IOC zeigt sich "besorgt" Kremlew bleibt Präsident des Box-Weltverbands

Stand: 25.09.2022 16:51 Uhr

Der Russe Umar Kremlew bleibt für weitere vier Jahre Präsident des Box-Weltverbandes IBA.

Auf dem außerordentlichen Kongress im armenischen Eriwan stimmten am Sonntag fast 75 Prozent der Delegierten gegen Neuwahlen, wodurch Kremlew im Amt bleibt. Der 39-Jährige ist seit 2020 Präsident der IBA und gilt als enger Vertrauter von Russlands Präsident Wladimir Putin sowie seines Vorgängers Gafur Rachimow (Usbekistan), der sein Amt wegen Korruptionsvorwürfen abgeben musste.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) äußerte sich "extrem besorgt" beim Branchendienst "Inside the Games" und kündigte eine "volle Überprüfung" der Situation an. Der Niederländer Boris van der Vorst wollte Kremlew eigentlich herausfordern.

Problematisch ist aus IOC-Sicht "die Tatsache, dass es keine Wahl, sondern nur eine Abstimmung über die Nichtdurchführung einer Wahl gab, und die Tatsache, dass der anerkannte nationale ukrainische Boxverband kurz vor dem IBA-Kongress aus umstrittenen Gründen suspendiert wurde, sowie die chaotischen Umstände des Wahlverfahrens".

Ärger wegen Suspendierung des ukrainischen Verbandes

Die vorläufige Suspendierung der Ukraine hatte bereits im Vorfeld für Unruhe gesorgt. Wie die IBA mitteilte, sei dies wegen der Einmischung des Staates in die Arbeit des nationalen Verbandes erfolgt. Ukrainische Sportler sollen weiter an Wettkämpfen teilnehmen können.

Ukraine reagiert empört auf Suspendierung

Der ukrainische Verband reagierte am Samstag in einem Brief aus Kiew empört auf die Maßnahme und forderte alle IBA-Mitgliedsverbände auf, die laut Satzung für die Suspendierung notwendige Zustimmung des Kongresses dafür zu verweigern.

"Wir sind überzeugt davon, dass die Suspendierung lediglich ein Versuch ist, die ukrainische Box-Gemeinschaft zum Schweigen zu bringen", schrieb Verbandspräsident Kyrylo Shewtschenko.

Chancen auf Olympia 2028 geringer denn je

Die IBA ist wegen zahlreicher Skandale vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) seit 2019 suspendiert. Kremlew hat die IBA (früher AIBA) mithilfe des Hauptsponsors Gazprom wirtschaftlich gerettet, aber völlig abhängig gemacht vom russischen Staatskonzern.

Beim IOC dürften die Zweifel an der Erneuerung des Verbandes nach diesem Wochenende nicht geringer geworden sein. Eine Aufnahme des Boxens ins Programm der Sommerspiele von Los Angeles 2028 ist fraglicher denn je. Für die Spiele in Paris 2024 hat das IOC der IBA die Ausrichtung des Boxturniers bereits entzogen.