auf Kurs. Bo Svensson beschreibt einen Moment, in dem er merkte, dass das etwas werden kann mit Erfolg: "Nach ein paar Monaten waren wir im Essensraum nach dem Training. Und es war so laut, weil alle sich miteinander quer unterhalten haben. Das habe ich als entscheidenden Punkt wahrgenommen, als einen sehr entscheidenden Faktor, warum wir in der Lage waren so zu spielen. Denn dieses Miteinander, wenn man gerne auf die Arbeit kommt, das ist nämlich die Basis", so der Coach.

Ein Jahr nach der Rückkehr haben Svensson, Schmidt und allen voran Christian Heidel den Verein wieder in die Spur gebracht. Das Ziel bleibt gleich, Überschnappen verboten: "Es geht hier darum, den Verein auf ganz sichere Füße zu stellen, dass es den Leuten Spaß macht, das geht mir vor Tabellenplatz. Deswegen fangen wir jetzt nicht an, in irgendwelchen Träumen zu schwelgen. Das bringt uns nicht einen Punkt mehr. Wir gehen schön nach dem Prinzip so weiter hier", sagt Heidel - der Rückkehrer, der den Verein wieder auf den Mainzer Weg des Erfolgs geführt hat.