Großer Preis der Formel 1 in Ungarn Ocon jubelt in Budapest - Vettel disqualifiziert

Stand: 01.08.2021 23:15 Uhr

Ein spektakulärer Start-Crash, den Mercedes-Pilot Valtteri Bottas verursachte, hat den Großen Preis der Formel 1 in Ungarn maßgeblich beeinflusst. Die großen Profiteure waren am Ende Esteban Ocon und zunächst auch Sebastian Vettel - der aber am Abend seinen zweiten Platz durch Disqualifikation verlor.

Hamilton fuhr nach einer packenden Aufholjagd im Mercedes am Sonntag (01.08.2021) als Dritter über die Ziellinie. "Ich habs versucht, versucht, versucht", funkte Vettel nach der Zieldurchfahrt an die Aston-Martin-Box. Versucht, aber nicht geschafft: Ocon im Alpine-Renault verteidigte seine Führung mit dem allerletzten Einsatz bis ins Ziel - und nach langen Diskussionen der Jury wurde Vettel am späten Abend disqualifiziert, weil er bei Rennende zu wenig Treibstoff im Tank hatte.

Führungswechsel in der WM-Wertung

Hamilton verpasste trotz des Aufrückens auf Platz zwei in Ungarn zwar seinen 100. Sieg in der Formel 1, als Trost überflügelte der Engländer allerdings Max Verstappen im Red Bull. Der 23-Jährige aus den Niederlanden rückte nach Vettels Disqualifikation auf Platz neun vor, erlebte dennoch die nächste Enttäuschung und steht in der WM-Wertung nun acht Punkte hinter Hamilton.

Haas-Pilot Mick Schumacher, der in Ungarn vor zwei Jahren seinen ersten Sieg in der Formel 2 gefeiert hatte, gelang dank des Hochkletterns um einen Platz mit Rang 12 sein bestes Ergebnis in der Königsklasse. Im Vorfeld hatte der Rookie noch auf ein "verrücktes Rennen" gehofft.

Verbremser von Bottas führt zur Rennunterbrechung

Schumachers Wunsch wurde wahr, vor dem Rennen änderte eine Gewitterfront mit Regenschauern alle Vorzeichen. Nach einem schlechten Start verbremste sich Mercedes-Pilot Valtteri Bottas auf regennasser Fahrbahn vor der ersten Kurve und verursachte eine Massenkollision. Der Finne krachte von hinten in den McLaren von Lando Norris, der wiederum in die Seite von Verstappens Red Bull rutschte.

Das Rennen wurde danach unterbrochen, Norris, Sergio Perez im Red Bull und auch der von Lance Stroll abgeschossene Charles Leclerc im Ferrari konnten nicht mehr weiterfahren. Norris, der zuvor 15 Rennen in Folge in die Punkte gefahren war, ärgerte sich. "Ich bin etwas genervt. Ich weiß überhaupt nicht, warum so etwas passieren muss und so ein Risiko eingegangen wird", sagte der 21-Jährige: "Das sind Dummheiten."

Peinlicher Patzer von Mercedes

Bottas entschuldigte sich nach dem Vorfall: "Ich habe ihnen gesagt, dass es mein Fehler war. Klar, ich hätte früher bremsen sollen, aber es ist nicht einfach, das einzuschätzen."

Die Red-Bull-Mechaniker versuchten derweil, den Schaden am Boliden des weit zurückgefallenen Verstappen mit Panzertape in Grenzen zu halten. Kurz vor dem Neustart leistete sich Mercedes dann einen kapitalen Fauxpas. Alle Konkurrenten kehrten in die Box zurück, um wegen der abtrocknenden Strecke auf Slicks zu wechseln. Nur Hamilton stand völlig alleine in der regulären Startposition - und startete dann nach seinem verspäteten Reifenwechsel vom letzten Platz seine Aufholjagd.

Verstappen steckt im Verkehr fest

Die WM-Rivalen rollten das Feld nun von hinten auf, ehe die Mercedes-Box Hamilton mit einem früheren Boxenstopp sehr zum Unmut der vielen "Oranje"-Fans auf der Haupttribüne wieder am Niederländer vorbeilotste. Nach dem Crash in Silverstone vor zwei Wochen kamen sich die beiden Ausnahmekönner dieses Mal nicht in die Quere.

Während Verstappen auf dem für Überholmanöver schwierigen Hungaroring mit seinem am Start beschädigten Auto im Verkehr feststeckte, machte Hamilton Platz um Platz gut.

Große Gegenwehr von Alonso

Hamilton peilte zum Ende des Rennens mit frischen Reifen einen Podiumsplatz an und überholte kurz vor Schluss nach einem rundenlangen großartigen Zweikampf noch Fernando Alonso (Alpine) und dann ohne Mühe Carlos Sainz (Ferrari).

Verwarnung für Vettel wegen Regenbogen-T-Shirt

Vettel, der als Zeichen für Toleranz mit einem Helm in Regenbogenfarben fuhr, kämpfte zunächst mit Ocon um den Sieg. Dass Vettel unmittelbar vor dem Rennen bei der ungarischen Hymne ein T-Shirt trug mit der Aufschrift "Same Love", hat Konsequenzen. Er bekam eine Verwarnung abseits der Strecke, die zusammen mit zwei weiteren Verwarnungen für Fehlverhalten auf der Strecke auch zu einer Startplatzstrafe führen kann.

Rennleiter Michael Masi erklärte am Abend im Fahrerlager auf dem Hungaroring, dass den Piloten die Möglichkeit gegeben sei, vor dem Start die Unterstützung für die offizielle Formel-1-Kampagne "We race as one" zu zeigen. Die Hymne des Gastgeberlandes solle aber respektiert werden, indem die Fahrer ihre Rennanzüge tragen würden, betonte Masi.

"Kleines Zeichen der Unterstützung"

"Das war schon bei einer Reihe von Events so. Und es ist nun das erste Mal, dass es passiert ist. Sebastian war auch nicht der Einzige." Es sei "ein kleines Zeichen der Unterstützung", hatte Vettel betont und zunächst sogar mit einer Geldstrafe gerechnet. Schade sei es, dass es nach wie vor Probleme damit gebe, hatte er nach dem Rennen gesagt.

Zu wenig Treibstoff im Tank - Disqualifikation

Der leichte Ärger schlug dann am späten Abend in mächtigen Frust um. Bei der Untersuchung des Aston Martin von Vettel war herausgekommen: Statt des geforderten mindestens einen Liters Treibstoff im Tank waren es nach dem Ende des Rennens nur 0,3 Liter.

Vettel, der sich bereits auf dem Heimweg befand, hatte mit seinem Auto schon nicht mehr den sogenannten Parc fermé erreicht. Komplett abgeschlossen ist der Fall damit aber noch nicht: Aston Martin hinterlegte umgehend bei den Rennkommissaren eine Absichtserklärung für einen Protest. Vettels Wagen wurde daraufhin versiegelt.