Fußball | Bundesliga Bielefeld, Stuttgart und das "verflixte zweite Jahr" in der Bundesliga

Stand: 21.04.2022 09:22 Uhr

Im zweiten Jahr nach dem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga stecken Arminia Bielefeld und der VfB Stuttgart im Abstiegskampf. Logisch! Oder? Was ist dran am "verflixten zweiten Jahr"?

Die meisten Ehen in Deutschland scheitern im "verflixten siebten Jahr". Das sagt jedenfalls der Volksmund. Nur selten ist an solchen Mythen ja etwas dran. Wer in die Statistik schaut, sieht, dass der Volksmund danebenliegt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2020 die meisten Ehen schon nach sechs Jahren geschieden.

Eine ähnliche Weisheit gibt es im Fußball. Da spricht man gerne vom "verflixten zweiten Jahr." "Die zweite Saison wird immer die schwerste, das weiß jeder", hat schon Uwe Seeler gesagt. Gemeint sind die Neulinge in der Fußball-Bundesliga, die angeblich überdurchschnittlich oft im zweiten Jahr nach dem Aufstieg im Abstiegskampf stecken.

Wenn die Euphorie verfliegt

Da ist auch durchaus etwas dran. Die Euphorie des Aufstiegs ist im zweiten Jahr verflogen, der Gegner hat sich auf einen eingestellt, die Unbekümmertheit ist dahin, plötzlich gibt es etwas zu verlieren, und vielleicht hat sogar der ein oder andere Leistungsträger, der im ersten Jahr überzeugt hat, den Verein verlassen.

In dieser Saison sind Arminia Bielefeld und der VfB Stuttgart davon bedroht, die Prophezeiung zu erfüllen. Die Arminen hatten als Aufsteiger schon im vergangenen Jahr ihre Schwierigkeiten, retteten sich aber als 15. Aktuell liegen sie auf dem vorletzten Platz. Damit das nicht so bleibt, trennte sich der Klub am Mittwoch (20.04.2022) von Trainer Frank Kramer. Nur unwesentlich besser ergeht es dem VfB Stuttgart. Nach Platz neun im vergangenen Jahr liegen die Schwaben aktuell auf Rang 16 und damit auf dem Relegationsplatz.

Stuttgart und Bielefeld sind gebrannte Kinder

Die Stuttgarter kennen das übrigens schon. In der Saison 2018/19 stiegen die Schwaben aus der Bundesliga ab. Begleitet wurden sie damals von Hannover 96. Beide Klubs waren zwei Jahre zuvor gemeinsam aufgestiegen. Da war es also, das "verflixte zweite Jahr".

Und in der jüngeren Vergangenheit gibt es noch weitere Beispiele. In der vergangenen Saison rettete sich der 1. FC Köln erst in der Relegation, 2019/20 erwischte es Fortuna Düsseldorf, 2016/17 stiegen Darmstadt 98 und der FC Ingolstadt ab - das alles im zweiten Jahr nach dem Aufstieg. Den Karlsruher SC, den KFC Uerdingen, Fortuna Düsseldorf und auch Bielefeld traf es sogar schon jeweils zweimal im zweiten Jahr. Den Startpunkt setzte Hertha BSC übrigens schon in der Spielzeit 1964/65.

57 Neulinge kalt erwischt

Doch es gibt natürlich Hoffnung für Bielefeld und Stuttgart. Wer sich durch die Statistiken der Fußball-Bundesliga seit 1963 wühlt, der erfährt: Von den bisher 146 Absteigern waren 57 neu im Oberhaus. Auch für die Spielvereinigung Greuther Fürth wird es in dieser Spielzeit wohl so kommen. Nur 26 Absteiger erwischte es im zweiten Jahr nach dem Aufstieg.

Die vermeintliche Fußball-Weisheit ist damit also gar keine. Ausnahmen bestätigen die Regel – so wie natürlich auch etliche Ehen in Deutschland im siebten Jahr geschieden werden. Aber eben nicht die meisten.