Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler gestikuliert während des Spiels, weil Tennisbälle auf das Spielfeld geworfen werden.

Pro und Kontra Gehen die Fan-Proteste gegen einen DFL-Investor zu weit?

Stand: 05.02.2024 14:01 Uhr

Am Wochenende flogen mehr Tennisbälle denn je in den Fußballstadien. Bei der Partie Hertha BSC gegen den HSV sorgten die Aktionen der aktiven Fanszene gegen einen DFL-Investor sogar beinahe für einen Spielabbruch. Gehen die Proteste zu weit? Zwei Meinungen:

Nele Hüpper: Protest muss wehtun

Natürlich nervt der Fanprotest. 32 Minuten Unterbrechung in Berlin am Sonnabend, 9 Minuten in Hannover am Sonntag - Spieler, Schiedsrichter und auch die Kommentatoren könnten sich sicherlich Schöneres vorstellen. Und es gibt sicherlich auch genug Fans, die genervt von einem Spiel ohne Fluss sind.

Genau diese Fans freuen sich aber auch über Choreografien und Stimmung im Stadion - und das kommt alles aus einer aktiven Fanszene. Aus der aktiven Fanszene, die sich über fast alle Vereinsgrenzen hinweg gegen einen Investoreneinstieg positioniert hat, sich nicht gehört und große Wut fühlt. Auf die Verantwortlichen, auf das Business Fußball, auf die, die in ihren Augen ihren Sport kaputt machen.

Woche für Woche sorgt die aktive Fanszene für Stimmung im Stadion. Mit genau dieser Stimmung macht die DFL Werbung, sucht Investoren. Fußballfans gehören zum Stadion, sind Kulturgut. Und einer der Verkaufspunkte der Liga. Deswegen muss dieser Protest der Fans auch wehtun. Sonst wirkt er nicht.

Mats Nickelsen: Protest ist übertrieben

Ja, Protest muss wirken. Aber eine Partie mehrfach zu unterbrechen und sie an den Rand des Abbruchs zu bringen, ist übertrieben. Und auch eine Machtdemonstration.

Das Signal der Tennisballwerfer: Wir können ein Spiel abbrechen, ohne uns geht nichts. 
Die Ultraszene in Deutschland ist heterogen. Die Fanszene gibt es nicht. Neben inhaltlichen Themen geht es einigen auch darum, Grenzen auszuloten und zu überschreiten - wie bei der Pyrotechnik.

Die Mehrheit der Stadiongänger ist nicht Teil der organisierten Fanszenen. Viele Stadiongänger sind bereit, das Produkt Bundesliga zu konsumieren, unkritisch, als Ausgleich zum Alltag - das ist erlaubt.

Diese Fans werden durch Unterbrechungen bestraft, die eigenen Spieler sowieso. Noch gab es keine Spielabbrüche. Dem eigenen Team zu schaden, Spielabbrüche, Punktabzüge und Geldstrafen zu erzwingen, würde ziemlich sicher nicht helfen, Unterstützer für die Kritik zu gewinnen.

Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 05.02.2024 | 13:17 Uhr