Kiels Spieler feiern mit den Fans gemeinsam den Aufstieg

NDR-Sport Bundesliga ahoi! Holstein Kiel ist aufgestiegen

Stand: 12.05.2024 00:53 Uhr

Holstein Kiel hat es geschafft. Als erster Club aus Schleswig-Holstein sind die "Störche" in die Bundesliga aufgestiegen. Dazu reichte am Samstagabend im ausverkauften Heimspiel vor 15.000 Fans ein 1:1 (1:0) gegen Verfolger Fortuna Düsseldorf.

Von Johannes Freytag

Um exakt 22.24 Uhr war es so weit: Schiedsrichter Sven Jablonski pfiff die Partie im Kieler Holstein-Stadion ab, und der Jubel kannte keine Grenzen. Die KSV-Profis fielen sich überglücklich in die Arme, Trainer Marcel Rapp hüpfte voller Freude über den Rasen, den die Fans längst gestürmt hatten. Bundesliga ahoi - Kiel ist als 58. Verein seit der Liga-Gründung 1963 dabei! Noch auf dem Rasen ließ sich die Mannschaft auf dem Dach der Auswechselbank feiern, Feuerwerk erhellte den Abendhimmel, es gab Bier- und Champagnerduschen für alle, unisono skandierten Spieler und Anhang "Bundesliga, Bundesliga - hey hey".

KSV-Sportchef Wehlmann: "Heute werden die Bremsen gelöst"

"Bundesliga - das klingt überragend. Höchsten Respekt an alle Beteiligten, die daran gearbeitet haben. Ich bin ja noch nicht so lange dabei", sagte KSV-Sportchef Carsten Wehlmann, der erst Anfang März bei den Kielern als Nachfolger von Uwe Stöver angeheuert hatte, dem NDR. Der 51-Jährige kündigte eine große Party an: "Heute werden alle Bremsen gelöst."

"Was für ein historischer Tag für Holstein Kiel und für unser ganzes Sportland Schleswig-Holstein. Der ganze Verein hat eine unglaubliche Saison hingelegt und sie heute mit dem Aufstieg ins Oberhaus gekrönt."
— Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther

Das versprach auch Philipp Sander und nahm dabei Trainer Rapp in die Pflicht: "Da ist nichts mehr mit auf die Bremse treten. Das hat er jetzt genug gemacht, heute Abend ist Vollgas", sagte der KSV-Kapitän. Der KSV-Coach will mitmachen: "Ich bin jetzt nicht so das große Feierbiest, aber wenn es drauf ankommt, dann bin ich da. Und heute Abend bin ich da."

Rapp blickt voraus: "Werden krasser Außenseiter sein"

"Marcel ist ein großer Baustein des Erfolgs", lobte der scheidende Sportchef Stöver den 45-Jährigen. Rapp wäre aber nicht Rapp, wenn er nicht schon den Blick voraus auf die Bundesliga richten würde: "Wir werden wahrscheinlich krasser Außenseiter sein. Aber wir werden wieder alles in die Waagschale werfen, was uns durch diese Saison getragen hat: Intensität, Zusammenhalt, auch, wenn Spieler ausfallen, so wie heute. Wir werden versuchen, die Leute mitzunehmen, inhaltlich einen guten Fußball zu spielen. Mal sehen, was dabei rauskommt."

"Ich hab mir immer gewünscht, dass ich irgendwie aufsteige, oder dass nochmal sowas Großes passiert. Und jetzt mit fast 34 Jahren ist das in Erfüllung gegangen. Deswegen sollte man nie aufhören für seine Träume zu kämpfen."
— KSV-Profi Lewis Holtby

Remberg: "Fans haben uns unglaublich gepusht"

Mittelfeldspieler Nicolai Remberg zeigte sich begeistert von den Fans: "Das ist unfassbar. So, wie die uns gepusht haben, wie die an unseren Bus geklopft haben, das hat am Ende, glaube ich, nochmal den letzten Push gegeben. Und dann stehst du da oben und guckst und alle freuen sich einfach. Es gibt als Fußballer nichts Schöneres." Das fand auch Tom Rothe: "Ich glaube, das war der beste Moment meines Lebens. Da draußen zu stehen, zu jubeln, das ganze Feld ist voll mit Zuschauern. Und die feiern hier unsere Leistung, was wir hier vollbracht haben. Das ist einfach geil."

