Willian Pacho kommt gegen den Münchner Konrad Laimer nicht hinterher.

Schon jetzt mehr Gegentore als in der Hinrunde Abwehr von Eintracht Frankfurt: Wenn der Schlendrian Einzug erhält

Stand: 01.05.2024 08:07 Uhr

In der Hinrunde übertüncht die starke Abwehr von Eintracht Frankfurt manch Schwäche im Angriff. Seit geraumer Zeit aber schleichen sich auch bei den Defensivspielern unnötige Fehler ein. Das belegen selbst die Zahlen.

Von Daniel Schmitt

Der Hauptschuldige für die Frankfurter Niederlage in München war schnell ausgemacht, sicher nicht ganz zu Unrecht: Der Gesichtstreffer des Eintracht-Abwehrspielers Robin Koch an seinem DFB-Kollegen Thomas Müller entschied tatsächlich die Partie. Absicht? Keine Absicht? Einerlei. Vor allem mit einigen Tagen Abstand.

Statt über den Aussetzer im Detail zu sinnieren, sollte vielmehr die Gesamtlage etwas Beachtung finden. Jene der Frankfurter Abwehr. Die nämlich hat im Vergleich zur Hinrunde abgebaut. Nicht bedenklich, aber spür- und belegbar. Das Zahlenwerk zur These: Während die Eintracht in 17 Ligaspielen der ersten Saisonhälfte lediglich 20 Gegentore kassierte (viertbestes Team), sind es aktuell nach 14 Rückrundenspielen bereits zwei mehr.

Abwehr-Aussetzer häufen sich

Heißt: Liga-Mittelmaß, gleich neun Clubs kassierten in dieser Zeit weniger Treffer, darunter Mannschaften wie Bremen, Mainz, Union oder Heidenheim. Die Frankfurter Rest-Paarungen gegen Leverkusen und Leipzig sowie Mönchengladbach lassen zudem weitere Gegentore vermuten.

Es ist jetzt nicht so, dass Koch und Kollegen das Hauptproblem der Eintracht wären, aber sie sind zumindest zu einem kleinen geworden. Vielmehr sind es ihre individuellen Aussetzer. So patzte Koch ja nicht nur in München, sondern auch in Stuttgart, als er in hinterster Reihe einen Ball verdaddelte. Nicht umsonst sehen einzelne (oder einige?) Experten den Dortmunder Mats Hummels im EM-Rennen am Frankfurter gerade vorbeiziehen.

Pacho bringt Mitspieler in die Bredouille

Oder Willian Pacho: Der Sommer-Neuzugang, gekommen für neun Millionen Euro aus Antwerpen, wurde allenthalben gelobt für seinen Kick-Start bei der Eintracht, und etwas später gehyped für seine in der Tat herausragenden Auftritte in der Hinrunde. "Weltklasse" im eigenen Strafraum attestierte ihm Trainer Dino Toppmöller.

Gerade in den vergangenen Wochen aber zeigt auch bei Pacho die Tendenz nach unten. Die gehobene Klasse des Linksfußes ist unzweifelhaft, Fehler aber streute er in der Rückrunde vermehrt ein. Beispiele aus jüngerer Vergangenheit: In Stuttgart hob er vor dem 0:1 das Abseits auf und ließ sich vor dem 0:2 ausspielen. Daheim gegen Augsburg brachte er Philipp Max vor dem 0:1 mit einem Holper-Pass in die Bredouille. Und in München führte ein ungenauer Querpass zur ersten Bayern-Führung. Auch gewann er dort nur 40 Prozent seiner Zweikämpfe.

Robin Koch und der Ellenbogen - Absicht oder nicht?

Liverpool-Interesse an Pacho?

Diese Auflistung soll nicht bedeuten, dass Pacho die Klasse fehlt. Im Gegenteil. Der Nationalspieler Ecuadors ist ein guter Mann, womöglich sogar ein Top-Mann. Mit 301 gewonnenen Zweikämpfen führt er in dieser Kategorie das interne Ranking an, liegt ligaweit auf Platz elf. Sein Marktwert hat sich von elf Millionen Euro zu Saisonbeginn auf 30 Millionen nach oben geschraubt.

Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche dürfte in ihm – mal wieder – einen Profi gefunden haben, den er, zumal mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattet, mittelfristig mit viel Gewinn veräußern kann. Und Leistungsschwankungen mit 22 Jahren wie bei pacho gehören dazu. Nicht umsonst wabern Gerüchte herum, wonach die Großclubs Europas Pacho auf dem Einkaufszettel notiert haben. Der FC Liverpool zum Beispiel. Mindestens eine weitere Saison im Hessischen würde dem jungen Verteidiger mutmaßlich aber guttun.

Meisterliche Offensive kommt auf Eintracht zu

Bei Mitspieler Tuta, Pachos Abwehrpendant auf der rechten Seite, hielten sich rund um den Jahreswechsel die Gerüchte, wonach es trotz eines bis 2026 laufenden Vertrags zu einer Trennung im Sommer kommen könnte. Der Brasilianer streute schlicht zu viele Fehler ein. Zudem hat sich die Eintracht bereits die Dienste des Innenverteidigers Aurèle Amenda (Young Boys Bern) gesichert. Zur Wahrheit gehört, dass Tuta seine Leistungen mittlerweile stabilisiert hat. Mal als Sechser, häufiger als rechter Verteidiger agierte er zuletzt ordentlich. Ein sinnloser Tritt gegen Bremen, der ihm eine Rote Karte und eine Zwei-Spiele-Sperre einbrachte, ausgenommen.

Am Sonntag im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (17.30 Uhr) wird der 24-Jährige wohl wieder an der Seite von Koch und Pacho verteidigen. Es gilt dann im Kollektiv, die meisterliche Offensive in Schach zu halten. Eine Offensive, die der Eintracht im Hinspiel ihre höchste Saisonpleite zufügte (0:3). Und damals agierte die Frankfurter Abwehr sogar noch in Topform.

Highlights: FC Bayern München - Eintracht Frankfurt