Im Zeichen des Weltfrauentags Frauen-Bundesliga - zwischen Sichtbarkeit und Verlusten
Der 15. Spieltag der Frauen-Bundesliga steht im Zeichen des Weltfrauentags. Die Maßnahmen für mehr Sichtbarkeit sind bunt, aber die Verluste der Vereine wachsen weiter.
Sportlich, so viel steht fest, ragt am 15. Spieltag der Frauen-Bundesliga eine Paarung heraus: Eintracht Frankfurt gegen FC Bayern, der aktuelle Dritte gegen den Tabellenführer. Das Spitzenspiel (Samstag, 09.03. ab 12.55 Uhr) gibt es im HR-Livestream in der ARD-Mediathek.
Fast ausverkauftes Stadion in Frankfurt
Auch wenn mutmaßlich noch keine Vorentscheidung im Meisterschaftskampf fällt, weil das direkte Duell der Topteams aus München und Wolfsburg erst am 23. März stattfindet, steht viel auf dem Spiel. Die Eintracht kämpft um den dritten Platz, der zur erneuten Champions-League-Qualifikation berechtigt, die Bayern um die Titelverteidigung.
In Frankfurt ist die Vorfreude groß: Am Donnerstagvormittag waren bereits 4700 Tickets verkauft, unter dem Adlerdach war das 5200 Plätze bietende Stadion am Brentanobad noch nie so voll. "Es ist ein schönes Gefühl, wenn so ein kleines, familiäres Stadion voll ist, das beflügelt uns. Die Fans freuen sich auf ein cooles Spiel, einen coolen Fußballsamstag, auf ein Topspiel. Unter solchen Bedingungen gibt es nichts, was es nicht geben kann", freut sich Frankfurts Nationalspielerin Sophia Kleinherne.
Alle Spiele sind kostenlos zu sehen
Google Pixel als Namenssponsor der Liga und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) haben die Runde unter das Motto Ein Spieltag für alle gestellt. Alle Spiele gibt es kostenlos bei den privaten und öffentlich-rechtlichen TV-Sendern und Streaming-Anbietern.
"Das ist ein starkes Zeichen von Google Pixel und den Medienpartnern, die Liga aktiv zu gestalten und zusammen an dem großen Ziel, die Sichtbarkeit weiter zu steigern, zu arbeiten", sagt Geschäftsführer Holger Blask. Starke Einschaltquoten der Länderspiele der DFB-Frauen belegen das gewachsene Interesse, wovon auch die Bundesliga profitiert.
Der Zuspruch bei den Live-Übertragungen steigt
Der Durchschnitt bei den 28 Free-TV-Übertragungen aus der Saison 2022/2023 betrug 240.000 Zuschauer – deutlich mehr als früher. Dennoch bleibt der Weg zu mehr Gleichberechtigung weit. In seinem Wachstums- und Professionalisierungsplan hält der DFB ja selbst fest, dass der Frauenfußball gegenüber dem Männerfußball "in der Organisation 70 Jahre, im Bundesliga-Betrieb 34 Jahre und als Live-Medienprodukt 21 Jahre im Rückstand" ist.
Über das Tempo der Aufholjagd ist sich die Liga nicht ganz einig, sonst wäre Tobias Trittel vom VfL Wolfsburg als Vorsitzender des Ausschusses Frauen-Bundesligen nicht zurückgetreten. Welche Entwicklungsschritte will die Liga wann und vor allem wie schnell gehen? International wächst die Konkurrenz auch für Marken, die in Europa geachtet sind. Gerade erst hat der VfL Wolfsburg als Champions-League-Finalist 2023 bestätigt, dass Topverteidigerin Dominique Janssen am Saisonende gehen wird.
Mit Dominique Janssen geht die nächste Topspielerin
Die niederländische Nationalspielerin schlug das Angebot zur Vertragsverlängerung aus. Zieht es sie nach England, woe ihre ehemalige Vereins- und Nationalelfkollegin Jill Roord (Manchester City) spielt? Dabei verdienen die Topspielerinnen in Wolfsburg und München mittlerweile Monatsgehälter im fünfstelligen Bereich.
Aber das ist innerhalb der Bundesliga nicht die Regel: 62 Prozent der Spielerinnen liegen laut DFB-Erhebung unter 2920 Euro Monatsgehalt. Bei Forderungen nach einem Mindestgehalt regte sich in einigen Vereinen viel Widerstand, obwohl die Vereine so viel Geld einnehmen wie nie zuvor.
