Amateurfußball

Aktionsbündnis für den Amateurfußball "Rettet die Amateure" - frischer Gegenwind für den DFB

Stand: 12.07.2021 11:50 Uhr

Ausgerechnet mitten in seiner Führungskrise wird der DFB von Teilen der eigenen Basis attackiert: Mit dem Aktionsbündnis "Rettet die Amateure" hat sich eine Opposition organisiert.

Christian Rauen hat die Nase voll. "So kann es nicht mehr weitergehen. Wir Amateurvereine werden vom DFB nicht mehr ausreichend vertreten. Da müssen schleunigst Änderungen her", sagt der Vorsitzende des FSV Salmrohr.

"Seit Jahren schon werden die Amateurvereine finanziell über den Tisch gezogen", findet Salmrohrs Amateurfunktionär Rauen. Und er sagt: "Der DFB kommt seiner Aufgabe als Interessensvertreter der Amateurvereine überhaupt nicht mehr genügend nach. Die Profivereine kassieren immer mehr, und wir Amateure schauen in die Röhre."

"Rettet die Amateure" - Organisatoren sind keine Unbekannten

Daher ist Rauen dem Aktionsbündnis "Rettet die Amateure" beigetreten. Einer Initiative, die sich sozusagen als Opposition zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) begreift und eine bessere Unterstützung der Amateurvereine anstrebt. Initiiert wurde diese Initiative von "üblichen Verdächtigen", wie dem ehemaligen Vorsitzenden der SpVg Unterhaching, Engelbert Kupka, dem Münchener Michael Franke sowie den Berliner Vereinsvertretern Gerd Thomas und Bernd Fiedler. Vor vier Jahren hatten es unter dem Slogan "Rettet die Amateurvereine" schon einmal einen ähnlichen Vorstoß gegeben.

Nunmehr scheint sich angesichts der jüngsten Führungskrise im DFB der Wille zu Veränderungen an der Basis aber noch einmal zu verstärken. Vereinsvertrerer wie Christian Rauen sind dazugestoßen und berichten von Ärgernissen aus ihrer Alltagsarbeit: "Wir investieren hier in Salmrohr eine Menge in unsere Jugendarbeit. Regelmäßig geben wir dann Talente ab an die Nachwuchsleistungszentren von Bundesligisten wie zuletzt Bayer Leverkusen und TSG Hoffenheim. Und was bekommen wir als Entschädigung von denen? Nichts", empört sich Rauen. "Eine solche Abgabe ist in den DFB-Statuten nicht vorgesehen", erläutert er.

Salmrohr: Amateurverein zahlt, Profiklub nicht

Ähnlich ungerecht empfindet er die Gelderverteilung im Pokalwettbewerb. "Wir müssen als Sieger des Rheinland-Pokals unsere Siegprämie solidarisch zum Teil an die zuvor ausgeschiedenen anderen Amateurvereine abgeben. Ist ja in Ordnung. Aber wo ist die Solidarität der Profivereine? Die müssen von ihren Pokalgeldern keinen Cent abgeben."

Generell kritisiert das Aktionsbündnis, dass die Amateurvereine im Vergleich zu den Profivereinen finanziell zunehmend benachteiligt werden. 25.000 Amateurvereinen stünden nur gut 50 Profiklubs gegenüber. "Deren Einnahmen steigen, uns bleiben dagegen nur warme Worte und nichtssagende Kampagnen. Wir sind in Vergessenheit geraten", bemängelt das Bündnis und stellt deshalb einige Forderungen auf.

"Wir fordern Teilhabe. Wir wollen, dass unsere fast 25.000 Vereine mit mehr als 130.000 Mannschaften angemessen und engagiert vom DFB vertreten werden. Präsidium und Vorstand des DFB müssen künftig aktive Vereinsvorsitzende berufen und ihnen Stimmrecht geben", schreibt die Aktionsgruppe und betont in Richtung DFB-Vizepräsident Rainer Koch: "Wir halten Ämterhäufung für nicht förderlich. Wenn der Vorsitzende eines Landesverbandes gleichzeitig Präsident seines Regionalverbandes und zudem DFB-Vizepräsident und Mitglied in der UEFA ist, kommt es zu Interessenskonflikten."

Kritik an Umsetzung des Grundlagenvertrags

Gefordert wird auch die Amtszeitbegrenzung für Präsidenten der Landesverbände auf nicht mehr als zehn Jahre. Eine Doppelspitze beim DFB aus Frau und Mann halten die Unterzeichner für denkbar, zudem fordern sie Reformen unter Beteiligung der Basis.

Kritik üben sie daran, dass der Grundlagenvertrag, wonach die Profivereine drei Prozent aus allen Vermarktungseinnahmen an den DFB abführen müssen, "erst heimlich, dann offiziell unterhöhlt" wurde: "Der Grundlagenvertrag wird seit Jahren zu Lasten von Amateuren gebrochen." Eingesetzt werden solle das Geld für die Amateure in der Infrastruktur und Ausbildung. Bedürftige Vereine müssten gezielt gefördert werden. "Das Geld darf nicht ohne Kriterien an die Landesverbände verteilt werden."