Rugby-Spieler trainieren auf einem Feld im Dorf Namatakula

Klima-Opfer Fidschi-Inseln Ein Rugby-Paradies in Gefahr

Stand: 26.07.2022 07:29 Uhr

Das Dorf Namatakula ist die Rugby-Talentschmiede der Fidschi-Inseln. Doch wegen des Klimawandels kann dort der Nationalsport kaum noch ausgeübt werden.

Auf den Fidschi-Inseln gibt es eine unangefochtene Nummer eins unter den Sportarten: Rugby. Von den knapp 900.000 Einwohnern des Urlaubsparadieses im Südpazifik sind rund 80.000 registrierte Rugby-Spieler - und fast jeder andere betreibt die Sportart als Hobby oder verfolgt hautnah, wenn ihre Heimat bei internationalen Turnieren um den Titel spielt.

Olympische Krone made in Namatakula

Aktuell sind die Fidschi-Inseln die erfolgreichste Nation im Rugby. In Tokio holten die "Flying Fijians" im vergangenen Jahr Olympia-Gold und wiederholten damit ihren Erfolg von 2016 im 7er-Rugby. 1997 und 2005 feierte das Land aus Ozeanien auch die Weltmeisterschaft in dieser Disziplin.

Möglich macht das vor allem ein 600-Seelen-Dorf namens Namatakula. Dutzende junge Männer aus dem kleinen Örtchen an der Südspitze der Hauptinsel sind zu Rugby-Stars geworden. Lote Tuqiri und Nemani Nadolo sind zwei der populärsten Spieler, die in Namatakula mit dem Rugbyspielen begonnen haben, viele weitere spätere Nationalspieler machten es ihnen nach.

Die Stars schaffen es in Mengen

"Nahezu jedes Jahr schafft es ein Spieler von uns. Wir wissen nicht, ob es an unseren Genen liegt, am Essen oder unserem Wasser - aber wir produzieren wirklich jährlich Spieler, die auf den Fidschi-Inseln oder auf der Welt populär werden", sagt der Dorfbewohner Inosi Kuridrani.

Doch die größte Talentschmiede des Landes ist in großer Gefahr. Die Stars von heute hatten ihre Rugby-Anfänge auf dem Sandstrand von Namatakula, der Untergrund sei ein Vorteil für sie, behaupten sie noch heute. Doch der Strand ist Geschichte.

Das Klima zerstört die Spielstätten

Der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund des Klimawandels hat den Sand weggeschwemmt, starke Wirbelstürme haben für Verwüstung gesorgt. Die Reste des Strandes sind nun voll mit Steinen und Felsbrocken, die das Dorf vor der nächste großen Welle beschützen sollen. "Die Orte, an denen früher Rugby gespielt wurde, gibt es nicht mehr", sagt Kuridrani.

Der Sport wird aber natürlich weiterhin ausgeübt - auf dem einzigen übrig gebliebenen Spielfeld des Dorfes. Das bei Regen nicht verwendet werden darf, um auch diesen Platz nicht zu zerstören. "Wir wollen jetzt eine Meeres-Mauer, um dieses Spielfeld für unsere Kinder und die Rugby-Teams zu retten. Wir haben nur dieses eine", sagt Dorfvorsteher Josevata Nagausaukula, der selbst acht Jahre lang als Rugbyprofi in Frankreich spielte.

Eindringliche Bitte an die industrielle Welt

"Rugby hat so viel für uns gemacht, auch wirtschaftlich und in unserer sozialen Entwicklung", so Nagausaukula. "Ich habe wirklich Angst vor dem, was in den nächsten Jahren passiert. Was wird für die nächsten Generationen noch da sein? Ich mache mir wirklich Sorgen wegen unserer Nachkommen, unserer Kinder, unserer Enkel."

Bewohner Kuridani richtet daher einen Appell an die Nationen, die den Klimawandel vor allem zu verantworten haben: "Ich würde die großen Länder, die als große Umweltverschmutzer gelten, bitten: Denken Sie an die kleinen Nationen im Pazifischen Ozean. Besonders an die Fidschi Inseln, und besonders an unser Dorf."

Umsiedlung ein großes Thema

Fraglich ist aber, wie lange es das Dorf Namatakula überhaupt noch geben wird. Seit 2021 gilt auf den Fidschi-Inseln der Klimanotstand, bis Ende 2022 laufen wissenschaftliche Untersuchungen, welche Dörfer besonders gefährdet sind. Diese werden dann bei einer Umsiedlung bevorzugt behandelt.

Dass Namatakula dabei sein wird, wäre für die dortigen Einwohner keine Überraschung. Für sie steht aber fest: "Wir wollen unser Dorf nicht verlassen. Wir würden wohl unsere Kultur verlieren. Und das wollen wir nicht." Und so kämpft das Dorf jeden Tag darum, sich und das Rugby-Paradies zu retten.