Frauen-Bundesliga erwirtschaftet jetzt fast 25 Millionen Euro
Am Donnerstag veröffentlichte der DFB den Saisonreport, der mit fast 25 Millionen Euro als Summe aller Klubs einen Rekorderlös auswies. Die durchschnittlichen Erträge stiegen 2022/23 um rund 40 Prozent auf 2,01 Millionen Euro. Innerhalb von fünf Spielzeiten haben sich die Einnahmen also verfünffacht.
Noch besser fiel die Zuschauerentwicklung aus: 359.404 Besucher kamen vergangene Spielzeit zu den 132 Partien: 2723 im Schnitt - dreimal so viel wie vorher. Auf der Gegenseite steht jedoch ein weiterhin immenser Fehlbetrag für die Zwölfer-Liga. Im Schnitt weist jeder Klub mittlerweile eine Unterdeckung des Etats von mehr als 1,7 Millionen Euro auf, denn die Aufwendungen liegen mittlerweile bei 3,78 Millionen Euro.
Personalkostenquote liegt bei mehr als 100 Prozent
Aktuell fressen die Gehälter (2,04 Millionen Euro) die Einnahmen komplett auf. Gesund kann eine Personalkostenquote von mehr als 100 Prozent eigentlich nicht sein. Doch der DFB sieht keinen Grund zur Besorgnis: Das negative Saisonergebnis sei "kein Anzeichen für eine wirtschaftliche Schieflage, sondern Ausdruck des stetig steigenden und immer intensiveren Engagements der Lizenzklubs im Frauenfußball und als Investition zu verstehen", heißt es im Saisonreport.
DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch sagt: "Die Dynamik und Euphorie, die bei der Europameisterschaft 2022 losgetreten wurden, sind nachhaltig. Seit der laufenden Saison 2023/2024 greift der neue Medienrechtevertrag, den wir in puncto Sichtbarkeit weiter für die Vereine und Spielerinnen nutzen können. Und das wird sich auch positiv auf die wirtschaftliche Grundlage der Liga auswirken."
Die Quersubvention, mahnte kürzlich Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann an, könne kein Dauerzustand bleiben. Wie lange sind die Lizenzvereine bereit, die Investitionen immer weiter nach oben zu schrauben? Klar, dass der Verband keinen Zeithorizont nennt, wann der Betrieb mal annähernd kostendeckend verlaufen könnte.
TSG Hoffenheim widmet den Frauen das ganze Vereinsmagazin
Wie schwierig es ist, die Frauen besser zu vermarkten, spürt die TSG Hoffenheim. Abteilungsleiter Ralf Zwanziger hat den Klub zu einem der besten Ausbildungsvereine entwickelt, mit Denni Strich kümmert sich ein früherer DFB-Fachmann ums Marketing, Trainer Stephan Lerch wird nächste Saison nur Manageraufgaben übernehmen.
Das Vereinsmagazin Spielfeld widmet seiner März-Ausgabe allein dem Fußball der Frauen - und doch kommt die TSG bislang bei Heimspielen im Dietmar-Hopp-Stadion nicht über die 1000er-Marke hinaus. Allerdings haben auch die Männer im Kraichgau so ihre Probleme beim Zuschauerzuspruch.
1. FC Köln erwartet mehr als 25.000 Zuschauer
Leichter haben es reichweitenstarke Vereine wie der 1. FC Köln. Sie können mit Highlightspielen in den Männer-Arenen ihre Fanbasis vergrößern. Kölns Frauen treten gegen Werder Bremen (Sonntag, 10.03. ab 14 Uhr im Live-Ticker auf sportschau.de) das zweite Mal in der Vereinsgeschichte jetzt im RheinEnergieStadion an. Mehr als 25.000 sind Tickets verkauft.
Nachdem 38.365 Besucher vor einem Jahr gegen Frankfurt eine neue Bestmarke brachten, wird also der Saisonrekord von Werder Bremen (21.508 Zuschauer im Weserstadion gegen Köln) geknackt. "Auch im Zusammenhang mit dem Weltfrauentag ist das für uns ein Riesenerfolg", sagt die Bereichsleiterin Frauenfußball, Nicole Bender-Rummler.
SC Freiburg mit freudiger Botschaft
Eine freudige Botschaft vermeldete der SC Freiburg vor seinem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (Sonntag, 10.03. ab 18.30 Uhr im Live-Ticker auf sportschau.de). Trainerin Theresa Merk wird Mutter, teilte der Verein am Donnerstag mit.
Wie sich der Sportclub innerhalb des Trainerteams während Merks Abwesenheit aufstelle, werde zu gegebener Zeit kommuniziert. Erst einmal zählt das freudige Ereignis zum Weltfrauentag.