Wegen Corona Hallenhockey - deutschen Teams droht der europäische Zwangsabstieg

Stand: 11.02.2022 15:53 Uhr

Die Hallenhockeyspieler von Rot-Weiß Köln reisen nicht zum Finalturnier im Europapokal in die Türkei. Zu viele Coronafälle, sagen die Rheinländer. Der Europäische Hockeyverband droht Deutschland nun mit Zwangsabstieg. Betroffen wäre der frischgebackene Meister aus Mannheim.

Es ist ein einmaliger Vorgang im Hockeysport: Seit heute läuft in der türkischen Küstenstadt Alanya der Euro Hockey Indoor Club Cup 2022. Es ist das Finalturnier im Hallen-Europapokal. Die Champions League, wenn man so will.

Fest eingeplant war die Teilnahme von Rot-Weiß Köln, dem letzten deutschen Hallenmeister, der sich damit für einen Start in der Türkei qualifiziert hatte. Köln galt als großer Favorit. Deutsche Teams dominieren Europas Hallenhockey seit Jahrzehnten. 26 der 31 Austragungen im Hallen-Europapokal der Herren gewannen deutsche Vertreter.

Coronafälle dünnen Kölns Kader aus

Doch Rot-Weiß Köln ist zum Turnier in der Türkei gar nicht erst angereist. Vor einer Woche sagten die Rheinländer beim Europäischen Hockeyverband EHF ab. "Wir haben alles unternommen, um eine Mannschaft zusammenzubekommen", sagte Timo Wess, Vize-Präsident Sport bei Rot-Weiß. "Aber wir hatten gerade einmal sechs einsatzfähige Spieler, sodass nur die Absage als Option blieb."

Tatsächlich ist die Personallage beim Rekordsieger des Wettbewerbs (neun Europapokalsiege) kompliziert. Denn zu zahlreichen Coronafällen gesellt sich die Abstellung von acht deutschen Nationalspielern zu einem DHB-Lehrgang in Südafrika. "Auch ohne diese Nationalspieler hatten wir uns gute Chancen ausgerechnet. Aber eine Teilnahme war nach den jüngsten Entwicklungen gar nicht mehr möglich", sagte Wess.

Stand jetzt muss Deutschland absteigen

Beim Europäischen Hockeyverband waren sie von Kölns Absage nicht erfreut. Deutschland drohe nun der Zwangsabstieg in die B-Division, teilte die EHF mit. Auch eine Geldstrafe in fünfstelliger Höhe steht im Raum. Christoph Menke-Salz, Sportdirektor des Deutschen Hockey-Bundes, erklärt: "Stand jetzt spielt der deutsche Teilnehmer aber kommendes Jahr in der B-Division."

Noch laufen Gespräche des DHB mit der EHF. "Es gibt noch Hoffnung", sagte Menke-Salz. Eine endgültige Entscheidung fällt aber frühestens kommende Woche. Die deutsche Seite darf hoffen, denn das Finalturnier der B-Division ist coronabedingt komplett abgesagt worden. Einen Aufsteiger in die A-Division gibt es gar nicht.

"Wenn ich zum Europapokal A sage, muss ich zum Turnier auch B sagen…"

Direkt betroffen für den Fall des Zwangsabstiegs wäre aber der frischgebackene deutsche Hallenmeister: der Mannheimer HC. "Wenn es so kommt, wie es sich abzeichnet, dann wäre das unheimlich ärgerlich", sagte MHC-Sportdirektor Peter Lemmen. Erstmals seit 2010 ist sein Klub wieder Meister in der Halle geworden: "Der Europapokal im kommenden Jahr wäre natürlich eine sportliche Herausforderung, auf die wir uns sehr gefreut hätten."

Die Absage der Kölner kam in Mannheim nicht gut an. "Ich kenne nicht alle Hintergründe bei Rot-Weiß. Aber wenn ich zum Europapokal A sage, dann muss ich zum Turnier auch B sagen und teilnehmen", stellte Lemmen klar. Timo Wess auf Kölner Seite zeigte Verständnis: "Sollte es zu einem Abstieg kommen, tut uns das für Mannheim sehr leid. Aber wir hatten keine Wahl."

Deutsche Vertreter in Alanya gibt es im übrigen dann doch noch. Kroatiens Vertreter HK Zelina tritt mit den ehemaligen deutschen Nationalspielern Jan Philipp Rabente (34 Jahre), Benjamin Wess (36) und Sebastian Draguhn (38) an.