Timo Boll lässt es nach seinem Comeback bei den Finals erstmal etwas ruhiger angehen.

WDR-Sport Timo Boll schaltet nach Comeback einen Gang zurück

Stand: 11.07.2023 13:33 Uhr

Nach seinem Comeback bei den Finals und dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit Borussia Düsseldorf lässt Timo Boll es erstmal ruhiger angehen. Sein Ziel nächstes ist die Team-EM im September.

Pläne für zuletzt in Erwägung gezogene Teilnahmen an den WTT-Turnieren ab Ende Juli zunächst in Lima (Peru) und danach in Rio de Janeiro (Brasilien) hat der 42-Jährige trotz seiner Genesung von einer monatelangen Schulterverletzung mittlerweile wieder verworfen. Das nächste wichtige Ziel sei "auf jeden Fall die Mannschafts-EM im September in Malmö", sagte Boll.

Boll mit Comeback zufrieden

Der ehemalige Weltranglisten-Erste weiß auf der Zielgeraden seiner Karriere vermutlich genau, was er seinem Körper noch zumuten kann und was nicht. Mit seinem Comeback bei den Finals war Boll zufrieden, auch wenn er beim 3:1-Finalsieg gegen Saarbrücken im Duell mit dem Japaner Jin Takuya beim 1:3 (6:11, 11:8, 9:11, 9:11) den einzigen Punkt der Düsseldorfer abgab.

Ich bin erstmal froh, dass das Team gewonnen hat. Das war heute das Wichtigste.

Timo Boll nach dem 33. DM-Sieg von Borussia Düsseldorf

"Der einzige positive Aspekt für mich persönlich: Die Schulter hat gehalten, ich hatte keine Schmerzen. Die Form muss noch besser werden", bilanzierte Boll nach seinem verlorenen Einzel am ARD-Mikrofon. Nach seiner fast fünfmonatigen Zwangspause ist der DM-Rekordgewinner in der Weltrangliste auf Platz 35 abgerutscht. So weit unten stand er seit mehr als 20 Jahren nicht mehr.

Olympische Spiele in Paris genießen höchste Priorität

Doch ab einem gewissen Alter - und das dürfte jenseits der 40 im Tischtennis erreicht sein - müssen Leistungsportler in kleineren Schritten denken und die ganz wichtigen Ziele im Blick behalten. Höchste Priorität genießt dabei Bolls siebte Olympia-Teilnahme im kommenden Jahr.

Nach so einer langen Pause kann man nicht erwarten, dass man gleich wieder bei 100 Prozent ist.

Timo Boll

"Es war immer klar, dass ich in meinem Alter Prioritäten setzen muss. Und mein Ziel sind die Olympischen Spiele. Dort möchte ich topfit sein und bestmöglich angreifen", sagte er im Mai, als er wegen seiner Schulterprobleme die Teilnahme bei der WM in Südafrika absagte.

Fünf Deutsche in der Weltrangliste vor Boll

Dass dieses Ziel mit jeder Wettkampfpause in weitere Ferne gerät, dürfte Boll klar sein. "Wenn man einem Timo Boll da nicht die Tür auflässt, wem denn dann?", hat Bundestrainer Jörg Roßkopf im Mai gesagt, aber mittlerweile stehen in der Weltrangliste fünf Deutsche vor Boll, und da wird die Luft angesichts zweier Olympia-Startplätze im Einzel sowie eines weiteren im Team-Wettbewerb langsam dünner. Ein DTTB-Sprecher erklärte am Dienstag auf WDR-Anfrage, dass die Weltrangliste nicht ausschlaggebend für die Nominierung sei, aber für den empfehlenden Verband natürlich ein wichtiges Kriterium darstelle.

Boll ist indes ein Kämpfer, was er bei der WM 2021, als er trotz Bauchmuskelzerrung Bronze gewann, noch mit 40 Jahren unter Beweis gestellt hat. Mit ihm wird auf dem Weg nach Paris also zu rechnen sein

Dass weitere Wettkämpfe erstmal kein Thema für Boll sind, ist ein Gebot der Vernunft: "Ich fühle mich für ein Turnier noch nicht wieder ganz so sicher, und die Physiotherapeuten meinten auch, es könnte in meinem derzeitigen Zustand noch riskant sein", so Boll.

Reha, Aufbau und Training bis zum Bundesliga-Start

Auf dem Weg nach Malmö (10. bis 17. September) und danach zu den Olympischen Spielen im Sommer 2024 sieht sich Boll fast ausschließlich Krafträumen und Übungshallen: "Mein nächstes Spiel bestreite ich wohl erst Ende August zum Start der neuen Bundesliga-Saison. Bis dahin steht weiter Reha, Aufbau und Tischtennistraining auf dem Programm, und bei der EM in Schweden ist die Schulter dann hoffentlich wieder so stabil, dass ich wieder ein paar Spiele nacheinander machen kann."

Gedanken an ein unfreiwilliges Ende seiner über zwei Jahrzehnte dauernden Laufbahn habe Boll während seiner langen Zwangspause "nur kurz" gehabt: "Bewusstseinsverändernde Erkenntnisse habe ich nicht bekommen. Ich habe vor allem nur gemerkt, dass es leider auch ein Leben ohne Tischtennis gibt."