Die Olympische Flagge weht vor dem Hamburger Rathaus.

In Hamburg Olympia-Bewerbung - DOSB startet Dialog, doch nur wenige kommen

Stand: 22.10.2023 10:15 Uhr

Der DOSB wagt einen neuen Anlauf und möchte Olympische Spiele nach Deutschland holen, sucht aber diesmal den Dialog mit der Bevölkerung, bevor es in den erhofften Bewerbungsprozess geht. In der Gesprächsrunde in Hamburg am Sonnabend ging es auch um die mögliche Rolle der Hansestadt.

Hamburg und Olympia - da war doch was: 2015 scheiterte die unter dem Motto "Feuer und Flamme" gestartete Bewerbung für 2024 knapp am Veto der Bevölkerung. Sieben erfolglose Anläufe hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) insgesamt hinter sich, nun soll in den kommenden zwölf Monaten eine Bewerbung für die Sommerspiele 2036 oder 2040 oder für die Winterspiele 2038 oder 2042 auf den Weg gebracht werden; wobei sich Winterspiele mangels Interesse eigentlich schon erledigt haben, denn auch München hat den Sommer im Blick.

Man merkt, dass hier das Referendum noch sehr präsent ist.
— Stephan Brause, Leiter der Stabstelle Olympiabewerbung beim DOSB

Olympia-Befürworter, Skeptiker, Gegner, Neugierige und Sportfans kamen am Sonnabend in der Handelskammer zusammen, um über eine Bewerbung zu diskutieren sowie über die Frage, ob auch die Hansestadt im Falle einer neuen Kandidatur einzelne Wettbewerbe ausrichten sollte. Denn anders als 2024 würde Hamburg, wo zum Beispiel ein Leichtathletikstadion fehlt, nicht alleine ins Rennen gehen. Eine Tandemlösung mit Berlin wäre denkbar. Ebenso eine Achse Leipzig - Berlin - Hamburg.

Am weitesten ist die Initiative Rhein-Ruhr mit Düsseldorf im Zentrum - zumal deren Macher Michael Mronz Anfang der Woche ins Internationale Olympische Komitee (IOC) gewählt wurde. In München steht nach dem großen Erfolg der European Championships im vergangenen Jahr, die als Mini-Olympia gefeiert wurden, die Stadt mit Oberbürgermeister Dieter Reiter hinter einer möglichen Bewerbung.

"Spielregeln" haben sich geändert

In Hamburg fanden am Sonnabend nicht viele Menschen den Weg in die Handelskammer. Stephan Brause, Leiter der Stabstelle Olympiabewerbung beim DOSB, sagte zu der Zurückhaltung: "Man merkt, dass hier das Referendum, das knapp aber demokratisch gescheitert ist, noch sehr präsent ist." Die "Spielregeln" aber hätten sich geändert seit der letzten Bewerbung.

Gründe für die Ablehnung waren seinerzeit unter anderem die hohen Kosten und die Planung von vielen neuen Sportstätten. Die wären nun bei einer gemeinsamen Bewerbung von mehreren Städten bereits vorhanden. Auch ein großes Olympisches Dorf und andere große Bauprojekte wären bei einer Nutzung bundesweit vorhandener Sportstätten nicht nötig.

Olympiabewerbung: DOSB will Menschen diesmal mitnehmen

Anders als zuvor will der DOSB auch diesmal die Menschen von vornherein mitnehmen und in den Bewerbungsprozess einbeziehen. Unter dem Slogan "Deine Ideen, deine Spiele" hat der Verband eine Kampagne gelauncht. Über eine Plattform wird abgefragt, wie Deutschland über eine mögliche Bewerbung nachdenkt, zudem tritt der Verband bei Veranstaltungen in Leipzig, Berlin, München, Düsseldorf und eben Hamburg mit den Bürgern direkt in Kontakt. 

"Wir wollen eine Bewerbung, die von der Bevölkerung getragen wird, dann müssen wir mit ihr reden. Wenn rauskommt, wir wollen das nicht, dann ist ganz klar: Dann machen wir das auch nicht", sagte DOSB-Vizepräsidentin Kerstin Holze.  

Deutsche Bewerbung mit mehreren Städten und Anlagen

"Dass der Deutsche Olympische Sportbund eine Olympiabewerbung prüft, finde ich gut", sagte Hamburgs Sportsenator Andy Grote (SPD) im Interview mit NDR 90,3 und dem Hamburg Journal. Hamburg wolle sich nur dann an einer Bewerbung beteiligen, wenn der Bund voll dahinterstehe und die Finanzierung geklärt sei. Es müssten Spiele sein, die nachhaltig sind. Vorhandene Sportstätten müssten genutzt werden. "Außerdem muss klar sein, dass keine Stadt allein ist, dass es eine nationale Bewerbung gibt", so Grote.

Ergebnisse der Dialogforen werden im Dezember vorgelegt

Grotes Wunsch entspricht dem Ziel des DOSB. Katharina von Kodolitsch, Präsidentin des Hamburger Sportbunds, sagte mit Blick auf die vergangenen Bewerbungen, dass es dieses Mal "ganz andere Voraussetzungen" seien. "Der Bewerbungsprozess ist viel schlanker. Es geht sehr viel um Nachhaltigkeit, darum, sich Rückmeldung aus der Bevölkerung zu holen."

Ob es am Ende überhaupt eine Bewerbung gibt, entscheidet der DOSB nach Abschluss der Dialogforen. Die gebündelten Ergebnisse der fünf Veranstaltungen in Hamburg, Leipzig, Berlin, Düsseldorf und München sollen bei der Mitgliederversammlung Anfang Dezember vorgelegt werden.

Im kommenden Jahr soll dann die Bewerbung konkretisiert und im Herbst - nach der Fußball-EM in Deutschland und den Olympischen Spielen in Paris - die Bevölkerung gefragt werden.

Dieses Thema im Programm:
Hamburg Journal | 21.10.2023 | 19:30 Uhr