Wolfgang Sandhowe, Trainer Makkabi Berlin

Makkabi-Trainer Wolfgang Sandhowe Makkabi-Trainer Wolfgang Sandhowe: "Was wollen wir mehr an einem 1. Mai?"

Stand: 30.04.2024 16:10 Uhr

2023 gewann Makkabi Berlin sensationell den Landespokal. Am Mittwoch (14 Uhr) trifft der Titelverteidiger im Halbfinale auf Sparta Lichtenberg. Trainer Wolfgang Sandhowe will erneut ins Finale einziehen - und hat noch viel vor mit Makkabi.

rbb|24: Herr Sandhowe, es ist Ihrer Mannschaft wieder geglückt: Makkabi Berlin ist weit vorgestoßen im Berliner Landespokal und gehört auch in diesem Jahr zu den vier besten Klubs. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
 
Wolfgang Sandhowe: Das Erfolgsgeheimnis ist der Glaube an die Mannschaft. Sie wurde so zusammengestellt, dass wir das finanziell verkraften können. Wir haben keine großen Stars. Aber wir haben eine Mannschaft, die zusammenhält. Das ist unser Geheimnis. Wir sind wie eine Familie.
 
Welchen Stellenwert hat die anstehende Halbfinal-Partie gegen Sparta Lichtenberg für Ihren Verein?
 
Wer mich kennt, weiß, dass ich jedes Spiel gewinnen will. Das wird eine ganz heiße Schlacht. Aber wir freuen uns drauf. Das macht doch den Fußball aus: So ein Spiel, da sind Zuschauer, da geht die Post ab, jeder will gewinnen. Was wollen wir mehr an einem 1. Mai-Feiertag?

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Sie gewannen 2023 mit Makkabi sensationell den Landespokal und qualifizierten sich dadurch für den DFB-Pokal. War das Spiel gegen den VfL Wolfsburg einer größten Momente in Ihrer Karriere?
 
Ja, das war schon sehr schön. Aber wir hatten eigentlich gehofft, dass es Hertha wird oder Union oder Bayern. Von der Attraktivität ist Wolfsburg nicht so hoch anzusiedeln. Aber ich habe mich unheimlich gefreut, die beiden Trainer Niko und Robert Kovac wiederzusehen (Anm.: 2022-24 bildeten Niko und Robert Kovac das Trainergespann des VfL Wolfsburg). Die wollte ich einst zu den Reinickendorfer Füchsen holen (Anm.: Sandhowe trainierte die Füchse 1992-94). Und den Robert habe ich dann ja später mitgenommen zum 1. FC Nürnberg (Anm: Sandhowe war 1994/95 Co-Trainer von Hermann Gerland beim 1. FCN).

Fiel es nach all den Erfolgen in den letzten ein, zwei Jahren in dieser Saison schwerer, die Mannschaft neu zu motivieren?
 
Ja, in der Situation lag schon eine gewisse Brisanz. Pokal gewonnen, gute Saison gespielt – da muss man immer wieder appellieren an die Einstellung und so weiter. Das ist nun mal so, aber wir haben auch ordentlich gespielt in diesem Jahr, stehen ja ganz ordentlich da (Anm.: Makkabi ist Tabellensiebter der NOFV-Oberliga Nord).

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Am 7. Oktober erfolgte mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und der Geiselnahme eine Zäsur für Ihren jüdischen Klub. Was hat sich seitdem im Vereinsleben verändert?
 
Bei jedem Training, das ist auffällig, steht ein Polizeiwagen bei uns am Stadion, beziehungsweise am Platz. Ich finde unheimlich traurig, dass das nötig ist. Sonst kann ich nichts dazu sagen und will es auch nicht, weil der politische Bereich nicht meine Aufgabe ist.
 
Im ersten Spiel nach den Angriffen herrschte ein großer Rummel um Ihren Verein, im Pokalspiel bei Berolina Stralau waren zahlreiche Medienleute vor Ort, es gab außerdem ein großes Polizeiaufgebot. Was haben Sie der Mannschaft gesagt?
 
'Jungs, was rundherum ist, das vergesst mal für 90 Minuten. Wir wollen in die nächste Runde.' Und das haben die gemacht und dann haben wir unser Ziel erreicht, eine Runde weiter zu kommen (Anm.: Makkabi gewann 4:1).
 
Den anstehenden Gegner Sparta Lichtenberg kennen Sie aus der Oberliga – und auch aus dem Pokalfinale 2023, aus dem Ihr Team siegreich hervorging. Können Sie uns den Gegner einmal näherbringen?
 
Das ist eine gut fußballspielende Mannschaft, die auf Kunstrasen sehr gut klarkommt. Sparta hat gute Spieler mit Touré (Anm.: Mohamed), mit Hänsch (Daniel) und mit Rehbein (Lukas). Diese Mannschaft ist qualitativ sehr hoch anzusiedeln. Die steht als Aufsteiger aktuell auf dem dritten Platz, da muss man in den Hut vorziehen. Aber wir fahren mit Optimismus dahin. Die müssen uns erstmal packen.

In einem möglichen Finale hieße der Gegner Viktoria Berlin, immerhin Regionalligist, oder Lichtenberg 47. Was wäre dann drin für Ihr Team?
 
Dann ist alles drin. Das Finale findet in Lichtenberg im Hans-Zoschke-Stadion statt. In der Liga hatten wir dort in der ersten Halbzeit geführt gegen Lichtenberg 47 und haben mit Pech noch verloren. Wir waren auch im Spiel. Für uns wäre Lichtenberg, wenn wir weiterkommen gegen Sparta, der ideale Gegner.
 
Was würden Sie in der Zukunft noch gerne mit Makkabi erreichen? Wo soll die Reise hingehen?
 
Ich bin ja keine 20 mehr. Ich weiß nicht, wie lange ich noch am Platz stehen kann. Meine Frau sagt zwar immer, du brauchst ein Gras unter den Füßen - aber kein Kunstrasengras, sondern richtiges Gras. Wir wollen im nächsten Jahr noch mal richtig Gas geben und versuchen aufzusteigen. Wenn wir das schaffen, ist es superklasse. Wenn nicht, geht die Welt nicht unter. Wichtig ist für uns, dass wir einen geilen Fußball spielen. Und das tun wir.

Vielen Dank für das Gespräch!
 
Das Interview führte Shea Westhoff, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 30.04.2024, 22 Uhr