Nicolas Heinrich bei der Siegerehrung

European Championships Medaillenregen für deutsche Bahnradfahrer

Stand: 14.08.2022 09:07 Uhr

Die deutschen Bahnradfahrer werden langsam aber sicher zu den Stars der European Championships. Am dritten Wettkampftag gab es gleich fünf Medaillen. In der Einerverfolgung der Frauen schlug Mieke Kröger in einem deutschen Finale überraschend Favoritin Lisa Brennauer. Im Zeitfahren war Emma Hinze nicht zu schlagen. Und in der Einerverfolgung der Männer gewann Nicolas Heinrich nach einer starken Vorstellung. Zum Abschluss des Tages durfte sich dann auch noch Moritz Malcharek im Scratch-Rennen über Silber freuen.

Von Christian Kerber und Nicole Schmitt

Der junge Sachse Nicolas Heinrich (20) besiegte im Finale der Einerverfolgung den Italiener Davide Plebani. Der Zwickauer führte von Beginn an. Plebani holte zwar kurz auf, aber dann zog Heinrich auf und davon und hatte am Ende der vier km einen satten Vorsprung von 3,6 Sekunden. "Es ist unbeschreiblich. Es war für mich ein perfekter Tag, anders kann ich es nicht sagen", sagte Heinrich: "Die Einerverfolgung ist meine persönliche Leidenschaft." Damit war die dritte deutsche Goldmedaille des Tages im Bahnoval der Messe München perfekt.

In der Einerverfolgung der Frauen lag zunächst Brennauer vorne, ehe sie dem Endspurt der Bielefelderin Kröger nicht gewachsen war. Sie lag am Ende mit 3:23,566 Minuten über eine Sekunde hinter Kröger (3:22,469). Für die 29-Jährige ist es die erste internationale Einzel-Medaille.

Bronze ging an die Italienerin Vittoria Guazzini. Kröger und die Kemptenerin Brennauer hatten am Vortag bereits Gold in der Mannschaftsverfolgung gemeinsam mit Lisa Klein und Franziska Brauße gewonnen. Für die Bayerin Brennauer war es ihr letztes Rennen auf der Bahn.

Mieke Kröger (l.) mit Lisa Brennauer

Mieke Kröger (li.) und Lisa Brennauer nach dem deutschen Finale

"Ich habe mir bewiesen, dass ich meinen Fähigkeiten vertrauen kann", sagte Kröger im ZDF. Dass sie besonders am Ende des Rennens glänzte, sei ihre Stärke: "Ich kann sehr gut relaxed bleiben auf dem ersten Kilometer." Brennauer verspürte emotional "ein ganz großes Chaos. Natürlich hätte ich gerne gewonnen. Die Beine haben nicht mehr hergegeben." Sie habe "schon gemerkt, dass die Anspannung vor dem letzten Rennen groß war".

Zweites Gold auch für Hinze

Emma Hinze hatte sich kurz zuvor ebenfalls ihre zweite Goldmedaille geschnappt. Die Cottbuserin wurde im 500-Meter-Zeitfahren ihrer Rolle als Topfavoritin absolut gerecht und gewann mit einer Zeit von 32,668 Sekunden - neuer deutscher Rekord.

Silber ging an die Ukrainerin Olena Starikova vor Miriam Vece (Italien). Starikova hatte mit 0,735 Sekunden einen großen Rückstand. Die Magdeburgerin Pauline Sophie Grabosch kam mit einer Zeit von 33,684 Sekunden auf Rang fünf.

Emma Hinze hatte schon in der Quali die Meßlatte hochgelegt, als sie mit 32,732 Sekunden die Konkurrenz um 0,765 Sekunden distanzierte.

Bereits gestern hatten Grabosch und die in Hildesheim geborene Hinze Grund zu jubeln: Im Teamsprint gewannen sie zusammen mit Lea Sophie Friedrich Gold. Auch im Keirin und im Sprint ist sie noch am Start. Bei der WM 2020 in Berlin hatte sie dreimal Gold geholt. Kein Wunder, dass sie im Interview sagte: "Das erinnert mich an Berlin 2020." Ansonsten war sie selbst überrascht von ihrer Dominanz: "Ich bin eigentlich eher aus Spaß an den Start gegangen, sonst fahre ich diese Disziplin ja nicht. Das hätte ich heute Morgen nicht gedacht."

Silber für Malcharek im Scratch-Rennen

Zum Abschluss des zweiten Entscheidungstags wurde Moritz Malcharek unerwartet Zweiter im nicht-olympischen Scratch-Rennen über 15 Kilometer. Der Berliner musste sich nur dem Portugiesen Iuri Leitao geschlagen geben. Dritter wurde der Niederländer Roy Eefting. Damit hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bereits fünf EM-Titel und einmal Silber gewonnen.

Moritz Malcharek beim Scratch

Moritz Malcharek

Sprint: Dörnbach-Aus im Viertelfinale

Im Sprint der Männer erreichte Maximilian Dörnbach gegen den Tschechen Martin Cechman das Viertelfinale, wo gegen den Franzosen Sebastien Vigier im dritten Lauf das Aus kam. Bereits im Achtelfinale scheiterte der Erfurter Marc Jurczyk am Briten Hamish Turnbull.

Schwerer Sturz im Ausscheidungsrennen der Frauen

Das Ausscheidungsfahren der Frauen wurde am Samstagabend von einem schweren Sturz überschattet. Mehrere Fahrerinnen kamen zu Fall, darunter Weltmeisterin Letizia Paternoster. Sanitäter stützten den Nacken der Italienerin mit einer Halskrause. Paternoster war nach dem Sturz bei Bewusstsein, wurde mehrere Minuten hinter einem Sichtschutz behandelt und dann auf einer Trage von der Holzbahn transportiert.

Wie der italienische Verband einen Tag später nun mitteilte, hat sich Paternoster bei dem Sturz einen Bruch des rechten Schlüsselbeins sowie eine Gehirnerschütterung zugezogen.

Die deutsche Starterin Lea Lin Teutenberg (Mettmann) blieb von dem Unfall verschont. Sie konnte als eine von elf der 17 Athletinnen das Rennen nach einer insgesamt 45-minütigen Pause wieder aufnehmen und belegte Rang sieben. Die Belgierin Lotte Kopecky gewann.

Bahnrad - die Abendsession in voller Länge

Sportschau

Bahnrad Teamsprint - die Qualifyings in voller Länge

Sportschau, 12.08.2022 16:25 Uhr