Adrian Newey vom Team Red Bull

Formel 1 in Miami Newey-Abschied sorgt für neue Unruhe bei Red Bull

Stand: 02.05.2024 22:10 Uhr

Der bevorstehende Abgang von Adrian Newey, Chefdesigner bei Red Bull, stellt das sportliche Geschehen beim Formel-1-Rennen in Miami in den Schatten. Red Bull muss sich angesichts des Abschieds des Technik-Masterminds nicht nur Sorge um den Status als Branchenprimus machen - sondern womöglich auch den Verlust von Weltmeister Max Verstappen fürchten.

Die Formel 1 in Miami verspricht wie in den Vorjahren großes Spektakel, vor allem neben der Rennstrecke: Zu den Super-VIP-Gästen, die sich fürs Renn-Wochenende angesagt haben, gehören unter anderem Serena Williams und Elon Musk. Heiß diskutiert wird derzeit in den US-Boulevardmedien, ob Star-Quarterback Patrick Mahomes, Investor beim Team Alpine, seinen Chiefs-Teamkollegen Travis Kelce mitbringt - und dessen Freundin Taylor Swift. Die Pop-Göttin wird schließlich den zweiten Teil ihrer großen Welttournee im Oktober im Hard Rock Stadium in Miami eröffnen, zufällig auch der Schauplatz der Formel-1-Sause.

Das Rennen am kommenden Sonntag (05.05.2024, 22.00 Uhr MESZ) verspricht dagegen wohl nicht einmal halb so viel Spannung: Alle erwarten den nächsten Erfolg von Dominator Max Verstappen, der nicht nur vier der fünf bisherigen Saisonrennen gewann, sondern auch in den vorangegangenen zwei Jahren in Miami.

Technik-Guru Newey ab 2025 nicht mehr bei Red Bull

Weitaus mehr Brisanz barg die Meldung von Verstappens Rennstall Red Bull: Das Weltmeister-Team hatte am Mittwoch bestätigt, dass Chefdesigner Adrian Newey das Team im ersten Quartal 2025 verlassen wird. "Es war mir eine große Ehre, fast zwei Jahrzehnte lang eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Red Bull Racing zu spielen", erklärte Newey kurz vor dem Rennen in Miami.

Von Mansell bis Verstappen - Designer mehrerer Weltmeister-Autos

Der Abschied des Chefdesigners versetzte die Formel-1-Welt in Aufregung: Schließlich hat der 65-Jährige federführend jene Autos entwickelt, in denen Verstappen zu mittlerweile drei Weltmeistertiteln geflogen ist - und auch den Boliden, der Verstappen in diesem Jahr voraussichtlich erneut zum Titel tragen wird. Aus Neweys Feder stammten zuvor auch die Weltmeister-Rennwagen von Nigel Mansell (1992), Alain Prost (1993), Damon Hill (1996), Jacques Villeneuve (1997/alle Williams), Mika Häkkinen (1998 und 1999/McLaren) sowie Verstappens Vorgänger bei Red Bull, Sebastian Vettel (2010 bis 2013).

Teamchef Christian Horner bedankte sich bei Newey für "all die großartigen Momente in den vergangenen 20 Jahren" und nannte ihn eine "echte Legende". Red Bulls Chefingenieur und Aerodynamik-Tüftler werden geradezu magische Fähigkeiten nachgesagt: Von der BBC wurde er tatsächlich einmal gefragt, ob er den Luftstrom sehen könne. "Nein, natürlich nicht", antwortete Newey, fügte aber hinzu: "Ich kann mir im Kopf ein ganz gutes Bild davon machen, wie er verläuft."

Wenn nun also Technik-Chef Newey bei Red Bull geht - endet damit im kommenden Jahr auch die sagenhafte Erfolgsserie? Das wird sich spätestens ab 2026 zeigen, wenn die neuen Regeln greifen und die Autos nach gänzlich anderen Vorgaben zu fahren sind. Es könnte die Spannung in die Formel 1 zurückkehren, die jeder, der es nicht mit Verstappen und Red Bull hält, derzeit schmerzlich vermisst.

Neues Traum-Duo bei Ferrari?

Vor allem, wenn etwas an den Meldungen dran ist, dass es Newey zu Ferrari ziehen könnte. Es halten sich hartnäckige Gerüchte, dass sich die Scuderia, die seit Jahren den eigenen Ansprüchen hinterherfährt, sehr intensiv um Newey bemüht - und der 65-Jährige gewillt sein könnte, diese Herausforderung anzunehmen. Erst am Mittwoch berichtete die "Gazzetta dello Sport" von einem Treffen Neweys mit Ferrari-Teamchef Fred Vasseur in London. Newey hatte offiziell nur verlauten lassen, dass der richtige Zeitpunkt gekommen sei, "um den Staffelstab an andere zu übergeben und mich neuen Herausforderungen zu stellen".

Hamilton zu möglicher Zusammenarbeit mit Newey: "Aufregende Vorstellung"

Die Hoffnungen der Ferrari-Fans, Newey zu gewinnen und damit endlich wieder erfolgreicher zu sein, sind in jedem Fall riesig. Zumal Lewis Hamilton ab der kommenden Saison für die Scuderia fahren wird. Eine Kombination aus Technik-Guru Newey und dem britischen Rekordweltmeister - dies könnte die Kräfteverhältnisse in der Königsklasse tatsächlich verschieben und womöglich eine neue Ferrari-Ära einläuten.

Hamilton, der noch für Mercedes unterwegs ist, bezeichnete diese Vorstellung am Donnerstag als "sehr, sehr aufregend". Es sei "egal, für welches Team sich Adrian entscheidet, es wird enorm davon profitieren", sagte Hamilton: "Er hat ein fantastisches Wissen, es wäre sehr spannend, mit ihm zu arbeiten."

Red Bull ohne Newey - was macht Verstappen?

Dies führt automatisch zur Frage, was Verstappen ohne den langjährigen Mastermind Newey macht, der so eng mit seinen eigenen Erfolgen verknüpft ist. Neweys nun feststehender Abgang hat deshalb gleich die Spekulationen befeuert, dass auch Verstappen bald bei Red Bull aussteigen könnte.

Gerüchte über eine mögliche vorzeitige Auflösung des Vertrags, der eigentlich bis 2028 läuft, wurden zuletzt immer wieder gestreut, seit die Vorwürfe einer ehemaligen Mitarbeiterin wegen unangemessenen Verhaltens gegen Teamchef Christian Horner für viel Unruhe gesorgt haben. Der interne Machtkampf zwischen Teamchef Horner, Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko und Verstappens Vater Jos drückte zu Saisonbeginn auf die Stimmung. Newey, so ist zu vernehmen, war auch darüber unglücklich.

Verstappen, um den sich unter anderem Mercedes intensiv bemühen soll, wird die Entwicklung in jedem Fall genau beobachten - und zwischendurch wohl im Red Bull noch ein paar Rennen gewinnen.