Justus Fischer (TSV Hannover-Burgdorf, l.) und Christian Wilhelm (HC Empor Rostock) im U21-WM-Spiel gegen Frankreich.

NDR-Sport U21-Handball-WM: DHB-Team mit norddeutschem Mittelblock zur Siegesserie

Stand: 30.06.2023 16:20 Uhr

Die deutsche U21-Handball-Nationalmannschaft darf bei der heimischen WM mehr denn je von Gold träumen. Am Sonnabend steht das Halbfinale gegen Serbien an. Mit dabei im DHB-Team sind drei Norddeutsche, zwei davon bilden den sehr kompakten Mittelblock.

Zuerst Titelverteidiger Frankreich, dann der WM-Zweite Kroatien und im Viertelfinale bemerkenswert souverän Dänemark - die deutsche Auswahl hat sich durch Siege gegen diese großen Handball-Nationen zum Topfavoriten auf den WM-Titel aufgeschwungen.

Während die deutschen Fußballer bei der U21-EM bitter enttäuschten und nach der Gruppenphase die Heimreise antraten, begeistert das junge DHB-Team derzeit seine Fans. Sollte am Sonnabend (18 Uhr) auch im Halbfinale gegen Serbien ein Erfolg gelingen, wäre es schon ganz nah dran am dritten Coup bei einer U21-WM nach 2009 in Ägypten und 2011 in Griechenland.

Dänen prallen oft an Fischer und Wilhelm ab

Einen großen Anteil am Erfolg der Mannschaft von Trainer Martin Heuberger haben auch drei Norddeutsche. Neben Kapitän Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf) sind dies zwei enorme Brecher im Mittelblock - Justus Fischer (Hannover-Burgdorf) und Christian Wilhelm (HC Empor Rostock). Am 1,94 m großen, 105 kg schweren und erst 20 Jahre alten "Recken" Fischer und dem etwas kleineren und leichteren Wilhelm, den Heuberger in der "Abwehrleader-Rolle" sieht, prallte die dänische Auswahl um ihren Topspieler Thomas Arnoldsen immer wieder ab.

Als es bei der deutschen Mannschaft in der zweiten Hälfte offensiv nicht mehr so rund lief wie im ersten Abschnitt, sorgte die stabile Defensive dafür, dass sie auf dem Weg ins Halbfinale nicht noch ins Schlingern geriet.

Ohnehin sorgen die Auftritte für stetig wachsende Begeisterung. Waren die Hallen in Hannover, Magdeburg und Berlin bei den Auftritten der DHB-Auswahl schon gut besucht, stehen nun für den Sonnabend die Chancen gut, dass es in der 11.900 Fans fassenden Max-Schmeling-Halle in Berlin ziemlich voll werden könnte.

Worauf natürlich auch die Spieler hoffen. "Ich glaube, wir spielen so einen schönen Handball, da lohnt es sich auch zu kommen. Ich hoffe, dass mindestens wieder genauso viele Fans kommen wie gegen Dänemark, wenn nicht mehr", sagte Kreisläufer Fischer. Und sein Vereinskollege Uscins ergänzte: "Bei anderen Turnieren spielen wir vor 20 bis 30 Eltern, hier vor 3.500 Fans. Natürlich tragen die uns. Das macht riesig viel Spaß."

Wilhelm wechselt nach der WM von Rostock nach Essen

Den hat auch Wilhelm, der auch nach dem Abstieg der Rostocker in der kommenden Saison zweitklassig spielen wird. Er wechselt zum dreimaligen deutschen Meister TuSEM Essen. Zwischen ihm und Fischer gibt es im Nationalteam eine klare Absprache: Wilhelm ist in der Regel nur für die Defensive vorgesehen, was ihm auch "extrem viel Spaß" macht, wie er im Interview mit "handball world" sagte.

Fischer geht bei Angriffen des deutschen Teams an den gegnerischen Kreis. Und das mit einigem Erfolg. Beim 30:29 gegen Frankreich war der Hannoveraner gemeinsam mit Moritz Sauter mit jeweils fünf Treffern erfolgreichster DHB-Spieler.

"Ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist."
— Christian Wilhelm, HC Empor Rostock

"Justus ist vorne ganz große Klasse", hatte Wilhelm schon vor dem Duell mit Frankreich gelobt. Für ihn selbst bedeute es alles, bei der WM im eigenen Land dabei sein zu dürfen, sagte der Kreisläufer, der einst beim TSV Nord Harrislee mit dem Handball begonnen hatte. "Seitdem wir wissen, dass dieses Event hier in Deutschland stattfindet, haben wir - und da spreche ich für alle - darauf hingearbeitet, dabei sein zur dürfen. Hier zu spielen, vor dieser unfassbaren Kulisse mit den Fans, die richtig Gas geben, ist wie ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist", so Wilhelm.

Coach Heuberger attestiert herausragenden Teamgeist

Es spricht einiges dafür, dass sich dieser Traum noch schöner ausgestalten könnte. Auch Coach Heuberger sieht exzellente Rahmenbedingungen für den weitere Erfolge gegen Serbien im Halbfinale und im Erfolgsfall dann gegen den Sieger des anderen Semifinals zwischen Island und Ungarn.

"Die Mannschaft hat eine tolle Entwicklung genommen und wirkt reifer", lobte der 59-Jährige nach dem Dänemark-Spiel. "Das ist eine unheimlich verschworene Gemeinschaft, auf und außerhalb des Parketts. Ich habe selten einen solchen Teamgeist erlebt wie momentan."

Dieses Thema im Programm:
NDR 2 Sport | 01.07.2023 | 23:03 Uhr