Studio-Gäste bei SWR Sport: Miriam Welte und Karla Borger

SWR-Sport Karla Borger und Miriam Welte: Das Leben nach der Sport-Karriere

Stand: 27.03.2023 13:49 Uhr

Viele Athletinnen und Athleten müssen sich mit dem Übergang von der Spitzensportkarriere in den Berufsalltag beschäftigen. Doch wie sieht der aus? Welche Vorkehrungen kann man treffen? Wie sieht die finanzielle Lage aus?

Fragen, die sich auch Beachvolleyballerin Karla Borger und die ehemalige Bahnrad-Olympiasiegerin Miriam Welte stellen mussten und müssen.

Miriam Welte und Karla Borger – zwei große Sportlerinnen mit großen Karrieren. 2012 in London feierte Miriam Welte ihren größten sportlichen Erfolg, wurde zusammen mit Teamkollegin Kristina Vogel Bahnrad-Olympiasiegerin. Welte, geboren in Kaiserslautern, feierte während ihrer Karriere viele weitere Titel und Triumphe. Olympia-Bronze, sechsmal Weltmeisterin und viermal Europameisterin. 2019 beendete sie mit 33 Jahren dann ihre Laufbahn. Jetzt ist Welte Polizei-Hauptkommissarin. Ihr Studium absolvierte sie schon während der aktiven Zeit. Denn eines war damals schon klar: Welte würde mit ihrem Sport, trotz Weltspitze, kein Vermögen anhäufen können: "Reich wird man nicht, man macht den Sport aus Leidenschaft. Ich habe für den WM-Titel 3000 Euro Preisgeld bekommen. Aber ich habe so viele Erfahrungen machen können, die man mit keinem Geld der Welt machen kann", erklärt sie in der Sendung SWR Sport. Seit 2021 ist Welte zudem Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes.

SWR Sport mit Karla Borger und Miriam Welte

"Wir finanzieren uns selbst"

Karla Borger gehört zu den besten Beachvolleyball-Spielerinnen der Welt, lebt und trainiert seit vielen Jahren in Stuttgart. Zwei Olympia-Teilnahmen und ein Vize-Weltmeistertitel stehen in ihrer Vita. Dazu gewann sie das Finale der World Tour und wurde zweimal Deutsche Meisterin. Seit 2021 ist sie Präsidentin des Vereins Athleten Deutschland und vertritt meinungsstark die Interessen von rund 1400 Spitzensportlerinnen und -Sportlern. Das Thema finanzielle Absicherung, auch nach der Karriere, beschäftigt viele Athletinnen und Athleten. Auch die 34-Jährige: "Die Preisgelder sind geschrumpft in den vergangenen Jahren von 60.000 Euro auf 30.000 Euro. Auch die Gesamtgelder sind weniger geworden. Einige Teams bekommen Trainer oder auch Teile der Reisekosten bezahlt. Wir finanzieren uns selber." Und für Borger ist eines völlig klar: "Ohne die enorme Förderung In Deutschland, könnten einige deutsche Athleten den Sport gar nicht ausüben. Um in die Weltpitze zu kommen, braucht man dieses Startkapital.“

Der Weg nach der Karriere

Karla Borger ist, neben dem Sport, bei der Bundeswehr als Hauptfeldwebel angestellt. Beim Gedanken an ein Karriereende als Beachvolleyballerin ist für die gebürtige Heppenheimerin der komplette Wechsel durchaus vorstellbar. Es wäre auf jeden Fall eine Möglichkeit, die ich mir gerne noch offen lassen würde. Ich bin jetzt 14 Jahre bei der Bundeswehr. Es ist zumindest schön, die Möglichkeit zu haben." Mit 34 Jahren gehört sie zu den älteren Spielerinnen. "Irgendwann wird der Moment kommen, ich habe das Datum aber nicht im Kopf."

Da ist Miriam Welte schon ein Stück weiter. Sie arbeitet als Hauptkomissarin bei der Polizei in Rheinland-Pfalz. Der Einstieg in den Berufsalltag wurde ihr leichter gemacht. "Ich hatte Glück. Ich bekam ein Jahr Zeit zur Wiedereingliederung, um auch abtrainieren zu können. Das ist ja ganz wichtig. Ich habe in den ersten drei Monaten gar nicht gearbeitet, dann drei Monate 25 Prozent, drei Monate 50 Prozent und so weiter. Es war ein langsamer schleichender Prozess in den Berufsalltag. Das war für mich enorm wichtig."

Neuer Lebensabschnitt abseits des Sports

Aber einige Umstellungen bereiteten der Pfälzerin dann doch etwas Schwierigkeiten. "Das morgendliche Aufstehen war schon eine große Umstellung, Trainieren war oft auch einfacher als acht bis neun Stunden zu arbeiten, weil du manchmal zwischendrin einfach frei hast." Und trotzdem ist sie mit ihrem Wechsel in den Polizeidienst und der damit verbundenen Arbeit absolut glücklich. "Ich habe einen coolen Job. Mir macht es wahnsinnig Spaß. Ich bin im Sachgebiet Medieneinsatz. Wir produzieren Filme und Content für Social Media von der Polizei."

Der Alltag und das Leben einer Atheltin wie Karla Borger ist bis ins letzte Detail durchgeplant und strukturiert. Die Frage, wie es ohne den Sport und seine "Begleiterscheinungen" aussehen könnte, macht der 34-Jährigen keine großen Sorgen. Auch wenn ihr der große Schnitt noch bevorsteht, geht sie gelassen mit diesem Thema um. "Ich habe keine Angst. Wir sind es gewohnt Lösungen zu finden. Ich weiß aber, dass der Tag kommen wird und genieße es umso mehr, dass mein Körper das seit mehr als 20 Jahren mitmacht." Miriam Welte dürfte in diesem Punkt als positives Beispiel gelten.