Stephanie Frappart als 4. Offizielle

FIFA WM 2022 WM-Schiedsrichterinnen warten weiter auf ersten Einsatz

Stand: 26.11.2022 17:56 Uhr

Auch am 2. Gruppenspieltag der WM wird keine weibliche Hauptschiedsrichterin zum Einsatz kommen. Der Weltfußballverband FIFA setzt in den ersten 32 Spielen ausschließlich auf Männer.

Mit Stéphanie Frappart (Frankreich), Salima Mukansanga (Ruanda) und Yoshimi Yamashita (Japan) sind erstmals auch weibliche Schiedsrichterinnen für die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer nominiert. Doch während einige männliche Kollegen wie Wilton Sampaio (Brasilien) oder der Italiener Daniele Orsato bereits ihr zweites Spiel in der Gruppenphase pfeifen, warten alle drei Frauen noch auf ihren ersten Einsatz.

Auch bei der Schiedsrichteransetzung für die zuletzt noch offenen letzte Partien des 2. Spieltags verzichtete der Weltfußballverband auf das Frauen-Trio. Die WM-Spiele 29 bis 32 am Montag (28.11.2022) leiten Mohammed Mohammed (Vereinigte Arabischen Emiraten), Anthony Taylor (England), Ivan Barton (El Salvador) und Alireza Faghani (Iran).

FIFA nennt Nominierung "historisch"

Vor dem Turnier hatte die FIFA die Nominierung der drei Schiedsrichterinnen als historisch bezeichnet. "Dadurch zeigen wir, dass für uns Qualität zählt und nicht das Geschlecht. Ich würde mir wünschen, dass die Berufung weiblicher Schiedsrichter bei wichtigen Männer-Wettbewerben künftig als normal angesehen wird und nicht als Sensation", wurde Pierluigi Collina, Vorsitzender des Schiedsrichterkomitees der FIFA, auf der Verbandswebsite zitiert.

Frappart und Co: Bisher nur wenige Einsätze als vierte Offizielle

Doch bei der WM in Katar blieb den drei Frauen bislang nur eine Nebenrolle. Frappart, Yamashita und Mukansanga kamen bisher lediglich als vierte Offizielle zum Einsatz. Allerdings teilen sie dieses Schicksal mit sechs männlichen Kollegen.

Urs Meier zweifelt an Qualität der Schiedsrichterinnen

Für den ehemaligen Schiedsrichter Urs Meier liegt das an der Qualität der Schiedsrichterinnen: "Es ist generell so, dass man bei der Nomination der Schiedsrichter darauf achten muss: Was kann passieren? Ich nehme nicht an, dass eine Schiedsrichterin Schweiz gegen Serbien pfeifen wird, wenn es noch um die Qualifikation für die nächste Runde geht", sagte Meier in seinem eigenen "Urs-Meier-Podcast" und erläuterte: "Das ist ein Spiel, das nicht einfach zu leiten sein wird, das sehr viel Fingerspitzengefühl braucht. Gut, das können Frauen auch haben, aber du musst da in die Aktionen reingehen: Da bin ich überzeugt, da braucht es einen Spitzenschiedsrichter."

Steinhaus: "Bei der WM sehen wir die besten Schiedsrichter"

ARD-Schiedsrichterexpertin Bibiana Steinhaus reagierte im Podcast "Sportschau Daily - das FIFA WM Update" auf die Aussagen Meiers: "Bei den Weltmeisterschaften und Europameisterschaften sehen wir die besten Schiedsrichter aus den jeweiligen Nationen vor Ort. Ganz wichtig aus Schiedsrichterinnen- und Schiedsrichter-Sicht - da haben wir alle ein Interesse daran - ist, dass die besten Offiziellen für die entsprechenden Spiele eingesetzt werden."

Steinhaus glaubt an Hauptschiedsrichterinnen bei WM

Frappart leitete in ihrer Karriere über 50 Spiele in der französischen Ligue 1 und wurde von der UEFA für zwei Champions-League- und sechs Europa-League-Spiele berufen. Außerdem leitete sie den UEFA Super Cup 2019 zwischen dem FC Liverpool und dem FC Chelsea, drei Spiele in der Nations League, zwei in der WM-Qualifikation und kam bei jeweils zwei Frauen Welt- und Europameisterschaften zum Einsatz.

Steinhaus sagte, sie freue sich sehr, dass zum ersten Mal auch Frauen als Schiedsrichterinnen für die WM nominiert wurden und glaubt weiterhin an einen Einsatz: "Ich bin mir sehr sicher, dass wir die Schiedsrichterinnen bei der WM auch weiter in Aktion erleben werden. Als Hauptschiedsrichterinnen, als Assistentinnen, als vierte Offizielle und im VAR-Raum."