Doping Kontrolleur der NADA
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Doping 20 Jahre NADA – Mühe allein genügt nicht

Stand: 15.07.2022 10:32 Uhr

Die Nationale Anti-Doping-Agentur ist vor 20 Jahren gegründet worden. Grund zum Feiern gibt es allerdings nicht - ein Kommentar von Hajo Seppelt.

Wie man hört, bleibt der Sekt in Bonn am Freitag im Kühlschrank. Es soll 20 Jahre nach der offiziellen Gründung der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA am 15. Juli 2002 in der Zentrale der Organisation keine Feier geben. Schließlich wurde damals offiziell der Betrieb erst Anfang 2003 aufgenommen. Ob es später noch eine offizielle Feier geben wird, ist unklar.

Ob es viel zu feiern gibt, ist ohnehin die Frage – auch wenn die Organisation sich in den vergangenen Jahren nach einer Phase etlicher Pleiten, Pech und Pannen etwas berappelt hat.

Die NADA ist nach 20 Jahren weltweit anerkannt als vergleichsweise seriöse Anti-Doping-Einheit, in der alles seinen bürokratisch deutschen Gang geht. Sie ist eine Organisation, die mit regelmäßigen Präventionskampagnen vielen jungen Athletinnen und Athleten am Anfang der Karriere einen sauberen Leitfaden an die Hand geben will. Und auch gestandene Profis führt sie durch schwer zumutbare Notwendigkeiten wie das Meldesystem ADAMS.

Aufklärungsquote ist gering

Was der NADA allerdings fehlt, ist ein Erfolg an der richtigen Stelle. Es gibt keine nennenswerten Dopingfälle, die die NADA aufdeckt. Ihre Aufklärungsquote ist bedrückend niedrig. Jahr für Jahr führt weit weniger als ein Prozent aller Trainingskontrollen zu positiven Tests, bzw. zu Dopingfällen. Dass das an der abschreckenden Wirkung des Systems liegt, wie die NADA-Chefin Andrea Gotzmann gerne erklärt, ist eine schwer haltbare Behauptung. Nicht nur der gesunde Menschenverstand, sondern auch zahlreiche extrem belastbare Statistiken zur Häufigkeit von Doping sprechen dagegen.

Schon vor vielen Jahren und immer wieder aufs Neue tönten die Macher in Bonn, mittels verstärkter detektivischer Ermittlungsarbeit und intelligenten Zielkontrollen ihre Quote verbessern zu wollen – doch nichts hat sich an dieser Aufklärungsquote geändert. Der Fairness halber muss man sagen, dass dies auch an fehlenden Mitteln liegen dürfte.

Die NADA ist nicht unabhängig

Die NADA stand mehrfach in den vergangenen 20 Jahren vor dem Aus, weil die Finanzierung unklar war. Der letzte nennenswerte Sponsor aus der Privatwirtschaft – Adidas – ist 2016 abgesprungen. Überlebt hat die Organisation mitunter nur, weil sie nicht sterben durfte. Ihr Tod wäre eine weltweite Peinlichkeit gewesen. Nun wird die NADA mit viel Steuergeld, das zum Teil auch aus dem Sport umgeleitet wird, am Leben gehalten. Entsprechend sitzen vor allem Sportpolitiker und -funktionäre im Aufsichtsrat. Dass vor allem auch Sportlobbyisten die NADA kontrollieren, ist ein Geburtsfehler. Nach wie vor mangelt es an wirklicher Unabhängigkeit der Kämpfer gegen Doping im Sport.

Es ist einer von vielen Punkten, die sich bis zum 25. Geburtstag der NADA im Jahr 2027 ändern sollten. Warum kontrolliert der stark subventionierte Spitzensport die NADA nicht weniger, sondern finanziert sie stattdessen mehr? Warum ist es nicht schon längst gängige Praxis, dass ein geringer Prozentsatz aus den milliardenschweren Marketingeinnahmen des Spitzensports automatisch in die Anti-Doping-Arbeit fließt? Warum ist die NADA Deutschland nicht lauter, einfallsreicher und unbequemer?

Nur der schöne Schein soll gewahrt werden

Die Antwort liegt auf der Hand: weil sie auch nach 20 Jahren im Grundsatz nicht mehr ist als ein Feigenblatt in einem Milliarden-Business, das nichts mehr hasst als Doping-Schmutz, und nichts mehr will, als den schönen Schein zu wahren. Auch wenn die NADA selbst sich Mühe gibt – Mühe allein genügt eben nicht.