Lückenkemper im 100m-Sprint-Finale

European Championships Lückenkemper rast zum EM-Gold über 100 Meter

Stand: 17.08.2022 00:51 Uhr

Gina Lückenkemper ist Europas neue Sprintkönigin! Die Westfälin besiegte im Finale über 100 Meter die gesamte Elite des Kontinents. Diskuswerferin Kristin Pudenz lieferte sich einen dramatischen Schlagabtausch mit Titelverteidigerin Sandra Perkovic. Es war ein Krimi bei den European Championships in München 2022. An einem Tag, der am Ende zu einem deutschen Triumph avancierte.

Lückenkemper galt allenfalls als Außenseiterin im 100-Meter-Finale, mindestens drei Konkurrentinnen wurden aufgrund ihrer Vorleistungen höher eingeschätzt. Doch die 25-Jährige war zum richtigen Zeitpunkt voll fokussiert.

Die EM-Zweite von 2018, beim Start sonst mit Schwächen, kam gut aus den Blöcken und nahm in der zweiten Rennhälfte richtig Fahrt auf. Am Ende lagen drei Läuferinnen quasi gleichauf und das Fotofinish brachte es an den Tag: Die WM-Staffel-Dritte hatte mit einer Zeit von 10,99 Sekunden hauchdünn die Nase vorn.

Gina Lückenkemper freut sich nach ihrem EM-Sieg über 100 Meter

Gezeichnet von den Emotionen

Pure Freude mit bandagiertem Knie

Der Rest war pure Freude und unbändiger Jubel - auch wenn Lückenkemper sich bei ihrem Sturz im Ziel eine Fleischwunde zugezogen hatte, die später im Krankenhaus mit acht Stichen genäht wurde. Ob der Staffelstart gefährdet ist, ist noch unklar.

Mit blutendem Bein feierte die Siegerin im ARD Interview mit dem Ersten das Publikum in München: "Die Kulisse hier, diese Begeisterung der Menschen - das hat mich unheimlich gepusht. Ich kann das Ergebnis noch gar nicht richtig fassen."

Ebenfalls mit 10,99 Sekunden landete die Schweizer Hallenweltmeisterin Mujinga Kambundji auf Rang zwei. Dritte wurde die Britin Daryll Neita, die nur eine Hundertstelsekunde langsamer war.

Pudenz liefert sich packendes Duell mit Perkovic

Ins Diskusfinale hatten es in Kristin Pudenz, Claudine Vita und Shanice Craft gleich drei deutsche Athletinnen geschafft. Und der Endkampf avancierte zu einem Krimi. Pudenz und die 32-jährige Sandra Perkovic lieferten sich einen Schlagabtausch, der es in sich hatte.

Diskuswurf-Erstplatzierte Sandra Perkovic (M, Kroatien), Zweitplatzierte Kristin Pudenz (l, Deutschland) und Drittplatzierte Claudine Vita (Deutschland) stehen zusammen

Pudenz, Perkovic, Vita - das Podium im Diskuswerfen

Legte die eine eine neue Bestweite vor, konterte die andere. Am Ende lag die Kroatin mit 67,95 Metern gerade einmal acht Zentimeter vor der Olympia-Zweiten, die ihren Hausrekord auf 67,87 Meter steigerte und sich dafür mit Silber belohnte.

Jubeln konnte auch Claudine Vita - sie wurde mit starken 65,20 Metern Dritte und durfte sich über die Bronzemedaille freuen.

Mihambo wieder gut in Form

Malaika Mihambo greift bei der Heim-EM derweil nach ihrem nächsten Titel. Die Olympiasiegerin, die sich vor den Titelkämpfen in Bayern mit Corona infiziert hatte, qualifizierte sich am Dienstag (16.08.2022) im Olympiastadion mit 6,99 Metern ohne Mühe für das Finale.

Nach ihrer Covid-19-Erkrankung hatte Mihambo erst am Freitag grünes Licht für einen Start in München gegeben. Obwohl die 28-Jährige zehn Tage krank gewesen war, habe sie durch Corona "sicherlich nicht so viel Substanz verloren". Deutschlands "Sportlerin des Jahres" traut sich nach eigener Aussage auch nach ihrer Erkrankung Sprünge über sieben Meter zu.

Mihambo hat noch Potenzial

Diese Aussage untermauerte sie mit einer starken Leistung in der Qualifikation. Im ersten Durchgang trat die Weltmeisterin über, im zweiten Versuch wischte sie mit ihrem Satz knapp an die Sieben-Meter-Marke dann die letzten Zweifel beiseite. Die Ausnahmeathletin verschenkte sogar 16,4 Zentimeter am Brett.

Im Finale dabei ist auch Merle Homeier - 6,49 Meter reichten knapp. Gescheitert sind dagegen Maryle Luzolo und Mikaelle Assani. Letztere verpasste mit 6,46 Meter das Finale um gerade einmal drei Zentimeter.

Drei deutsche Hochspringer im Finale

Sehr gute Nachrichten gab es am frühen Abend von den deutschen Hochspringern. Tobias Potye, Mateusz Przybylko und Jonas Wagner schafften allesamt 2,21 in der Qualifikation - das reichte zum Einzug in den Finaldurchgang.

Enttäuschung bei den 100-Meter-Läufern

Nicht ganz reichte es für die drei deutschen 100-Meter-Läufer, die in insgesamt drei Halbfinals dabei waren. Trotz ordentlicher Zeiten blieb Lucas Ansah-Peprah (10,19), Owen Ansah (10,20) und Julian Wagner (10,22) der Einzug ins Finale verwehrt.

Im Finale triumphierte Olympiasieger Marcell Jacobs aus Italien deutlich vor Titelverteidiger Zharnel Hughes aus Großbritannien. Dessen Landsmann Jeremiah Azu holte Bronze.

Bebendorf im Hindernis-Finale

Der deutsche Meister Carl Bebendorf zeigte über 3.000 Meter Hindernis eine gute Leistung. Er wurde in seinem Halbfinale Zweiter und steht damit sicher im Finale. Die noch größere Überraschung bot dann im zweiten Lauf ein anderer Deutscher: Niklas Buchholz lieferte ein beherztes Rennen und kam über die Zeit ebenfalls weiter.

Über 110 Meter Hürden überzeugte Gregor Traber: Er siegte in seinem Vorlauf mit 13,69 Sekunden und zog damit ins Halbfinale ein. Über 400 Meter kam dagegen für Corinna Schwab und Alica Schmidt im Halbfinale das Aus.

Mohamed Mohumed verzichtete wegen muskulärer Probleme auf einen Start über 5.000 Meter. Während der norwegische Weltmeister Jakob Ingebrigtsen seinen Titel in 13:21,13 Minuten erfolgreich verteidigte, lief Sam Parsons (Frankfurt) als bester deutscher Starter in 13:30,38 Minuten auf einen guten sechsten Rang.