Benedikt Saller beim Testspiel: SSV Jahn Regensburg - Fortuna Köln

BR24 Sport Benedikt Saller: "Extrem wichtig, dass wir eine Einheit werden"

Stand: 21.07.2023 22:00 Uhr

Nach dem Abstieg in die 3. Liga steht der SSV Jahn Regensburg vor einem kompletten Neuanfang. Benedikt Saller ist einer der wenigen, die beim Jahn blieben. Nun will er als Führungsspieler vorangehen und sagt: "Alle haben Bock auf die Aufgabe."

Von Raphael Weiss

Das Trainingslager des SSV Jahn Regensburg ist beendet und noch ist alles ein riesiges Kennenlernen. Nach dem Abstieg in die 3. Liga verabschiedete sich der Jahn von seinem gesamten Kader - zumindest fast. Ein kleines Grüppchen blieb und musste den Spind in der Kabine nicht räumen: Alexander Weidinger, Konrad Faber, Christian Viet und Benedikt Saller bleiben dem Verein erhalten.

Abschiede nach der Saison: "War emotional"

Der 30-jährige Rechtsverteidiger Saller ist einer aus der Vierergruppe und nun dienstältester Profi beim Jahn. Er erinnert sich noch gut an den Moment, als sich der Verein kurz nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga von mehr als 20 Spielern auf einmal trennte: "Es wurden extrem viele Mitspieler verabschiedet. Mit einigen habe ich sehr viel Zeit verbracht, wir haben sehr viele gemeinsame Jahre auf dem Buckel. Für die war es emotional, für mich auch."

Besonders schmerzte der Abgang von Sebastian Nachreiner, mit dem Saller sieben Jahre lang die Kabine teilte: "Das ist mein längster Arbeitskollege. Das ist etwas Besonderes. Mittlerweile sind wir gute Freunde. Das tut schon weh, wenn so einer nicht mehr da ist in der Kabine." Doch - so ist der Profifußball nun mal - es bleibt nicht viel Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen.

Saller: Erst Nachwuchs, dann Trainingslager

Die neue Saison steht vor der Tür. Die kurze Sommerpause verbrachte Saller in Regensburg. Während er aufmerksam verfolgte, wie Neuzugang um Neuzugang vom Jahn verkündet wurde, wartete Saller auch auf seinen eigenen Nachwuchs. Mittlerweile ist sein Baby dreieinhalb Wochen alt: "Es war eine spannende Zeit. Natürlich verfolgt man, was im Verein passiert, wer kommt. Mit Familie hat man dann aber auch einfach ganz andere Gedanken im Kopf und kommt dann mental weg vom Fußball", sagt Saller.

Doch nun ist wieder voller Fokus angesagt. Dass das bei Saller trotz Nachwuchs gut klappt, zeigt schon, wie souverän er die Nachfrage, ob er die Namen aller 20 Neuzugänge schon draufhat, beantwortet: "Klar. Das ging relativ schnell." Geholfen hat dabei auch das Trainingslager in Bad Göggingen: "Wir fahren mit dem Radl zum Trainingsplatz, essen gemeinsam. Da führt man Gespräche, in denen man sich näher kennenlernt", sagt Saller.

Benedikt Saller konnte den Abstieg in der vergangenen Saison nicht verhindern.

Benedikt Saller konnte den Abstieg in der vergangenen Saison nicht verhindern.

Saller: "Sind auf einem guten Weg, eine Einheit zu werden"

Doch das Teambuilding begann schon in Regensburg. Die vielen Neuzugänge seien erstmal alle im selben Hotel untergekommen. "Die waren abends gemeinsam unterwegs beim Essen", erzählt Saller und lobt dabei Rückkehrer Andreas Geipel als Tourguide: "Der kennt Regensburg und hat den Jungs die Stadt gezeigt. Ich habe mich wegen des Nachwuchses ein bisschen rausgenommen. Aber so etwas ist wichtig. Wir sind auf einem sehr guten Weg, eine Einheit zu werden."

Wohin es mit diesem jungen Kader in der 3. Liga geht, das mag beim SSV Jahn Regensburg noch niemand öffentlich einschätzen. Sportdirektor Achim Beierlorzer ist der Meinung, dass es jetzt der größte Fehler wäre, den Wiederaufstieg als Ziel zu formulieren und zu setzen. "Damit würden wir den Verein und die Mannschaft unter Druck setzen." Und auch Trainer Joe Enochs will keine Zielvorgabe machen: "Wir setzen uns nicht selber unter Druck und geben irgendein Ziel aus."

Benedikt Saller steht hinter dieser Strategie. Er sagt: "Ziele auszuloten macht in der Konstellation noch nicht so viel Sinn. Da müssen wir uns in einem halben Jahr nochmal unterhalten. Wir wollen erfolgreich sein und das Maximale rausholen" - beim Jahn liegen bei diesem Thema alle auf einer Linie. Das Wort Wiederaufstieg wird erstmal nicht in den Mund genommen.

Führungsspieler Saller: "Habe immer ein Ohr für die Jungs"

Und tatsächlich muss sich aus dieser komplett neuformierten Mannschaft erst einmal eine funktionierende Fußballmannschaft ergeben. Dafür sieht Saller auch sich selbst in der Verantwortung: "Ich bin jetzt sieben Jahre schon hier, bin einer der wenigen, die noch da sind. Ich versuche, die Jungs mitzunehmen. Mit Leistung auf dem Platz voranzugehen, ist das wichtigste für uns Führungsspieler. Wir haben immer ein offenes Ohr für Fragen. Wenn die Jungs Hilfe brauchen, sind wir da", so Saller.

Dabei sieht Saller in der ungewöhnlichen Situation auch eine Chance, nach dem schmerzhaften Abstieg noch einmal bei Null zu beginnen: "Wenn viele neue Charaktere zusammenkommen, ist es für den Trainer einfacher, ein Team zu formen. Alle beginnen neu. Alle haben Bock auf die Aufgabe. Die neuen Spieler kommen her und können frei aufspielen und Gas geben. Die haben das letzte Jahr nicht mitgemacht, erklärte Saller und stellte eines klar: "Es darf keine Ausrede für Misserfolg sein. Wir müssen uns an die eigene Nase packen, dass wir, wenn es losgeht, sagen können: Wir können angreifen."

Wiedersehen mit dem TSV 1860: "Auf solche Spiele freue ich mich"

Was passieren kann, wenn in Regensburg alle an einem Strang ziehen, das weiß Saller gut. Er war in dem Team, das 2017 den Aufstieg in die zweite Bundesliga schaffte. "Grundvoraussetzung war, dass wir einen extrem guten Teamspirit hatten", erinnert sich Saller. Damals setzte sich das Team in der Relegation gegen den TSV 1860 durch - dem Jugendverein des gebürtigen Münchners. Nun kommt es in der Saison erneut zu einem Wiedersehen. "Es ist immer was Besonderes, wenn man gegen den eigenen Jugendverein spielt. Auf solche Spiele freue ich mich auf jeden Fall", sagt Saller.

Zu diesen gehört auch der Auftakt am 5. August, um 14 Uhr, gegen die SpVgg Unterhaching: "Es ist ein bayerischer Gegner. Eine coole Aufgabe zum Start. Da werden sicher ein paar Unterhachinger nach Regensburg kommen", sagt Saller. Vielleicht wird es nach diesem Spiel erste Erkenntnisse geben, wohin die Reise mit diesem Team geht - und vielleicht nimmt ja irgendjemand doch das Wort "Wiederaufstieg" in den Mund.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!

Quelle: Heute im Stadion 22.07.2023 - 15:05 Uhr