Darts-Weltmeisterschaft in London Darts-WM im "Ally Pally" - die Welt wird eine Scheibe

Stand: 13.12.2021 23:15 Uhr

Vom 15. Dezember bis zum 3. Januar wird die Welt wieder eine (Darts-)Scheibe: Die WM in London steht an, mit vollen Rängen und einer Frau in Top-Form. Ein Überblick.

Noch mehr als vielleicht jede andere Sportart lebt Darts von den Anhängern: Hier gibt es kein "quiet please" wie im Tennis und keine für Ruhe sorgenden Ordner wie beim Golf. Lärm ist part of the party - und von manchen Profis sogar erwünscht. Im Vorjahr waren wegen Corona keine Zuschauer im Alexandra Palace, jetzt sind sie in voller Stärke zurück.

Es gilt trotz der in England stark voranschreitenden Omikron-Variante die 3-G-Regel. Eine Maske ist von den 3.000 ohnehin meist sehr maskierten Feierbiestern nur dann gefordert, wenn sie ihre Plätze verlassen - was für manche wegen des ausgiebigen Bierkonsums mit zunehmender Veranstaltungsdauer gar nicht so leicht ist.

96 Teilnehmer aus 30 Nationen - vier Deutsche dabei

96 Teilnehmer aus 30 Nationen sind am Start, darunter vier aus Deutschland. Der lange Zeit bekannteste deutsche Dartspieler, Max Hopp, hat diesmal die Quali verfehlt. Dabei ist Gabriel Clemens - "The German Giant" erreichte im vergangenen Jahr als erster Deutscher überhaupt das WM-Achtelfinale und ist die Nummer 25 der Welt.

Der Vorteil dieser Platzierung: Clemens darf die Auftaktrunde überspringen und trifft dann auf den Sieger der Partie zwischen Lewis Williams aus Wales und Toyokazu Shibata aus Japan.

Eine kleine Sensation ist die Teilnahme des erst 16-jährigen Fabian Schmutzler. Der Schüler wird damit zum zweitjüngsten Teilnehmer in der Geschichte der WM. Ein Deutscher steht übrigens sicher in der zweiten Runde: Es kommt in Runde eins zum direkten Duell zwischen dem ehemaligen Handballspieler Florian Hempel und Martin Schindler.

Der Sieger wird es allerdings danach sehr schwer haben: In Runde zwei wartet der starke Belgier Dimitri Van den Bergh, aktuelle Nummer fünf der Welt.

Es geht um 2,5 Millionen Pfund Preisgeld

Der Gewinner erhält 500.000 Pfund (rund 546.000 Euro) und die begehrte Sid-Waddell-Trophy. Insgesamt werden wie im Vorjahr 2,5 Millionen Pfund an Preisgeldern ausgeschüttet. Der Vize-Weltmeister geht mit 200.000 Pfund nach Hause, die unterlegenen Halbfinalisten mit 100.000. Wer in der 1. Runde unterliegt, darf sich immerhin mit 7.500 Pfund trösten, die Verlierer der 2. Runde bekommen das Doppelte.

Extra-Kohle gibt es für eine Disziplin, die die Fans alljährlich schon nach sechs, sieben optimal platzierten Darts komplett von den Sitzen reißt: Für den ersten Spieler, der zwei Neun-Darter (weniger als neun Darts geht nicht, um die 501 Punkte zu löschen) im "Ally Pally" schafft, lobt einer der Hauptsponsoren als besonderen Jackpot 100.000 Pfund aus.

Früher gab es auch schon Prämien für nur einen Neun-Darter, dieses Risiko ist dem Sponsor aber offenbar zu groß geworden.

Jonny Clayton ist sehr zu beachten

Bei den Favoriten dieser WM kommt man um den Führenden der Weltrangliste, Titelverteidiger Gerwyn Price, natürlich nicht herum. Der Waliser gewann zuletzt den Grand Slam of Darts, hatte zuvor aber auch immer mal wieder erstaunlich viel Stress mit den (englischen) Fans, die den sehr martialisch auftretenden Topspieler ausbuhten.

"Snakebite" Peter Wright, der sich vor jedem Match gut anderthalb Stunden lang von seiner Frau Joanne die Kopfhaut schminken und den farblich dazu passenden Irokesenschnitt verpassen lässt (und der dazu auch noch farblich passende Kleidung trägt), ist ebenfalls in vielversprechender Verfassung.

Der langjährige niederländische Superstar Michael van Gerwen, erstmals seit acht Jahren nicht als Nummer eins der Welt bei der WM, ist mit seiner Klasse und seinem Ehrgeiz immer ein Kandidat, auch wenn "The Green Machine" im Vorjahr schon im Viertelfinale an Dave Chisnall scheiterte. Ganz stark ist aber auch der Waliser Jonny Clayton zu beachten: Die Nummer acht der Welt gewann dieses Jahr die Masters, die Premier League, den World Grand Prix und die World Series.

Fallon Sherrock reißt die Fans mit

Fallon Sherrock und Lisa Ashton sind die beiden Frauen am Start - und sind sie schon längst keine Underdogs mehr. Sherrock war vor zwei Jahren die erste Frau, die bei der WM ein Match gewann und dadurch pfeilschnell weltberühmt wurde. Sie kam anschließend sogar bis in die 3. Runde, auch weil sie mit Mensur Suljovic einem der gesetzten Spieler sensationell die Grenzen aufzeigte.

Zuletzt beim Grand Slam präsentierte sich Sherrock überragend. In der Gruppenphase beispielsweise lag Gabriel Clemens gegen die stets im pinken Shirt antretende Friseurin mit 3:1 Legs vorne und brauchte nur noch ein Leg zum Weiterkommen - er hätte sogar 4:5 verlieren können. Sherrock behielt aber die Nerven, drehte die Partie zum in der Halle umjubelten 5:3 und erreichte mit einer 170er-Aufnahme (Triple-20, Triple-20, Bullseye) die K.o.-Runde.

Auch dort glänzte sie mit herausragenden Punkte-Durchschnittswerten und scheiterte erst im Viertelfinale knapp mit 13:16 am Weltranglistenzweiten Wright. Lisa Ashton ist mit 51 Jahren extrem erfahren. "The Lancashire Rose" kam im März bei der UK Open in die 3. Runde - und ist auch im "Ally Pally" für jede Überraschung gut.

K.o.-System und Double-Out

Die WM wird im K.o.-System gespielt, es gibt keine Trostrunde. Die Top-32 steigen erst zur 2. Runde ein. In der 1. Runde braucht man für das Weiterkommen drei gewonnene Sätze, das steigert sich bis ins Finale, wo der Champion sieben gewonnene Sets braucht - also "Best of 13".

Ein Set gewinnt der Spieler, der als erstes drei Legs für sich entscheidet, für ein Leg muss man 501 Punkte exakt auf Null bringen. Es gilt die Spielvariante "Double-Out", der letzte Wurf eines Legs muss also auf ein Doppelfeld erfolgen.