Karel Geraerts im Gespräch mit Dominick Drexler

Suspendierung von Drexler Schalke-Trainer Karel Geraerts wandelt auf schmalem Grat

Stand: 11.04.2024 15:56 Uhr

Schalke-Trainer Karel Geraerts hat mit der Suspendierung von Dominik Drexler seine Vorstellungen von Teamdisziplin umgesetzt. Aber sind diese auch gut für die Königsblauen?

Von Jörg Strohschein

Es hört sich zunächst wie ein Widerspruch an. Schließlich löste die Suspendierung von Dominik Drexler unter der Woche zumindest im Umfeld des FC Schalke 04 Unruhe aus. Allerdings versucht Karel Gearaerts in dieser für die Königsblauen überaus brisanten Phase der Saison für Ruhe im internen Kreis zu sorgen.

"Es war eine logische Entscheidung für mich. Wir wollen alle gemeinsam alles dafür tun, um in der 2. Bundesliga zu bleiben. Dafür brauchen wir positive Schwingungen", sagte der S04-Trainer am Donnerstag (11.4.2024).

Über die genauen Gründe für die Degradierung Drexlers zur U23 sagte der Belgier nichts. Nur so viel: "Für mich ist die Gruppe das Wichtigste. Das ist der einzige Weg, um die Situation zu lösen. Eine Suspendierung ist immer die letzte Option." Wie lange die Verbannung Drexlers andauern wird? "Wir werden sehen, was die Zukunft bringt", so der Coach.

Schlaflose Nächte

Mit dieser Entscheidung sollte offenbar wieder eine vernünftige Balance zwischen Spielern und Trainer hergestellt werden. Scheinbar gibt es seit längerer Zeit in diesem gegenseitigen Verhältnis massive Störungen, was nicht zuletzt auch die vorangegangene Suspendierung von Timo Baumgartl bereits erahnen ließ.

Das Problem: Geraets betont zwar stets, dass sein Fokus auf den kommenden Gegner, den 1. FC Nürnberg (Samstag, ab 20.30 Uhr im Live-Ticker), gerichtet ist. Allerdings lenken derartige Handlungen oft vom eigentlichen Kern ab.

Die Diskussionen rund um diese Personalien sorgen nicht nur für Unruhe, sondern auch dafür, dass das Vertrauen der Fans in das Schalker Team immer weiter sinken dürfte. Der drohende Abstieg in die 3. Liga und die dann damit verbundene, zumindest fragliche Überlebensperspektive des Klubs sorgen bei manch einem Anhänger ohnehin bereits für einige schlaflose Nächte.

Falsch empfundenes Autoritätsempfinden?

Hinzu kommt, dass der junge Coach im Abstiegskampf bislang noch keine Erfahrung vorzuweisen hat. "Es ist ein spezieller Moment für mich. Aber ich mag Fußball und natürlich gehören auch solche Phasen, die wir jetzt durchleben, dazu. Ich mag es, Lösungen zu finden", so der Coach. Ob Geraerts allerdings die richtigen Lösungen finden wird, davon sind längst nicht alle Schalker überzeugt.

Eine eingespielte Mannschaft hat der Belgier bisher ebenso wenig aufzubieten wie ein schlüssiges Spielsystem, in dem sich die Mehrzahl der Spieler wohl fühlt. Offenbar ist auch diese Tatsache einer der Streitpunkte, die immer wieder für internen Unfrieden gesorgt haben.

Es stellen sich viele Beobachter des Klubs zudem die Frage, ob diese stringente Herangehensweise des 42-Jährigen nicht womöglich auch ein falsch verstandenes Autoritätsempfinden des Trainers sein könnte, das dem Team am Ende eher noch schaden könnte. Immerhin opfert er damit einen erfahrenen Spieler für seine Vorstellungen von Teamdisziplin. Lediglich zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind alles andere als ein beruhigendes Ruhepolster. Geraerts wandelt mit seinen Überzeugungen auf einem schmalen Grat.

Prämie ausgelobt

Von Seiten des Klubs soll es bereits vor gut zwei Wochen sogar eine Finanz-Offensive gegeben haben, die allerdings nicht gefruchtet hat. Für mindestens sieben Punkte aus den Spielen gegen Karlsruhe, Hannover und Nürnberg sollte die Mannschaft eine Extraprämie in Höhe von 400.000 Euro erhalten. Dieses Ziel können die Schalker Profis nicht mehr erreichen, weil sie bereits lediglich zwei Remis in Folge erspielt haben.

Der finanziell äußerst klamme Klub wollte damit die bislang eingesparten Punktprämien dieser Saison auf einmal auszahlen. Aber selbst für diese Extra-Motivation konnten sich die Spieler nicht richtig begeistern.

"Wir müssen das Spiel gegen Nürnberg gewinnen", sagte Geraerts. Nicht zuletzt, um seine eigenen Entscheidungen untermauern zu können. Ansonsten dürfte sich auch der Druck auf den Schalke-Trainer noch einmal deutlich erhöhen.