Kelvin Lunga (l.) von Rot-Weiß Oberhausen und Dennis Brock vom 1. FC Düren im Zweikampf.

WDR-Sport Regionalliga West - Spannend wie lange nicht mehr

Stand: 10.10.2023 13:47 Uhr

Ohne einen großen dominierenden Klub scheint die Regionalliga West so eng zu sein wie seit vielen Jahren nicht mehr. Vorhersagen sind fast unmöglich.

Von Michael Buchartz

Das Gefälle in der Regionalliga West war in den letzten Jahren mitunter groß: Klubs, die schon sehr professionelle Strukturen hatten, liefen der Konkurrenz teilweise meilenweit davon. Doch in dieser Spielzeit stellt sich das bisher ganz anders da - die großen Klubs sind weg und die Spannung ist zurück. Die ersten sechs Teams trennen nach zehn Partien nur drei Punkte.

Die Ausgangslage

Der Blick auf die Tabelle gibt etwas Orientierung: Angeführt wird diese von Fortuna Köln, punktgleich folgen dahinter Düren und Bocholt. Platz vier geht derzeit an Oberhausen (19) vor der Reserve des 1. FC Köln (18) und dem Letzten des Sextetts aus Wuppertal mit 17 Zählern. Also alles innerhalb eines Sieges oder einer Niederlage.

Tabellenplatz Name Tordifferenz Punkte
1 Fortuna Köln 19:6 20
2 1. FC Düren 20:12 20
3 1. FC Bocholt 15:12 20
4 Rot-Weiß Oberhausen 16:6 19
5 1. FC Köln 17:11 18
6 Wuppertaler SV 18:16 17

Die Favoriten: Oberhausen, Wuppertal, Fortuna Köln

Ob RWO, der WSV oder auch die Rot-Weißen aus der Kölner Südstadt - sie alle eint eines: Vor der Saison sah man die Klubs als Mitfavoriten auf den Aufstieg an. Wuppertal und Oberhausen spielen zwar seit Jahren im oberen Tabellendrittel mit, doch immer gab es einen deutlich besser aufgestellten Verein, der sich Platz eins und damit den möglichen Gang in die 3. Liga schnappte.

Beispiel Wuppertal: In der vergangenen Spielzeit war man Zweiter. Vortritt lassen musste man nur dem deutlich größeren Klub, was Fanbasis und finanzielle Mittel angeht: Preußen Münster. Davor das Jahr gab es mit Essen und Münster noch zwei Vereine von solcher Größe. Direkt dahinter kam damals? Der Wuppertaler SV. Oberhausens Platzierungen der letzten drei Jahre hießen sieben, vier und sieben. Bei der Fortuna sind es die Plätze sechs, fünf und vier gewesen - nun machen sich alle drei Hoffnungen auf ganz vorne.

Die Überraschungen: Bocholt und Düren

Die Arrivierten, die oben genannt sind, werden allerdings gestört von zwei Klubs, die vor der Saison mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hatten. Denn aufgrund der Verschärfung der Stadionauflagen war nicht klar, ob Bocholt und Düren eine Lizenz erhalten werden. Während Bocholt frühzeitig Lotte als Ausweichstadion angab, klärte sich die Lizenzfrage bei Düren erst in letzter Minute.

Sportlich läuft es für beide Vereine blendend: Beim letztjährigen Zehnten Düren stehen schon 20 Treffer zu Buche. Düren stellt damit die beste Angriffsreihe der Liga, der FCD musste jedoch nun den Abgang von Trainer Boris Schommers verkraften. In Bocholt reibt man sich noch mehr die Augen: Letztes Jahr noch bis zum Schluss im Abstiegskampf, spielen die Bocholter plötzlich auf Augenhöhe mit der Spitze.

Die Wundertüte: 1. FC Köln II

Wer richtig gezählt hat, weiß ganz genau: Aus dem Sextett fehlt noch ein Klub. Die Reserve des 1. FC Köln ist so etwas wie die Wundertüte der Spitzengruppe. Der FC spielt seit Jahren mit seiner zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Mal mit mehr Erfolg, wie 2021 als Fünfter - mal mit weniger wie als 14. im vergangenen Jahr.

Daher überraschte es ein wenig, dass beim FC vor der Saison mittelfristig die 3. Liga als Ziel ausgegeben wurde. Auf den zweiten Blick erklärt es sich wie folgt: Die Kölner möchten den Talenten Spielpraxis in einer Profiliga ermöglichen - auch damit der Sprung zur Bundesliga nicht mehr so groß ist. Damit schlägt man einen Weg ein, den der BVB vor einigen Jahren vorgemacht hatte. Inzwischen hat sich die Borussia in Liga drei etabliert.

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Die Prognose: Spannung bis zum Schluss

Eine Prognose ist schwierig, schließlich ist erst ein Drittel der Saison gespielt. Die direkten Duelle untereinander sind eminent wichtig. Wer den lägsten Atem hat, weiß niemand vorauszusagen: Nominell sind Fortuna, RWO und der WSV am besten besetzt. Düren und Bocholt dagegen profitieren von ihrer Euphorie und dem erarbeiteten Selbstvertrauen.

Beim 1. FC Köln II weiß man nie, wer neben den talentierten Nachwuchskräften noch auf dem Platz steht - so wie am Samstag, als die Profis Mark Uth und Florian Dietz ihr eine Halbzeit dauerndes Comeback nach Verletzungen gaben. Das Aushelfen gestandener Profis könnte einen Unterschied ausmachen, muss es aber nicht. Eines scheint sicher: Einen Durchmarsch von einem oder zwei Teams wie bei Essen und Münster wird es nicht geben - für Spannung ist also gesorgt.