Jubel bei den Spielern des VfL Gummersbach und Trainer Gudjon Valur Sigurdsson (l.).

WDR-Sport VfL Gummersbach will "nicht nur den Status Quo verwalten"

Stand: 23.08.2023 14:59 Uhr

Der VfL Gummersbach hat die vergangene Saison in der Handball-Bundesliga auf Rang zehn beendet. Jetzt will Geschäftsführer Christoph Schindler die Leistung bestätigen. Die Vorbereitung verlief jedoch holprig.

Fans, Spieler und Verantwortliche des VfL Gummersbach dürften beim Blick auf den Spielplan der Handball-Bundesliga ein kleines Deja Vu gehabt haben. Am Sonntag (16.30 Uhr) startet der VfL gegen den TBV Lemgo Lippe in die neue Spielzeit. Das gleiche Duell gab es bereits zum Auftakt der vergangenen Saison. "Mit dem Unterschied, dass es dieses Mal Zuhause ist", sagte VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler im WDR-Gespräch.

Der VfL hat aber gute Erinnerungen an die Partie. Gummersbach gewann in Lemgo mit 30:26 und fuhr damit nach drei Jahren in der Zweiten Liga sofort den ersten Bundesliga-Sieg nach dem Wiederaufstieg ein. "Von daher hoffe ich natürlich, dass es ein gutes Omen ist", sagte Schindler.

Denn auch der Rest der Saison verlief für Gummersbach äußert erfolgreich. Der Aufstieger belegte am Ende einen soliden zehnten Platz und hatte mit dem Abstieg nie etwas zu tun. Der Lohn war nicht nur der Klassenerhalt, sondern auch die Auszeichnung Trainer des Jahres für Gudjon Valur Sigurdsson.

Schwierige Vorbereitung für VfL Gummersbach

Gerechnet habe Geschäftsführer Schindler mit Platz zehn nicht, sagte aber: "Wir waren uns sicher, dass wir eine konkurrenzfähige Mannschaft haben und dass wir auch in der Platzierung gut landen können, wenn sich alle schnell finden."

Damit sich eine Mannschaft schnell findet, ist eine gute Vorbereitung wichtig. Die Vorbereitung auf die kommende Spielzeit verlief für Gummersbach aber alles andere als optimal. Immer wieder fielen Spieler mit kleineren oder größeren Verletzungen aus. "Ich glaube wir hatten nicht ein Training, außer das erste, bei dem alle Spieler mittrainieren konnten", sagte Schindler. "Für das Einspielen war das natürlich nicht so optimal."

Am schlimmsten hat es Torwart-Neuzugang Daniel Rebmann (kam aus Göppingen) und Lukas Blohme erwischt. Während Rebmann nach einem Sehenriss am Fuß zumindest wieder im Training ist, wird Blohme (OP nach Sprunggelenksverletzung) den Saisonauftakt auf jeden Fall verpassen.

Schindler sieht VfL auch ohne Blohme "konkurrenzfähig"

Mit 192 Toren (13 Siebenmeter) war Blohme in der vergangenen Saison der Topscorer des VfL. "Dass wir ihn nicht eins-zu-eins ersetzen können, ist klar", sagte Schindler. "Auf der anderen Seite haben wir mit Mathis Häseler einen U21-Weltmeister in unseren Reihen. Von daher sind wir da konkurrenzfähig."

Christoph Schindler übernahm 2017 den Sportdirektor-Posten beim VfL Gummersbach.

Christoph Schindler übernahm 2017 den Sportdirektor-Posten beim VfL Gummersbach.

Mit Rebmann (29) sind mit Linksaußen Milos Vujovic (29/Füchse Berlin), Kreisläufer Kristjan Horzen (23/Rhein-Neckar Löwen) und Rückraumspieler Giorgi Tskhovrebadze (22/Montpellier) vier externe Neuzugänge zum Team gestoßen. Während mit Rebmann und Vujovic zwei bereits fertige Spieler nach Gummersbach gekommen sind, sieht Schindler bei Horzen und dem georgischen Nationalspieler Tskhovrebadze viel Entwicklungspotential. "Diese Spieler machen uns sowohl in der Spitze als auch in der Breite besser", sagte Schindler.

Wichtig war Schindler, Spieler zu verpflichten, die sich mit dem Verein identifizieren. So will er eine Mannschaft schaffen, mit der sich auch Partner und Fans identifizieren können. "Diese Symbiose funktioniert in den vergangenen zwei, drei Jahren herausragend gut", sagte der 40-Jährige, der von 2009 bis 2014 selbst für den VfL spielte. Das lässt sich auch an Zahlen belegen: Der Verein hat bereits mehr als 1.800 Dauerkarten verkauft. Das ist ein Rekord.

Vertragsverlängerung mit Julian Köster

Eine der Identifikationsfiguren ist Julian Köster. Der Kapitän und Nationalspieler spielte sogar in der Zweiten Liga für Gummersbach und hat am Mittwoch seinen Vertrag bis 2026 verlängert - ein Ausrufezeichen.

"Wir sind in der Situation, dass der VfL Gummersbach wieder attraktiv ist für viele Spieler", sagte Schindler. Gründe dafür seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die sportliche Perspektive. "Wir haben in den vergangenen zwei Jahren eine erstaunliche Entwicklung gemacht und wollen natürlich mehr, das ist keine Frage. Es geht nicht darum, dass wir den Status Quo verwalten."

Wir sind in der Situation, dass der VfL Gummersbach wieder attraktiv ist für viele Spieler.

Christoph Schindler, Geschäftsführer des VfL Gummersbach

Konkreter wurde Schindler beim Stichwort Ziele nicht. Auch nicht, wenn es um ein Ziel für die kommende Saison ging. "Diese Liga ist einfach brutal breit was die Leistungsdichte angeht. Da wäre es fast vermessen, einen Tabellenplatz als Ziel auszugeben", sagte er. "Unsere Saison wäre gut, wenn wir die Spieler besser machen, wenn wir als Mannschaft besser spielen, wenn wir attraktiven Handball spielen, der vor allem die Fans in Gummersbach animiert, in die Halle zu kommen. Wenn wir das alles tun, werden wir unsere Leistungen aus der vergangenen Saison auch bestätigen. Ob es dann der gleich Tabellenplatz wird, oder vielleicht ein besserer, wird man dann sehen."

Lemgo Lippe für VfL eine "riesengroße Herausforderung"

Den ersten Schritt können die Gummersbacher am Sonntag im ersten Saisonspiel gegen den TBV Lemgo Lippe machen. Der VfL ist trotz des gewonnenen Auftaktmatches der vergangenen Saison in Lemgo gewarnt. Denn beide Duelle der abgelaufenen Spielzeit in Gummersbach - Liga und Pokal - gingen an den TBV. "Eine Mannschaft die absolut routiniert ist", sagte Schindler. "Eine riesengroße Herausforderung für uns. Ich erwarte ein spannendes Spiel, aus dem wir hoffentlich als Sieger hervorgehen und gut in die Saison starten."