European Championships Radsport - Deutsche gehen im Straßenrennen leer aus

Stand: 14.08.2022 15:31 Uhr

Für die deutschen Straßenradfahrer hat es bei den Europameisterschaften nicht für eine Medaille gereicht. Den Titel sicherte sich Fabio Jakobsen aus den Niederlanden.

Von Nicole Schmitt

Die deutschen Straßenradfahrer haben die angestrebte Medaille bei den Europameisterschaften verpasst. Pascal Ackermann stürzte rund 40 Kilometer vor dem Ziel und auch seine Teamkollegen um Phil Bauhaus konnten am Ende bei den European Championships in München nicht entscheidend im Kampf um den Titel eingreifen. Europameister wurde der Niederländer Fabio Jakobsen.

207,9 Kilometer durchs Münchner Umland

Pünktlich um 10.15 Uhr starteten die 142 Fahrer auf die 207,9 Kilometer lange Strecke durchs Münchner Umland. Direkt nach der Neutralisierungszone fassten sich der Schweizer Silvan Dillier und Lukas Pöstlberger aus Österreich ein Herz und rissen aus.

Das Hauptfeld ließ es erst einmal ruhig angehen und die beiden unbeeindruckt davonziehen. Nach rund 50 Kilometern war der zwischenzeitliche Drei-Minuten-Rückstand bereits auf zwei Minuten geschmolzen. "Unsere Marschroute ist, den Vorsprung nicht zu groß werden zu lassen", sagte der deutsche Bundestrainer Jens Zemke während des Rennens im Sportschau-Interview.

Nicht funktionierender Tour-Funk ein "Skandal"

Für die sprintstarken Teams wie das deutsche lief also alles nach Plan, zumindest was die Rennkonstellation anging. Den seit Rennbeginn nicht funktionierenden Tour-Funk nannte Zemke allerdings einen "Skandal". "Die Fahrer rufen nach Getränken oder haben Materialschäden. Dass wir das im Begleitfahrzeug nicht mitbekommen, kann nicht sein", ärgerte sich Zemke.

Er habe sein Team allerdings darauf vorbereitet, dass immer etwas Unvorhersehbares passieren könne und John Degenkolb als Road Captain und "verlängerter Arm" von Zemke eine noch wichtigere Rolle einnehmen müsse.

Sprintstarke Nationen kontrollieren das Hauptfeld

Während sich die Fahrer durch die Mittagshitze quälten, konnte der Tour-Funk rund zwei Stunden nach Rennbeginn repariert werden. Aus sportlicher Sicht wurde es für die Fahrer nun anspruchsvoller. Ein harter Anstieg mit 18 Prozent Steigung ging kräftig an die Substanz.

Diesen Berg nutzte das Hauptfeld, um den Abstand auf das Spitzenduo weiter zu verkürzen. Als die 100-Kilometer-Marke passiert wurde, betrug der Rückstand nur noch knapp 1:30 Minuten. Näher wollten die sprintstarken Nationen um Deutschland, Italien, Belgien und die Niederlanden zu diesem Zeitpunkt aber gar nicht herankommen. Das gleichmäßige Tempo kam ihrer Renneinteilung entgegen.

Mitfavorit Pascal Ackermann stürzt

Und auch als das Feld in München ankam, änderte sich an der Konstellation mit dem Führungsduo nichts. In der Stadt wartete ein Rundkurs, den die Fahrer fünfmal absolvieren mussten. Dabei lief aus deutscher Sicht lange alles nach Plan. Aber rund 40 Kilometer vor dem Ziel kam Pascal Ackermann im Getümmel zum Sturz. Er bliebt an einer Streckenbegrenzung hängen und kam zu Fall.

Indessen nahm das Rennen immer mehr an Fahrt auf. 31 Kilometer vor dem Schluss schrumpfte im Zentrum von München der Vorsprung der beiden führenden Fahrer Lukas Pöstlberger und Silvan Dillier auf etwa 20 Sekunden. Nach 180 Kilometern einsam an der Spitze wurden sie vom Feld dann eingeholt.

Frankreich erhöht Druck an der Spitze, Feld bleibt zusammen

Zehn Kilometer vor dem Ziel erhöhten die Fahrer auf Frankreich dann den Druck an der Spitze und versuchten, davonzufahren. Doch die anderen ließen sich nicht abschütteln und besonders die Niederländer und Belgier leisteten mit den Franzosen die Tempoarbeit.

Acht Kilometer vor dem Ende brachten sich dann so langsam auch die Deutschen in Position. Angefeuert von den vielen tausend Zuschauern an der Strecke entwickelte sich eine spannende Schlussphase, in der Roger Kluge die deutschen Radler an die Sitze des Peletons zog.

Jakobsen siegt im Massensprint

Auf den letzten tausend Metern konnten die Deutschen dann allerdings nicht mehr ganz vorne mitfahren und Sprinter Phil Bauhaus entscheidend in Position bringen. Stattdessen setzte sich der Topfavorit aus den Niederlanden, Fabio Jakobsen, durch und siegte in einer Zeit von 4:38:49 Stunden vor dem Franzosen Arnaud Demare und Tim Merlier aus Belgien.