Neue Nationaltrainerin Pia Sundhage zieht es in die Schweiz
Die Schwedin Pia Sundhage tritt die Nachfolge von Inka Grings als Nationaltrainerin der Schweizer Fußballerinnen an. Rund anderthalb Jahre vor der EM in der Schweiz erhielt die erfahrene FIFA-Welttrainerin von 2012 beim SFV einen Vertrag bis Ende 2025.
Der Schweizer Fußball-Verband hat als Ausrichter der EM 2025 mit Sundhages Verpflichtung einen Coup gelandet. "Es ist ein Privileg, unter diesem Druck ein Team coachen zu dürfen. Ich liebe es", sagte die 63 Jahre alte Sundhage. Verbandspräsident Dominique Blanc rühmte ihre Verpflichtung als "Meilenstein im Schweizer Frauenfußball".
Entsprechend gut dürfte der Job vergütet sein. Die im vergangenen Jahr freigestellte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatte vor ihrem DFB-Engagement insgesamt sieben Jahre als Nationaltrainerin der Schweiz gearbeitet.
Sie ist eine echte Persönlichkeit
Mit ihrer Erfahrung und Aura, Empathie und Weltoffenheit hätte die populäre Schwedin eigentlich auch eine Kandidatin für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) sein müssen, der spätestens nach den Olympischen Spielen auf Trainersuche gehen muss.
Sundhage ist eine Fußballlehrerin, die ihr Umfeld mit großer Begeisterung mitreißen kann. Gerne setzt sie sich dann auch für alle ans Klavier. Zwei Tage vor dem Finale der Frauen-WM 2011 in Deutschland sang sie als US-Nationaltrainerin sogar in einer Pressekonferenz. Der DFB kann ihren Namen nun allerdings von der Liste streichen.
Trainerfrage beim DFB kann sich schnell stellen
Sollte Interimstrainer Horst Hrubesch beim Final Four der Nations League - Halbfinale in Lyon gegen Frankreich am 23. Februar - scheitern, dann würde sich die Trainerfrage schon sehr bald stellen. "Wir müssen in verschiedenen Szenarien denken. Wir sind dran. Ich bin mir bewusst, dass es eine Aufgabe wird, an der ich gemessen werde", hatte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer bei ihrer Vorstellung am vergangenen Donnerstag (11.01.2024) gesagt. Über Namen hatte sich die neue Managerin für die DFB-Frauen nicht äußern wollen.
Gehandelt werden immer wieder Colin Bell (Nationaltrainer Südkorea) und Jill Ellis (ehemalige Weltmeistertrainerin der USA). Bundesliga-Trainer wie Tommy Stroot (VfL Wolfsburg) oder Stephan Lerch (TSG Hoffenheim) sollen noch nicht kontaktiert worden sein.
Es gibt nur wenige deutsche Trainerinnen
Als ausgeschlossen gilt, dass der DFB einen Kandidaten ohne Erfahrung im Fußball der Frauen verpflichtet. Daher kommen Ex-Nationalspieler wie Miroslav Klose oder Stefan Kuntz nicht infrage. Das Angebot an deutschen Trainerinnen ist dünn.
Nach der Trennung von Martina Voss-Tecklenburg hatten mehrere Spielerinnen betont, dass Alter und Geschlecht bei der Auswahl keine Rolle spielen dürfe. "Für uns Spielerinnen ist es wichtig, dass es menschlich, aber auch fachlich passen wird. Welches Geschlecht, das ist dann völlig egal", sagte Torhüterin Frohms erst im vergangenen Monat.
Misserfolg mit Brasilien bei der WM in Australien
Zuletzt hatte Sundhage die Brasilianerinnen trainiert, ihre größten Erfolge als Coach feierte sie zwischen 2008 und 2012 mit der Auswahl der USA. 2011 wurde Sundhage mit Megan Rapinoe und Co. Vize-Weltmeisterin bei der Endrunde in Deutschland, 2008 und 2012 gewann sie Gold bei den Olympischen Spielen.
Bei der WM in Australien allerdings scheiterten die von ihr trainierten Brasilianerinnen bereits in der Vorrunde sensationell an Jamaika. Ein unrühmlicher Abschied für Weltstar Marta. Auch Sundhage wirkte am Ende ratlos.
Inka Grings bekam im November den Laufpass
Hingegen kam die Schweiz mit einem sehr pragmatischen Stil bis ins Achtelfinale. Inga Grings hatte ihr Team auf Körperlichkeit und Defensive gepolt, doch gegen den späteren Weltmeister Spanien ging ihr Ensemble mit 1:5 im ersten Spiel der K.o.-Runde unter. Danach häuften sich die Misserfolge.
Von der 45-Jährigen hatte sich der SFV Mitte November getrennt. Unter der Leitung der früheren deutschen Nationalstürmerin war in 14 Partien nur ein Sieg gelungen. Interimsweise hatte Reto Gertschen seither die Auswahl betreut. Dass Grings auf der Kandidatenliste beim DFB auftaucht, gilt aufgrund ihrer engen Verbindung zu Voss-Tecklenburg - beide waren zwischenzeitlich in aktiven Zeiten ein Paar - als unwahrscheinlich.