Zweikampf zwischen Mats Hummels (l.) und Niklas Süle im BVB-Training

Konkurrenzkampf um die Plätze Bayern, BVB und Co. - die Luxusprobleme der Liga

Stand: 05.08.2022 12:23 Uhr

Beim BVB kämpfen vier Top-Innenverteidiger um zwei Plätze, Bayern hat auf Außen ein Luxusproblem - und Gladbachs Daniel Farke gibt zu, wie sehr ihn Personalentscheidungen persönlich treffen.

Wenn die Bayern am Freitag (05.08.2022, Live-Ticker bei sportschau.de) um 20.30 Uhr bei Eintracht Frankfurt die Bundesliga eröffnen, hat Trainer Julian Nagelsmann seine schwierigsten Entscheidungen bereits hinter sich. Er muss nach harten Vorbereitungswochen und einem ziemlich wilden, aber auch spektakulär erfolgreichen Supercup gegen RB Leipzig (5:3) einigen gestandenen Nationalspielern erklären, dass sie leider diesmal nicht seine erste Wahl sind und zunächst mal auf der Ersatzbank Platz nehmen müssen.

Leroy Sané ist dafür ein heißer Kandidat, 45 Länderspiele, Mega-Marktwert - aber derzeit im Duell mit Kingsley Coman, Serge Gnabry und wohl auch dem nach dem Supercup von Nagelsmann mit dem Attribut "Weltklasse" bedachten Jamal Musiala ziemlich chancenlos.

Zwei aus vier für Terzic

Die Kunst für Nagelsmann wird wie gewohnt bei den Bayern vornehmlich darin bestehen, unzufriedene Superstars bei Laune zu halten - auch in Abwehr und Mittelfeld ist der Konkurrenzkampf nach der Einkaufsoffensive des Rekordmeisters enorm. So wird beispielsweise Ryan Gravenberch von Ajax Amsterdam ab Freitag versuchen, dem derzeit verletzten Leon Goretzka sofort den Rang abzulaufen.

Bei Titel-Konkurrent Borussia Dortmund ist die spannendste Baustelle die Innenverteidigung. Gut möglich ist, dass gleich beide Stammkräfte der Vorsaison kurz- oder mittelfristig auf die Bank müssen: Mats Hummels und Manuel Akanji dürften im direkten Duell mit den neuen Stars Niklas Süle und Nico Schlotterbeck ins Hintertreffen geraten. Spannend auch: Bleibt Mo Dahoud im Kampf gegen Neuzugang Salih Özcan aus Köln vorn - und was macht Terzic, wenn auch Gio Reyna wieder fit wird?

Forsberg gegen Olmo

In Leipzig ist der Kampf um die elf Startplätze vielleicht sogar noch härter. Im Sturm kam André Silva im Supercup nur als Joker zum Einsatz, auch der spanische Nationalspieler Dani Olmo durfte nur als Ersatz für Emil Forsberg ran. Aus Hoffenheim hat RB gerade noch für mehr als 20 Millionen Euro David Raum verpflichtet. Dabei hätten andere Klubs gerade auf dieser in Europa vielfach gesuchten Linksverteidiger-Position sehr gerne Spieler wie Angeliño und Marcel Halstenberg, die sich nun mit Raum um den einen freien Platz schlagen müssen.

In Leverkusen sind fast schon traditionell die beiden offensiven Außenpositionen mindestens doppelt besetzt: Moussa Diaby ist gesetzt, Karim Bellarabi, Amine Adli, Paulinho und vielleicht auch die hängende Spitze Adam Hlosek kämpfen um die Zulieferdienste für Mittelstürmer Patrik Schick. Aber auch die Mittelfeldzentrale ist so dicht besiedelt, dass sich beispielsweise Charles Aránguiz bereits auf Vereinssuche begeben hat.

Alario vorerst nur Joker

Aus Leverkusen abgewandert, um mehr zu spielen, ist Lucas Alario. Der Brasilianer hat es in Frankfurt aber bisher auch nicht leichter angetroffen, Rafael Borré bleibt ganz klar der Platzhirsch auf der Neunerposition.

In Köln wundert man sich derzeit als Betrachter von außen, warum Volksheld Anthony Modeste plötzlich bei zahlreichen anderen Klubs im Gespräch ist und angeblich vom FC oder vom Modeste-Berater sogar "angeboten" wurde. Ein Blick auf den Kader zeigt qualitativ eigentlich keine Alternative zu ihm, die Position des Mittelstürmer ist aber durchaus üppig besetzt: Neuzugang Stefan Tigges aus Dortmund, dazu Sebastian Andersson, Florian Dietz, Tim Lemperle und Sargis Adamyan sind allesamt echte Neuner, dazu kann auch noch Marc Uth im Zentrum spielen.

Farke und sein "schwierigster Job"

Während es in Wolfsburg spannend wird, wo Niko Kovac Max Kruse neben all den anderen Offensiven wie Lukas Nmecha, Jonas Wind, Luca Waldschmidt, Maximilian Philipp, Omar Marmoush oder Renato Steffen einbauen wird, droht in Mönchengladbach die größte Unzufriedenheit in der Mittelfeld-Zentrale: Florian Neuhaus und Manu Koné sind die Favoriten, aber in der Vorbereitung empfahlen sich auch Christoph Kramer und Man-City-Neuzugang Ko Itakura. Und jetzt wird angeblich auch noch mit Nationalspieler Julian Weigl von Befica Lissabon verhandelt - er wäre der fünfte Sechser für nur zwei Positionen.

Gladbach-Coach Daniel Farke (r.) im Gespärch mit dem Spieler Christoph Kramer

Die Sportschau fragte Trainer Daniel Farke, ob für ihn solche Entscheidungen inzwischen zum "business as usual" gehörten, doch seine Antwort überrraschte: "Natürlich kenne ich diese Situation seit über zehn Jahren, und ich mag auch einen hohen Konkurrenzkampf. Aber trotzdem ist das das absolut Härteste an meinem Job überhaupt. Mein Weg ist es dabei, einfach brutal ehrlich und offen zu den Jungs zu sein, die man da enttäuschen muss. Einer muss nun mal den Schwarzen Peter haben. Und entsprechend beliebt bist du dann im Team: Meistens finden dich so zwei, drei Spieler ganz okay - aber ganz viele andere, die du auf die Bank oder die Tribüne setzt oder auswechselst, halten dich eher für eine Vollkatastrophe."

"Das ist die schwierigste Aufgabe im Trainerleben"

Sportschau

Kleiner Trost für den "Vollkatastrophen-Trainer" Farke: Dieses Schicksal dürfte er mit 17 anderen Kollegen in der Bundesliga teilen.