Turbulente Anfangsphase mit früher Kieler Führung

Kiel musste gegen Düsseldorf kurzfristig auf Timo Becker verzichten, der Siegtorschütze beim 1:0-Erfolg am vergangenen Wochenende in Wiesbaden fiel wegen eines Bänderrisses aus. Das hielt den Mittelfeldspieler allerdings nicht davon ab, gemeinsam mit dem ebenfalls verletzten Marco Komenda den Fanmarsch der KSV-Anhänger ins Stadion mitzumachen.

Im Stadion-Fanblock sahen die beiden dann einen Blitzstart ihrer Mannschaftskollegen: Tom Rothe durfte von der linken Seite unbedrängt flanken, Pichler ebenso unbedrängt zum 1:0 für die "Störche" einnicken (2.). Kurz darauf prallten erst Kiels Torwart Timon Weiner und Düsseldorfs Felix Klaus zusammen, danach bekam Patrick Erras den Ball aus kurzer Distanz an die Hand geköpft. Schiedsrichter Jablonski verweigerte auch nach dem Studium der Videobilder den Elfmeterpfiff. Riesen-Glück für die Gastgeber, Riesen-Pech für Düsseldorf, das zudem wechseln musste: Jona Niemiec kam für den benommenen Klaus (7.).

Bernhardsson lässt das 2:0 liegen

In der Folgezeit ging es hin und her - die 22 Profis boten ein Vollgas-Zweitligaspiel, gönnten sich keine Verschnaufpause. Die Rheinländer drängten auf den Ausgleich, Holstein auf das zweite Tor. Chancen gab es hüben wie drüben. Erst nach einer guten halben Stunden nahmen die Kieler etwas das Tempo raus und ließen den Ball samt Gegner laufen.

Alexander Bernhardsson hätte für noch mehr Ruhe auf Kieler Seite sorgen können, als er frei vor Gästekeeper Florian Kastenmeier auftauchte: Der Schwede setzte den Ball aber aus elf Metern links neben das Tor (36.). Er hätte sogar noch querlegen können auf den mitgelaufenen Lasse Rosenboom. So blieb es zur Pause bei der knappen 1:0-Führung.

Tzolis gleicht vom Punkt aus

Nach Wiederbeginn das gleiche Bild: Holstein Kiel agierte abwartend und hielt Düsseldorf meist erfolgreich vom eigenen Strafraum fern. Einmal war Tzolis enteilt, Erras grätschte aber dessen Schussversuch bärenstark weg (58.). Auf der Gegenseite schloss Shuto Machino nach einem Konter zu ungenau ab (60.).

Aber die Fortuna erhöhte den Druck immer mehr und kam zum Ausgleich: Lewis Holtby rannte Niemiec im Strafraum förmlich um, Jablonski entschied nach Studium der VAR-Bilder auf Strafstoß. Tzolis verwandelte sicher zum 1:1 (70.). Zehn Minuten später verhinderte KSV-Keeper Weiner den Doppelpack des Griechen, als er dessen Distanzschuss mit einer Glanzparade aus dem Winkel fischte (79.).

Remberg hätte in der 90. Minute für die Gastgeber alles klar machen können, scheiterte jedoch an Kastenmeier. Aber auch das hatte keine weiteren Konsequenzen mehr, die Kieler überstanden die sechsminütige Nachspielzeit - danach war Jubeln angesagt ...

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Sportclub | 12.05.2024 | 23:05 Uhr