Min-jae  Kim feierte die Meisterschaft beim SSC Neapel

BR24 Sport Min-jae Kim - wer ist Bayerns Wunsch-Transfer?

Stand: 15.04.2024 16:37 Uhr

Min-jae Kim vom SSC Neapel steht ganz hoch im Kurs beim FC Bayern München, auch wegen einer attraktiven Ausstiegsklausel. Die Gespräche laufen auf Hochtouren mit dem Abwehr-Koloss, doch Südkoreas Militär könnte zum Stolperstein werden.

Von Hannes Nebelung

Min-jae Kim - diesen Namen sollten sich die Bayern-Fans langsam aber sicher einprägen. Bis zur vergangenen Woche war der Südkoreaner in München ein unbeschriebenes Blatt, jetzt rückt ein Transfer vom SSC Neapel plötzlich in greifbare Nähe. Die Verantwortlichen des Rekordmeisters arbeiten intensiv an einer Verpflichtung des Verteidigers, die ersten Gespräche mit Kims Beratern laufen wohl sehr gut an.

Kim hat es in nur einem Jahr zum Volkshelden in Neapel geschafft. Der 26-Jährige gewann in seiner Debüt-Saison in Italien prompt den Scudetto, den ersten seit Diego Armando Maradona. Für Meister-Coach Luciano Spalletti ist er nicht weniger als der momentan "beste Innenverteidiger der Welt". Doch wer ist dieser Min-jae Kim?

Modellathlet und Verteidiger der Saison

Rein optisch ist Kim ein Modellathlet. 1,90 Meter groß, 90 Kilo schwer und noch dazu mit einer starken Grundschnelligkeit ausgestattet, ist Kim für jeden Stürmer unangenehm. Er überzeugt mit guten Zweikampfwerten, sowohl am Boden als auch in der Luft. Eine seiner großen Stärken ist die Antizipation von Pässen, wodurch er gegnerische Angriffe schon im Keim erstickt.

Am liebsten rückt Kim aus der Abwehrkette heraus und erobert den Ball, noch bevor es zum Zweikampf kommt. Wird es dann doch einmal brenzlig, grätscht und klärt er kompromisslos. Diese Spielweise sowie seine zwei Tore und zwei Vorlagen machten ihn zum Top-Verteidiger der abgelaufen Serie-A-Saison.

Min-jae Kim Zweikampf mit Mario Götze

Min-jae Kim Zweikampf mit Mario Götze

Spätstarter: Über China und die Türkei ins Rampenlicht

Dass Kim eine Weltkarriere gelingen würde, war bis Anfang 20 überhaupt nicht abzusehen. Ausgebildet wurde der bullige Abwehrmann in der Suwon Technical High School, wo auch der frühere Manchester-Star Ji-sung Park das Fußballspielen lernte. Park war wie Kim ein Spätstarter, wechselte erst mit 22 Jahren nach Europa.

Kim war sogar schon 24, als er von Beijing Guoan in China zu Fenerbahce Istanbul wechselte. Nach nur einem Jahr in der türkischen Hauptstadt ließ sich Neapel die Dienste des bis dato unbekannten Verteidigers schlappe 18 Millionen Euro kosten.

Als ausländischer Neuling in der Serie A ist es naturgemäß nicht einfach, Bayerns Abwehrboss Matthijs de Ligt kann davon ein Lied singen. Doch Kim war von Anfang an fester Bestandteil der Napoli-Viererkette und verpasste nur vier Pflichtspiele in der gesamten Spielzeit, zwei davon gelbgesperrt.

"Er macht pro Spiel mindestens 20 unglaubliche Dinge", frohlockte Spalletti, der vom ersten Spiel an auf Kim setzte: "Wenn er mit dem Ball am Fuß losläuft, ist er innerhalb von fünf Sekunden im gegnerischen Strafraum."

Ausstiegsklausel: Kim als Ersatz für Lucas Hernández

Die Leistungen des 49-maligen Nationalspielers sind auch den Bayern-Bossen nicht entgangen. Aktuell arbeiten sie intensiv daran, Kim nach München zu lotsen, auch weil er trotz zahlungskräftiger Konkurrenten (Manchester United, Newcastle United) relativ preiswert zu haben sein könnte.

Neapel hatte seinem Abwehrrecken beim Transfer vor einem Jahr eine Ausstiegsklausel zugestanden, die laut verschiedener Medienberichte zwischen 50 und 60 Millionen Euro betragen soll. Falls sich die Bayern mit Kim und dessen Beratern einig werden würden, wären Neapel die Hände gebunden.

Finanziell könnte der FCB den Einkauf durch den Abgang des abwanderungswilligen Lucas Hernández zu Paris St. Germain kompensieren. Der Franzose hat den Bayern-Verantwortlichen bereits seinen Wechselwunsch mitgeteilt.

Wehrdienst als Stolperstein

Doch ein anderer Umstand könnte den Transfer möglicherweise ins Wanken bringen: Kim, in seinem Heimatland aufgrund seiner Statur "Monster" genannt, absolviert in diesem Sommer einen Teil seines Militärdienstes, der in Südkorea auch für Fußballstars verpflichtend ist. In der Vergangenheit musste auch Ex-HSV-Star Heung-Min Song diese Erfahrung machen.

Weil Kim bei den Asian Games 2018 die Goldmedaille für Südkorea holte, erhält er militärische Privilegien. So kann er seinen Wehrdienst von 18 Monaten auf zwölf Wochen verkürzen und diesen in mehreren Etappen ableisten. Anstatt also wie seine Neapel-Kollegen den historischen Meistertitel im Urlaub zu feiern, absolviert er in seiner Heimat derzeit einige Wochen seines Pflichtdienstes.

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Quelle: BR24Sport 18.06.2023 - 12:55 Uhr