Fußball-Trainer Felix Magath

BR24 Sport Felix Magath: Deutsche Trainer "systematisch kaputt gemacht"

Stand: 22.04.2024 08:46 Uhr

Fußballtrainer Felix Magath kritisiert in "Blickpunkt Sport" den Umgang mit deutschen Trainern in der Bundesliga. Es gehe in Deutschland "nicht mehr so um Leistung". Es fehle vor allen Dingen an ehemaligen Profis auf der Trainerbank.

Von Raphael Weiss

Beim FC Bayern München wird derzeit nach einem neuen Trainer gesucht. Das dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Es wird nicht allzu lange dauern, bis auch andere Bundesligisten und Zweitligisten nach einem neuen Übungsleiter suchen. Für Fußball-Trainer Felix Magath werden dabei allerdings die falschen Schlüsse gezogen: "Bei uns gehts in der Bundesliga nicht mehr so um Leistung, sondern um andere Dinge", sagte der 70-Jährige im Interview bei "Blickpunkt Sport" und fügte an: "Die Zeiten, wo man Trainer geholt hat, die irgendwo erfolgreich waren, sind scheinbar vorbei."

Magath: "keine ehemaligen Spieler" auf der Trainerbank

Magath trainierte in seiner Karriere 14 verschiedene Vereine. Zuletzt stand er 2022 bei Hertha BSC unter Vertrag und sicherte dort in der Relegation gegen den HSV den Klassenerhalt. Seither ist er ohne Vertrag. Ihn besorgt die aktuelle Entwicklung auf dem Trainermarkt: "Wenn Sie die ganze Landschaft anschauen, dann kann man nur mit Verwunderung feststellen, wenn in der Bundesliga oder der 2. Bundesliga Trainer gesucht werden, dann kommen die Trainer aus Dänemark, Belgien, Österreich", sagte Magath und legte nach einer kurzen Pause nach: "Deutsche Trainer - schwierig."

Für Magath ist das eine Entwicklung, die sich schon länger anbahnt. "Man hat die deutschen Trainer über die letzten Jahrzehnte systematisch kaputt gemacht. Wir haben ja keine deutschen Trainer mehr. Man hat seit gut zehn Jahren keine ehemaligen Spieler mehr, die Trainer werden. Ich weiß nicht, ob die nicht genug Englisch können, nicht Französisch sprechen. Ob das der Grund ist, warum man keine ehemaligen Spieler mehr nimmt", so Magath weiter. Für ihn gibt es in der Bundesliga aktuell nur eine Ausnahme: "Es gibt nur einen ehemaligen Weltklasse-Spieler, der heißt aber Alonso. Der ist kein Deutscher, der ist Spanier und hat auch nicht in Deutschland die Fußballlehrer-Lizenz gemacht."

Xabi Alonso, der Bayer Leverkusen in der aktuellen Saison zur deutschen Meisterschaft führte, ist einer von sieben ausländischen Trainern in der Bundesliga. Von den 18 Trainern in der zweiten Fußball-Bundesliga besitzen nur drei keinen deutschen Pass. Unter den deutschen Trainern in Liga eins und zwei findet sich allerdings kein ehemaliger Nationalspieler.

Magath über Nagelsmann: "FC Bayern war für ihn zu früh"

Die Erfahrung von Spielern, die auf höchsten Niveau Fußball gespielt haben, sei in Deutschland nicht mehr so gefragt: "In den vergangenen Jahren hat man immer wieder Trainer in die Bundesliga geholt, die in einem Nachwuchsleitungszentrum erfolgreich waren. Das kann man mal machen. Aber ich verstehe nicht, warum man denen dann keine erfahrenen Trainer an die Seite stellt."

Auch der aktuelle Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte diesen Werdegang. Mit 28 Jahren debütierte er als Trainer in der Bundesliga, mit 33 wurde er Trainer beim FC Bayern. Für Magath deutlich zu früh: "Beim FC Bayern war es für ihn zu früh. Es ist nun mal der erfolgreichste deutsche Verein. Ich glaube nicht, dass Nagelsmann mit mehr Erfahrung so gearbeitet hätte, wie er es getan hat." Der Mangel an Erfahrung sei laut Magath besonders nach der Weltmeisterschaft in Katar aufgefallen: "Es war eine schwierige Situation, dass wir im November, Dezember eine Weltmeisterschaft hatten. Besonders für den FC-Bayern-Trainer. Das gab es noch nie. Für einen Trainer ist es eine unfassbar schwere Aufgabe, die Spieler wieder fit zu bekommen. Das ist Nagelsmann nicht gelungen und er hat diese neun Punkte auf Dortmund verloren."

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Quelle: Blickpunkt Sport 21.04.2024 - 21:45 Uhr