Bayerns Vladimir Lucic (l.) im Duell mit Berlins Luke Sikma

Spiel zwei im BBL-Finale Bayern gegen Alba - eine Frage der Energie

Stand: 14.06.2022 11:05 Uhr

Vor dem zweiten Spiel des BBL-Finales stehen die Basketballer von Bayern München gegen das stabiler wirkende Team von Alba Berlin unter Zugzwang.

Es war viel von Energie die Rede, nach dem Sieg von Alba Berlin im ersten Finalspiel um die deutsche Meisterschaft am vergangenen Freitag (10.06.2022). "Uns ist der Treibstoff ausgegangen", sagte Andrea Trinchieri, Trainer von Bayern Münchens Basketballern, und verwies darauf, dass seine Mannschaft keine 48 Stunden zuvor in Bonn das fünfte Spiel einer kräftezehrenden Halbfinalserie bestritten hatte. "Wir hatten physisch und psychisch keine Energie mehr."

In der Tat waren die Münchner nach einer Führung im Schlussviertel eingebrochen und hatten der entschlossenen Berliner Offensive nichts mehr entgegenzusetzen. Doch Bayerns Nationalspieler Andreas Obst widersprach der Interpretation des Trainers, dies habe allein an der fehlenden Kraft gelegen: "Wir haben die ganze Saison schon so durchgespielt. Wir müssen einfach im Kopf ein bisschen smarter sein und das Spiel bis zum Ende spielen."

Berlin mit dem ausgeglicheneren Kader

Die Berliner hatten nach ihrer im Schnelldurchgang gewonnenen Halbfinalserie gegen Ludwigsburg eine Woche Zeit zum Regenerieren. Im ersten Spiel der Finalserie konnten sie aber vor allem von ihrem ausgeglicheneren Kader profitieren, die Berliner setzten mehr Spieler ein und verteilten ihre Minuten deutlich stärker als die Münchner. Dabei sind vor allem die jungen deutschen Profis wie Jonas Mattisseck oder Malte Delow mehr als nur Ergänzungsspieler, die für Entlastung sorgen. Sie durften schon unter Aito Reneses, Vorgänger von Coach Israel Gonzalez, viel Erfahrung sammeln, auf höchstem Niveau. Sie haben Berlins Spielphilosophie verinnerlicht, Stichwort "smart" spielen, und können immer Impulse setzen, wenn sie ihre Minuten bekommen.

Die Münchner haben ihren Kader stärker an der Euroleague ausgerichtet und vertrauen vor allem ihren ausländischen Stars. In der BBL wiederum müssen pro Team sechs deutsche Spieler im Kader stehen, die Berliner können auch deshalb auf eine tiefere Rotation setzen als die Bayern. Dies könnte zum entscheidenden Faktor werden für die restlichen Spiele der Finalserie.

Beim Auftaktsieg der Berliner kamen vier Minuten vor dem Ende mit Maodo Lo und Luke Sikma zwei Führungsspieler mit aufgefüllten Reserven von der Bank. Münchens Anführer Nick Weiler-Babb und Vladimir Lucic, am Ende jeweils mit fast 30 Minuten im Tank, schleppten sich da schon sichtlich ausgepowert übers Feld. Dabei fordert gerade das Spiel der Münchner, das von einer starken Defensive lebt, viel Kraft und Laufarbeit, um Passwege zuzulaufen, die gegnerischen Angreifer zu bearbeiten und die Chancen auf offene Würfe zu minimieren.

Pesic: Fehlende Kraft "spielt keine Rolle"

Dafür waren die Berliner in der entscheidenden Phase zupackender in der Defensive, provozierten Ballverluste und setzten den ersten, auch psychologisch wichtigen Schlag in der Finalserie. Seine Mannschaft sei "in den Hintern getreten" worden, sagte Coach Trinchieri und versprach einen anderen Auftritt in Spiel zwei am Dienstagabend (19 Uhr) in München. Geschäftsführer Marko Pesic wollte die strapaziöse Saison, bei der die Münchner schon 80 Spiele abgerissen haben, nicht mehr als Ausrede gelten lassen: "Es spielt einfach keine Rolle. Wir haben jetzt das Endspiel und maximal fünf Spiele."

Für die Bayern spricht immer noch, dass sie in den bisherigen vier Finalserien gegen den Dauerrivalen dreimal den Titel gewonnen haben, nur im Vorjahr triumphierte Alba. Auch in der regulären Saison haben die Münchner drei von vier Duellen für sich entscheiden können.

Alba-Manager Marco Baldi erinnerte an die vergangenen Schlachten, bei denen sie oft auch von der Abgebrühtheit und Erfahrung der Münchner aus dem Rhythmus gebracht wurden. "Sie sind sehr, sehr clever und ausgeschlafen. Sie wissen, wann man Zeit rausnehmen muss. Es ist sehr, sehr schwer, da bei seinen Sachen zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren."

Auch Berlins Trainer Gonzalez warnte vor einer starken Reaktion der Bayern: "Sie waren schon oft in sehr schwierigen Situationen und haben die Erfahrung, um sie zu lösen. Aber wir können auch noch besser spielen, und das werden wir versuchen."