Box-Promoter wird 90 Jahre alt Don King - Strippenzieher ohne Skrupel

Stand: 20.08.2021 11:34 Uhr

Don King wird 90 Jahre alt. Niemand hat den Boxsport in den vergangenen Jahrzehnten so geprägt wie die Promoter-Legende. Niemand ist in der Szene so umstritten wie er. Ein Blick auf sein Leben.

Der Boxsport wäre wohl nichts ohne Don King. Er hat der Sportwelt die größten Schwergewichtskämpfe der Geschichte gebracht und Boxer zu Weltstars gemacht. Aber mögen - mögen muss man Don King nicht.

Pünktlich zu seinem 90. Geburtstag wird er mal wieder verklagt. Dieses Mal ist es der frühere Box-Weltmeister Mahmoud Charr, der den schillerndsten und zugleich umstrittensten Promoter der Geschichte vor Gericht sehen will. In Florida hat das Charr-Lager Schadensersatzklage gegen King eingereicht und fordert wegen Vertragsbruchs rund vier Millionen Euro. Dass King, der am Freitag (20.08.2021) seinen runden Ehrentag feiert, das sonderlich jucken würde, ist nicht anzunehmen. Dafür hat er schon zu viel erlebt. Und der Kölner Charr ist nur eine kleine Nummer in der Reihe von Boxern, die King verklagt haben.

Von Diktatoren gesponsert

In der Branche gilt King als skrupellos. Der Durchbruch glückte ihm 1974 mit dem berühmten "Rumble in the Jungle", als er in Kinshasa im damaligen Zaire den legendären Kampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman veranstaltete und damit Box-Geschichte mitschrieb. Beiden Boxern versprach er die damals unvorstellbare Summe von jeweils fünf Millionen Dollar. Das Geld holte er sich von Zaires Diktator Mobutu. Ein Jahr später folgte das nächste Highlight, der "Thrilla in Manila" zwischen Ali und Joe Frazier - gesponsert vom philippinischen Diktator Ferdinand Marcos.

Betrug und Streit gehörten zu seinem Geschäft

Ab da ging kaum noch etwas ohne Don King. Er zog gekonnt die Strippen. Wer als Boxer hoch hinaus wollte, musste zu King. Er war der Garant für Spektakel, große Karrieren und das große Geld. Da war es egal, dass der Vater von drei Kindern seinen Kämpfern auch schon mal Geld vorenthielt, Betrug und Streit gehörten zu seinem Geschäft. Auf der anderen Seite legte er stets seine schützenden und einflussreichen Hände über seine Boxer. Kritiker warfen ihm vor, ein Seelenfänger zu sein.

"King würde seine eigene Mutter für einen Dollar töten", sagte Ex-Weltmeister Mike Tyson, "er ist rücksichtslos, bedauernswert, habgierig und kann niemanden lieben." Auch Larry Holmes fand keine lobenden Worte. "Wissen Sie, warum er die Haare so hoch trägt?", fragte er nach der Trennung von King: "Er will die Hörner verstecken."

Zwei Menschen getötet

Das hört sich witzig an, ist es aber nicht. 1954 tötete "Mister Boxing" einen Mann, der sein Wettbüro ausrauben wollte. Wegen Notwehr wurde er freigesprochen. 13 Jahre später prügelte er mit dem Kolben seiner Waffe auf einen Mitarbeiter seines Glücksspielgeschäfts ein, weil dieser ihm Geld schuldete. Nach fünf Tagen im Koma starb der Mann. Lebenslang lautete die Strafe für King. Sie wurde auf 15 Jahre verkürzt. Letztlich verbüßte er drei Jahre und elf Monate hinter Gittern und kam 1971 auf Bewährung frei.

Der Mann aus Cleveland, Ohio, wusste schon immer, Strafen gegen ihn gekonnt zu umschiffen oder niedrig zu halten. Tyson soll er angeblich um 100 Millionen Dollar betrogen haben, außergerichtlich einigten beide sich dann auf eine Zahlung von 14 Millionen Dollar. Auch Ali verklagte King auf gut eine Million Dollar, doch der bekam es hin, sich mit 50.000 Dollar in bar freizukaufen.

Schulz gegen zwei Gegner im Ring

King schaffte es, auch sportlich die Strippen zu seinen Gunsten zu ziehen. Darunter litt auch Axel Schulz. Der deutsche Schwergewichts-Boxer stieg am 9. Dezember 1995 bei seinem WM-Kampf gegen Francois Botha als Favorit in den Ring. Doch der Südafrikaner hatte vor dem Kampf mit King angebandelt. "Als ich nach vier oder fünf Runden hörte, dass Botha vorn war, wusste ich, dass ich einen K.o. brauche. Sonst habe ich gegen Don King keine Chance", sagte der 52-Jährige. Was genau abgelaufen ist, wisse er bis heute nicht: "Aber ich hatte das Gefühl, dass ich nach Punkten nicht siegen konnte." Und so kam es dann auch. Nachzuweisen war der Sportbetrug King freilich nie.

In den vergangenen Jahren ist es ruhiger geworden um King. Abgesehen von den Klagen, die immer mal wieder gegen ihn angestrebt werden – wie jetzt von Charr. Einen richtig großen Kampf hat King schon ewig nicht mehr ausgerichtet. Gesundheitlich hat er Probleme, was in seinem Alter ja kein Wunder ist. Leute, die ihm nahestehen, sagen, er sei seit dem Tod seiner Frau Henrietta 2010 nach fast 50 Jahren Ehe nicht mehr derselbe. Die Anzahl der Menschen, die ihm aus tiefsten Herzen zum Geburtstag gratulieren, dürfte sich dennoch in Grenzen halten.