Nach Filmaufnahmen in Arbeitsmigrantenlager Norwegische Journalisten in Katar festgenommen

Stand: 24.11.2021 16:39 Uhr

Zwei norwegische TV-Journalisten wurden im Land des WM-Gastgebers 2022 vorübergehend verhaftet. Sie hätten bei Aufnahmen in einem Arbeitsmigrantenlager "Hausfriedensbruch begangen", so der Vorwurf.

Als Halvor Ekeland am Mittwochmittag (24.11.2021) im Studio des norwegischen Rundfunks (NRK) interviewt wurde, war ihm seine Erleichterung deutlich anzusehen. "Wir sind echt froh, wieder in Europa zu sein", sagte der Journalist, der am vergangenen Sonntag gemeinsam mit seinem Kollegen Lokman Ghorbani in Katar festgenommen worden war.

32 Stunden lang wurden die beiden Journalisten festgehalten, nachdem sie am Sonntagabend auf dem Weg zum Flughafen von Sicherheitskräften festgenommen worden waren. Filmmaterial über Arbeitnehmerprobleme, das die beiden zuvor in einem Arbeitsmigrantenlager aufgenommen hatten, wurde gelöscht.

"Privateigentum betreten, ohne Genehmigung gefilmt"

Die katarische Regierung beschuldigte die beiden NRK-Journalisten später, "Privateigentum betreten und ohne Genehmigung gefilmt" zu haben. "Wie in fast jedem Land verstößt Hausfriedensbruch gegen das katarische Gesetz. Das muss den beiden vor dem Betreten des Geländes bewusst gewesen sein", so die Rechtfertigung der katarischen Offiziellen.

Ekeland und sein Kameramann Ghorbani hatten in Doha über die Vorbereitungen zur FIFA WM 2022 und das Thema Arbeitsmigranten berichtet.   

Der norwegische Premierminister Jonas Gahr Stoere antwortete, dass die Festnahme "inakzeptabel" sei. Um sich zu erklären, berief das norwegische Außenministerium den katarischen Botschafter ein. Sowohl der norwegische Journalistenverband wie auch der Fußballverband des Landes kritisierten die Verhaftung der Journalisten.

"Ziemlich gut, wieder auf norwegischem Boden zu sein"

"Es ist ziemlich gut, wieder auf norwegischem Boden zu sein", sagte Ekeland am Mittwochmorgen bei Ankunft am Osloer Flughafen. "Es waren einige herausfordernde Tage, aber wir wussten, dass viele Leute für uns arbeiten. Das war gut."

Am Mittag im NRK-Studio berichtete er über Details von Sonntag und Montag: "Wir kehrten um 24 Uhr Ortszeit nach einem Interview zum Hotel zurück und holten unsere Ausrüstung. Als wir fertig waren, kommen fünf oder sechs Leute zu uns, stellen sich vor und zeigen ihre Karten. Sie sagten, sie seien von der Polizei und wir sollten zur Polizeistation mitkommen."

Acht Stunden Einzelverhöre

Die beiden seien im Anschluss acht Stunden lang einzeln verhört worden. "Dann kam eine Person und sagte, es sehe nicht gut für uns aus. Wir mussten dann in eine Zelle, wo wir mit vielen anderen Gefangenen mehrere Stunden verbracht haben", so Ekeland. Ein paar Stunde später seien sie wieder freigelassen worden. Die Beamten seien neugierig, aber während des ganzen Prozesses durchaus freundlich gewesen und hätten keine Gewalt angewendet.

Die katarische Regierung teilte in einer Erklärung mit, dass die beiden festgenommen worden seien, nachdem eine Beschwerde eines privaten Grundstückbesitzers, auf dessen Gelände ein Arbeitslager liegt, eingegangen sei. Es hieß, Ekeland habe im Vorfeld eine Drehgenehmigung beantragt, diese sei aber abgelehnt worden.