Sarah Schleurich im Kampf

Nach Beschluss der IBA Deutsche Boxer bleiben Events mit Russen fern

Stand: 06.10.2022 16:35 Uhr

Der Beschluss des Weltverbandes IBA, Sportler aus Russland und Belarus wieder zuzulassen, hat direkte Auswirkungen auf den Deutschen Boxsport-Verband (DBV). Dessen Athleten werden den Events fernbleiben, bei denen Russen und oder Belarusen boxen.

Das sagte Michael Müller, Sportdirektor des DBV, am Donnerstag (06.10.2022) der Sportschau: "Es gibt einen klaren Erlass der Bundesregierung, dass es keine Fördermittel für Verbände gibt, die an Veranstaltungen teilnehmen, bei denen auch Russen und Weißrussen sind. Deshalb können wir daran nicht teilnehmen."

Allerdings, so Müller, erfolge der Verzicht nicht in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen: "Wir folgen da ganz der Empfehlung des Deutschen Olympischen Sport-Bundes, solche Veranstaltungen zu meiden, und zwar aus politisch-moralischen Gründen. Da stehen wir voll hinter."

Die Bundesregierung hatte den Stopp der Fördermittel im März angedroht, kurz nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin seiner Armee den Befehl zum Angriff auf die Ukraine gegeben hatte.

Michael Müller

Michael Müller

Auf heftigen Druck hatte der Weltverband IBA daraufhin Sportler, aber auch etwa Kampfrichter aus Russland und dem kriegsfördernden Belarus ausgeschlossen. Die Wiederzulassung erfolgte dann formell am Mittwoch (05.10.2022).

Schon zuvor hatte der russische Präsident des Box-Weltverbands Umar Kremlew, der im September wiedergewählt worden war, den Beschluss angekündigt. Kremlew ist umstritten und berüchtigt. Sein niederländischer Widersacher Boris van der Vorst, der auch Präsident hatte werden wollen, polterte: "Die IBA wird von der russischen Führung als Geisel gehalten."

Der Boxsport ist seit Jahren in Verruf geraten. Die IBA wird vom Internationalen Olympischen Komitee nicht anerkannt. Es ist wahrscheinlich, dass Boxen bei Olympia 2028 nicht im Programm sein wird.

Keine deutschen Boxer bei der U19-WM

Michael Müller deutete im Gespräch mit der Sportschau an, dass sich nationale Boxverbände vor allem aus dem Westen derzeit intensiv austauschen, um eine gemeinsame Linie zu finden, die in Einklang mit den Forderungen des IOC steht. Zunächst aber müsse der DBV die Gegebenheiten hinnehmen, wie sie von der IBA beschlossen wurde.

Konkret heiße dies, dass keine deutschen Boxer zu den Weltmeisterschaften der U19 reisen werden, die am 13. November im spanischen Alicante beginnen: "Wenn die Bestätigung kommt, dass Russen teilnehmen werden, werden wir nicht fliegen." Er habe bislang auch weder Flüge noch ein Hotel gebucht, weil "wir das Geld sonst nicht aus dem Fördertopf wiederkriegen würden."

Für die Europameisterschaft der Frauen in Montenegro, die am 11. Oktober beginnt, plant der DBV hingegen weiter mit fünf Boxerinnen. Zwar schloss sich der europäische Verband EUBC dem Entscheid der IBA an, wieder Russen und Belarusen zuzulassen, aber die Meldefrist sei bereits vor dem formellen Beschluss abgelaufen.

Michael Müller traut der Sache aber noch nicht über den Weg: "Wenn es da Nachmeldungen von Russinnen geben sollte, ziehen wir zurück."