Spanien | Supercup Spanischer Supercup - Clásico in der Wüste

Stand: 12.01.2022 07:00 Uhr

Der spanische Supercup wird zum zweiten Mal als Turnier in Saudi-Arabien ausgespielt. Fans werden wohl wieder nicht dabei sein, selbst wenn sie es dürften. Doch darum geht es auch nicht.

Die Deutsche Fußball Liga trägt ihren Supercup in jedem Jahr kurz vor dem Start der Bundesliga aus. Das Duell zwischen Meister und Pokalsieger ist zwar sportlich nicht bedeutend, doch es ist für die beiden Teams eine anspruchsvolle Generalprobe und für die Fans eine nette Einstimmung auf die neue Spielzeit.

Bis 2017 war das auch in Spanien so. Doch seitdem geht die Primera Division neue Wege. Wurde der Sieger zuvor immer in Hin- und Rückspiel bei den jeweiligen Finalisten ermittelt, gab es 2018 erstmals nur eine Finalpartie im marokkanischen Tanger.

Künstlich aufgeblähtes Turnier

Danach gingen die Spanier noch einen Schritt weiter. Die Supercopa de España 2019 ging als Final-Four-Turnier im Januar 2020 über die Bühne - und zwar im saudi-arabischen Dschidda. Damit sich der Ausflug auch lohnt, wurde der Supercup künstlich aufgebläht. Neben Pokalsieger und Meister sind auch Vizemeister und Pokalfinalist mit dabei.

Nachdem die Spanier im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie daheim bleiben mussten, geht es jetzt zum zweiten Mal nach Saudi-Arabien. Diesmal nach Riad. Dort treffen der FC Barcelona und Real Madrid im ersten Halbfinale am Mittwoch (12.01.2022) im König-Fahd-Stadion aufeinander – Clásico in der Wüste. Das zweite Halbfinale bestreiten am Donnerstag Atlético Madrid und Athletic Bilbao. Das Finale steigt dann am Sonntag, ein Spiel um Platz drei gibt es nicht.

Es geht allein ums Geld

Der spanische Fußballverband hatte mit Saudi-Arabien zunächst einen Vertrag über drei Jahre abgeschlossen. Der wurde aber inzwischen bis 2029 verlängert. Das beschert dem Verband 40 Millionen Euro pro Jahr. Dass die Menschenrechtslage im autoritären Golfstaat prekär ist und die Menschenrechts-Organisation Amnesty International protestierte, ist dem Verband im Angesicht neuer Märkte und Vermarktungsmöglichkeiten egal. Den Vereinen natürlich auch. Denn das Geld wird zwischen den Klubs und dem RFEF aufgeteilt.

Dass Europas Top-Ligen ihre Supercup-Finale im Ausland austragen, ist nicht neu. Die italienische Serie A ließ schon 1993 die Partie in den USA anstoßen. In den Jahren danach spielten die Italiener immer wieder mal im Ausland - in Tripolis, in Peking, in Doha, in Shanghai und seit 2018 ebenfalls in Saudi-Arabien.

Real Madrid Favorit

Zum Sportlichen: Real Madrid um Toni Kroos ist gegen Barcelona, dem Team des deutschen Torhüters Marc-André ter Stegen, klar favorisiert. Erst am vergangenen Wochenende schoss sich der Tabellenführer in der Liga beim 4:1 gegen den FC Valencia warm. Der FC Barcelona läuft als Sechster der Musik dagegen hinterher. Zuletzt reichte es für Barca nur zu einem 1:1 in Granada. Immerhin ist das Team seit sechs Pflichtspielen ungeschlagen.

Athletic Bilbao reist als Titelverteidiger an. Das Team hatte sich im vergangenen Jahr mit 3:2 nach Verlängerung gegen den FC Barcelona durchgesetzt. Barca darf sich aber mit 13 Erfolgen weiterhin Rekordsieger nennen.

Auch jetzt hat Bilbao gute Chancen, ins Endspiel einzuziehen. Die Basken sind zwar nur Tabellen-Neunter und kamen bei der Generalprobe nur zu einem 0:0 gegen Alaves, sie gelten in Spanien aber als Pokalmannschaft. Gegner Atlético legte vor Weihnachten eine Niederlagenserie hin und kassierte drei Pleiten in Serie. Im neuen Jahr ging es zwar wieder bergauf, doch zuletzt reichte es gegen Villarreal für den Tabellen-Vierten nur zu einem 2:2.

Entfremdung geht weiter

An den Fans geht das übrigens fast alles vorbei. Die geographische Komponente der zunehmenden Entfremdung des Fußballs und der Klubs von den Anhängern sorgt dafür, dass die im Stadion nämlich kaum zu finden sind. Beim Turnier 2020 waren gerade mal 1.000 Fans aus Spanien dabei. Teile der Medien boykottieren den Supercup und machen das Turnier damit endgültig zur Farce. Den Fans steht zudem am Wochenende danach ein völlig zerklüfteter Spieltag bevor, gleich vier Spiele wurden verlegt.

Das sieht auch Bilbaos Stürmer Raul Garcia so. "Das ergibt keinen Sinn. Der Fußball hat sich verändert, wir denken nicht mehr an die Fans", sagte er: "Wir vergessen das Wesentliche, die Atmosphäre, welche die Spiele ausmacht."