Darts | WM in London Deutsche bei Darts-WM: Langes Warten auf den großen Wurf

Stand: 15.12.2021 17:54 Uhr

Auf den großen Wurf wartet Deutschland bei der Darts-WM seit Jahren. Noch nie hat es ein Deutscher weiter als ins Achtelfinale geschafft. Die Chancen, dass es dieses Jahr klappt, sind weiter gering – auch wenn sich gleich vier deutsche Spieler qualifiziert haben.

Der Plan von Florian Hempel lautet aktuell: Schlafen, essen – und sonst so viel Darts spielen wie möglich. Acht Stunden am Tag will er sich laut eigener Aussage im Trainingsraum "einsperren": "Da heißt es volle Konzentration und trainieren, trainieren, trainieren."

Bei Fabian Schmutzler klingt das schon anders. "Ich werde jetzt mehr trainieren", sagt der 16-Jährige. Er versuche nun, "täglich zwei Stunden am Board zu stehen".

Neue deutsche Hoffnungsträger - mal wieder

So unterschiedlich können Vorbereitungen auf die erste WM-Teilnahme aussehen. Aber Hempel (31 Jahre alt) und Schmutzler (16) haben auch vieles gemeinsam: Sie vertreten Deutschland bei der Darts-WM – und sie sind mal wieder die neuen Hoffnungsträger einer dartsbegeisterten Nation, die schon lange auf einen deutschen Superstar wartet und hofft.

Als der Saarländer Gabriel Clemens im vergangenen Jahr den damaligen Weltmeister Peter Wright ausschaltete, kam in Deutschland für ein paar Tage eine neue Darts-Euphorie auf. Kurz darauf war für Clemens aber im Achtelfinale Schluss – weiter hat es noch nie ein Deutscher bei der Darts-WM geschafft.

Kommt in diesem Jahr der große Wurf? Immerhin vier von 96 Startplätzen haben sich mit Gabriel Clemens, Martin Schindler, Florian Hempel und Fabian Schmutzler deutsche Spieler gesichert. Erst einmal zuvor waren so viele Deutsche im "Ally Pally" dabei. 

Kein Losglück

Rekordweltmeister Phil Taylor sagt über das deutsche Quartett: "Das sind sehr gute Spieler, ihr habt eine gute kleine Gruppe zusammen. Aber sie müssen noch ein bisschen lernen und mehr Erfahrung kriegen."

Auch die Auslosung meinte es nicht gut mit den deutschen Spielern. Hempel und Schindler nehmen sich im direkten Duell automatisch einen Zweitrundenplatz weg – und der Sieger des Duells trifft dann auf den Weltranglistenfünften, den formstarken Belgier Dimitri van den Bergh. Schindler war schon 2018 bei der WM dabei, stürzte dann ab. Er hat sich zurückgekämpft, hat den besten Lauf aller Deutschen.

Gabriel Clemens, die deutsche Nummer eins, hat sich 2021 in der erweiterten Weltspitze festgesetzt. Ihm wird von den deutschen Spielern am meisten zugetraut. Clemens ist an Position 25 gesetzt und greift damit erst in der zweiten Runde (23.12.2021) ins Geschehen ein. Dann wartet Lewy Williams oder Toyokazu Shibata – hier ist der "German Giant" jeweils der klare Favorit.

Sehr schwierig wird es dann jedoch bereits in der dritten Runde: Dann könnte Clemens mit Jonny Clayton auf einen der WM-Favoriten treffen. "Die Auslosung hätte mich schlimmer erwischen können", sagt Clemens – mit dieser Aussage steht er ziemlich alleine da.

Alle Augen auf Fabian Schmutzler

Bleibt noch "Fabulous Fab" Fabian Schmutzler. Der Senkrechtstarter geht als deutsches Küken unbekümmert in seine Premieren-WM. "Gerade weil ich noch so jung bin, habe ich weniger Druck", sagt der Frankfurter, der in der ersten Runde (16.12.2021) auf den Engländer Ryan Meikle trifft.

In der zweiten Runde würde dann die Nummer zwei der Welt, Ex-Weltmeister Peter Wright, warten. "Mega cool" fände Schmutzler ein Duell gegen den englischen Paradiesvogel. Mega cool ist auch Schmutzlers Raketenaufstieg im Darts. Zu Weihnachten 2018 schenkte ihm seine Mutter eine Dartsscheibe; keine drei Jahre später qualifizierte er sich über die Nachwuchstournee sensationell für die WM.

Einige Nationen wie Portugal und Belgien sind inzwischen in der Weltspitze vertreten, Deutschland noch nicht. Der Deutsche Darts-Verband sucht aktuell einen neuen Bundestrainer und Sportdirektor. Sie sollen die Entwicklung weiter vorantreiben. Die internationale Dartsvereinigung PDC fördert den deutschen Dartssport nicht zuletzt als Austragungsort der Super League seit Jahren massiv. Bei der Darts-WM stellen deutsche Fans regelmäßig die meisten Zuschauer außerhalb Englands.

WM ohne Max Hopp

Womöglich richteten sich die deutschen Hoffnungen zu lange maßgeblich auf den Idsteiner Max Hopp. Der frühere Junioren-Weltmeister galt lange als kommender Superstar. In diesem Jahr hat sich Hopp nicht für die WM qualifiziert. "Das war die schlechteste Saison meiner Karriere", sagte der 25-jährige vor kurzem in einem Interview. "Ich weiß, dass ich PS habe, ich kriege sie nur nicht auf die Straße", sagte der Hesse.

Er wisse, dass er mit markigen Sprüchen viel zum Hype um seine Person beigetragen habe, so der "Maximiser", der aber auch die Diskussionskultur in seiner Heimat beklagte: "Wir sind eine sehr demotivierende Gesellschaft. Es gibt zwei Extreme. Entweder du bist der Depp – oder gleich der Superheld."

Es könnte also auch ein Vorteil sein, dass die Erwartungen an die deutschen Starter in diesem Jahr bei der Darts-WM eher gering sind. Debütant Florian Hempel gibt sich demütig – und so klingen die deutschen Kampfansagen im Vorfeld dieser WM so: "Wir wollen befreit aufspielen und Darts-Deutschland stolz machen."