ARD-TV-Experte Bastian Schweinsteiger. (Archivbild: picture alliance / firo Sportphoto | Ralf Ibing)

Interview | Bastian Schweinsteiger "Union kann es schaffen, lange da oben zu sein"

Stand: 02.10.2022 21:17 Uhr

Als ARD-Experte hat Bastian Schweinsteiger die Bundesliga weiter im Blick. Im Interview verrät der Weltmeister von 2014, wo er die größten Stärken bei Union Berlin sieht und warum er sich wünscht, dass Hertha wieder Erfolg hat.

rbb|24: Herr Schweinsteiger, herzlich Willkommen in der Stadt des Bundesliga-Tabellenführers. Wie geht es Ihnen als einstiger Spieler des FC Bayern München damit?
 
Bastian Schweinsteiger: (lacht) Wenn es einem Berliner Verein so gut geht, ist es auch gut für die Bundesliga. Union macht es natürlich wirklich gut. So wie die Unioner auftreten, ist es nicht einfach gegen sie zu spielen. Dann sind sie auch verdient da oben.
 
Was macht Union so gut?
 
Urs Fischer lässt einen Fußball spielen, der für mich attraktiv ist: Da ist sehr viel Präzision drin und Geradlinigkeit. Als Zuschauer ist es schön zu sehen, wenn die Unioner den Ball gewinnen und schnell umschalten. Der Verein verfügt mit Sheraldo Becker über einen exzellenten Stürmer, der für mich einer der besten der Liga ist. Sie arbeiten außerdem sehr gut gegen den Ball. Keine Mannschaft spielt gern gegen Union Berlin.

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Wie lang kann Union da oben bleiben?
 
Union kann es schaffen, lange da oben zu sein. Ich gehe jetzt nicht davon aus, dass sie Deutscher Meister werden. Aber schon unter den besten sechs Mannschaften in der Bundesliga.
 
Rani Khedira spielt durchgehend, wurde zuletzt sogar als Kandidat für die Nationalmannschaft gehandelt. Wie schätzen Sie das ein?
 
Es freut mich erstmal für ihn. Er hat eine super Entwicklung genommen, ist eine wichtige Identifikationsfigur für den Verein. Er hat mit Sicherheit die Qualität, mit dabei zu sein. Wenn eine Mannschaft so spielt wie Union es gerade tut, und dann gibt es in dem Team einen solchen Spieler - dann sollte man schon genau hinschauen. Da sind sicherlich Gedanken bei Hansi Flick, einen wie Rani Khedira auch zu nominieren.

Der zweite Hauptstadt-Klub, Hertha BSC, ist in der Vorsaison ganz knapp dem Abstieg entgangen. Sportlich läuft es nun besser, nur bei den Punkten hat es sich noch nicht ausgezahlt.
 
Noch tut sich die Mannschaft schwer, die Fans zu verzaubern. Aber es ist auch gerade nicht der Zeitpunkt dafür. Jetzt geht es darum, die grundlegenden Fußballtugenden wieder zu zeigen. Aktuell ist Hertha kein Klub für die Top Ten der Bundesliga. Das Wichtigste ist, sich von Woche für Woche weiter zu verbessern. Und ich glaube, Fredi Bobic hat mit Sicherheit die Erfahrung, um die Mannschaft aufzubauen.

Hertha BSC - TSG 1899 Hoffenheim, v.l. im Zweikampf Dennis Geiger TSG 1899 Hoffenheim und Wilfried Kanga Hertha BSC, 02.10. 2022. (Quelle: imago images/S. Räppold)
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Es gab eine Zeit, da hat Hertha sich regelmäßig fürs internationale Geschäft qualfizieren können. Was ist schief gelaufen, dass der Verein da unten hineingerutscht ist und nun seit Jahren gegen den Abstieg spielt?
 
Das ist für mich als Außenstehender nicht ganz so einfach zu erklären. Ich kann mich noch erinnern an die tollen Zeiten mit Marcelinho, mit Alex Alves. Es war toll, gegen eine Hertha zu spielen, die unter den Top Sechs in der Bundesliga war. Es war für Berlin und für Deutschland super, dass ein Hauptstadtklub so gut war. Ich hoffe, dass sie wieder dorthin kommen. Wir wissen alle, dass Hertha ein großes Potenzial hat. Wichtig ist, dass Ruhe einkehrt und man sich von Woche zu Woche entwickelt.

Vielen Dank für das Gespräch.
 
Das Interview führte Christian Dexne, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 02.10.2022, 21.45 Uhr