Selhurst Park, das Stadion von Crystal Palace

Gegengewicht zur ECA Kleinere Klubs in Europa organisieren sich neu

Stand: 24.04.2023 22:02 Uhr

Eine neue Klub-Vereinigung soll kleineren Vereinen in Europa eine Stimme geben, mehrere Bundesligisten haben Interesse. Die ECA, mächtiger Fürsprecher der Spitzenklubs, ergreift Gegenmaßnahmen.

Die neue Union of European Clubs (UEC) wurde am Montag (24.04.2023) in Brüssel offiziell ausgerufen. "Wir wollen eine Lücke in der Struktur des europäischen Klubfußballs schließen. Mehr als 90 Prozent der Profiklubs sind nicht vertreten, und das sind vor allem Klubs außerhalb der Elite", sagt ein Vertreter der UEC im Gespräch mit der Sportschau. "Die UEC wird diesen Klubs eine Stimme geben."

Mehrere Klubs aus den fünf großen Ligen in Europa haben Interesse bekundet. Aus der Bundesliga waren Vertreter von Borussia Mönchengladbach, dem VfB Stuttgart, Werder Bremen und dem VfL Bochum anwesend. Der FC Sevilla und Crystal Palace veröffentlichten ihr Interesse, laut englischen Medien zeigten sich aus der Premier League der FC Watford, FC Brentford, Aston Villa und Brighton & Hove Albion der Organisation offen gegenüber. Im Hintergrund baute die ECA Druck auf.

ECA versucht, die UEC abzuwerten

Die European Club Association (ECA) ist bislang die einzige von der UEFA anerkannte Klubvertretung im europäischen Fußball. Und sie will, dass das so bleibt und versucht, die UEC kommunikativ und strukturell abzuwerten. Bei der Generalversammlung in Budapest Ende März vergrößerte die ECA die Zahl ihrer Mitglieder deutlich, was auch die Mitgliedschaft bei der neuen Konkurrenz unattraktiver machen soll.

Nasser Al-Khelaifi, Präsident von Paris Saint-Germain und Vorsitzender der ECA, sagte über die UEC: "Ich habe nur wenig von ihnen gehört. Ist das eine neue Art von A22 (die Agentur zur Durchsetzung der Super League, Anmerkung der Redaktion)? Wir sind die einzige von UEFA und FIFA anerkannte Klubvertretung." Alle wichtigen Interessengruppen sind in Brüssel eingeladen, das Thema ist in der europäischen Fußballpolitik sensibel.

Der ECA-Vorsitzende Nasser Al-Khelaifi

Der ECA-Vorsitzende Nasser Al-Khelaifi

ECA-Geschäftsführer Charlie Marshall wählte dem Sender "CBS" gegenüber ironische Worte in Bezug auf Crystal Palace: "Schön zu sehen, dass Crystal Palace, ein Klub mit über 200-mal so hohen Einnahmen wie ein ähnlicher Klub in der kroatischen Liga, sich dafür einsetzt, die Kluft zwischen den reichsten und den ärmsten Klubs in Europa zu schließen."

UEC will die ECA nicht ersetzen - aber ein Gegengewicht bilden

Die UEC sagt derweil, dass sie die ECA nicht ersetzen, aber ein Gegengewicht sein will. "Wenn nur Eliteklubs angemessen vertreten sind, werden Entscheidungen über die Zukunft des Fußballs, die alle Klubs betreffen, im Sinne der Eliteklubs getroffen", heißt es aus der UEC.

Vertreter der neuen Organisation waren am Freitag (21.04.2023) auch bei der Generalversammlung des europäischen Ligenverbands eingeladen, die sich in einem Aufruf für höhere Zahlungen der UEFA an kleinere Klubs aussprach. Die Gründung der UEC ist auch ein Ausdruck der finanziellen Spaltung in Europa.

Spaniens Ligachef unterstützt die Gründung der UEC

Eine polarisierende Figur spielt eine wichtige Rolle bei der UEC: Javier Tebas, Chef der spanischen Liga, unterstützte die UEC bei ihrer Gründung. Tebas gilt als einer der undiplomatischsten Funktionäre im internationalen Fußball. Er befindet sich dauerhaft in öffentlichen Auseinandersetzungen - beispielsweise mit dem spanischen Verband, spanischen Journalisten, dem FC Barcelona, Real Madrid und auch der ECA mit Nasser Al-Khelaifi und Paris Saint-Germain.

Tebas, der die UEFA bei der Verhinderung der Super League maßgeblich unterstützte, trat am Montag bei der Veranstaltung der UEC auf. Er unterstützt die Organisation bei ihrer Gründung und befürwortet sie. Ihr Vorsitzender soll er jedoch nicht werden.